Wissenswertes zu WeihnachtenWarum gibt es Baum und Adventskranz?

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Steht dieser Tage in vielen Haushalten: Der Weihnachtsbaum. 

Hannover – Adventskranz, Baumkugeln, Räuchermännchen: In der Weihnachtszeit gibt es zahlreiche traditionelle Dekorationen, deren Ursprünge Jahrhunderte zurückliegen. Ein Überblick über die wichtigsten Bräuche rund um das Weihnachtsfest.

Warum gibt es den Weihnachtsbaum?

Für Menschen, die nicht lesen oder schreiben konnten, entwickelten sich seit dem 13. Jahrhundert am Heiligen Abend zwei Spiele: das Paradies- und das Krippenspiel, erklärt der katholische Theologe Manfred Becker-Huberti. Das Krippenspiel vergegenwärtigte die Geburt Jesu.

Das Paradiesspiel erklärt, wie die Erbsünde in die Welt kam: Eva und Adam aßen eine verbotene Frucht vom Baum der Erkenntnis. Sie wurden dadurch sterblich. „Nördlich der Alpen wird die Frucht durch einen roten Apfel dargestellt, der an einem grünen Baum hängt“, erklärt Becker-Huberti. „Weil es davon im Winter nicht viele gibt, kamen nur Tanne, Eibe oder Ilex dafür in Frage.“

Warum hängen heute Lichter und Kugeln am Baum?

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Christbaumkugeln der Elias Farbglashütte Lauscha: Hier liegt der Ursprung der farbigen Kugeln aus Glas.

Unter Martin Luther wurde Weihnachten zum Familienfest. Beim evangelischen Adel tauchte der Christbaum auf dem Gabentisch auf – und durch Kerzen wurde er zum Lichterbaum, der Jesus als das Licht der Welt symbolisiert.

„Ende des 16. Jahrhunderts entstand im Elsass der Brauch, im Wohnzimmer zum Weihnachtsfest einen Baum aufzustellen“, erläutert Thies Gundlach, Theologischer Vizepräsident des Kirchenamtes der Evangelischen Kirche in Deutschland. Um 1900 übernahmen laut Becker-Huberti die Katholiken die Familienfeier zu Weihnachten und das dazugehörige Brauchtum.

Geburtsort der farbigen Kugeln aus Glas soll Lauscha in Südthüringen gewesen sein, sagt Gundlach. Weil sich ein armer Glasbläser 1847 keine Nüsse und Äpfel leisten konnte, fertigte er die Früchte selbst und hängte farbenfrohe Äpfel, Birnen und Nüsse aus Glas an den Baum.

Warum stellen Menschen eine Krippe auf?

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Die Idee von der Futterkrippe als Geburtsort Jesu lässt sich schon im Frühchristentum nachweisen. Populär wurde die Inszenierung durch Franz von Assisi.

Die Idee von der Futterkrippe als Geburtsort Jesu lässt sich schon im Frühchristentum nachweisen. Eine solche Futterkrippe stand an Weihnachten neben dem Kirchenaltar. Im Mittelalter legte man eine Jesuspuppe hinein, die bei weihnachtlichen Wiegeliedern zum Schaukeln gebracht wurde. Populär wurde die Inszenierung der Geburt durch Franz von Assisi, der 1223 eine Krippe mit Ochs, Esel und lebensgroßen Wachsfiguren aufbauen ließ.

„Die älteste Krippe der Jesuiten soll 1560 im portugiesischen Coimbra aufgestellt worden sein“, sagt Martin J. Martlreiter, Präsident des Verbandes Bayerischer Krippenfreunde. Als erste private Krippe werden meist die 116 Figuren genannt, die sich Herzogin Constanza um 1567 für ihren Palast Piccolomini in Amalfi bei Neapel anfertigen ließ. 

Wofür steht der Adventskranz?

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Der Adventskranz wurde von einem Pfarrer erfunden. Er sollte Kindern als Kalender dienen, so dass sie die Zeit bis Weihnachten zählen konnten.

Der Adventskranz geht auf eine Erfindung des evangelischen Pfarrers Johann Hinrich Wichern 1839 zurück. Da die Waisenkinder, um die er sich kümmerte, immer fragten, wann denn endlich Weihnachten sei, baute er aus einem alten Wagen einen Holzkranz mit 20 kleinen roten und vier großen weißen Kerzen als Kalender, erklärt Gundlach.

An jedem Tag in der Adventszeit wurde eine weitere Kerze angezündet, an den Sonntagen eine der großen Kerzen, so dass die Kinder die Tage bis Weihnachten abzählen konnten. Seit etwa 1860 wird der Adventskranz aus Tannengrün gefertigt.

Woher stammen die Schwibbögen?

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Symbolisiert die Sehnsucht nach Licht: Seit Mitte des letzten Jahrhunderts werden Schwibbögen zur Advents- und Weihnachtszeit in die Hausfenster gestellt.

Auch der Schwibbogen kommt aus dem Erzgebirge. Er zeigt den Alltag der Familien sowie „die Sehnsucht der Bergleute nach Licht“, sagt Becker-Huberti. „Einige Varianten zeigten auch christliche Motive aus der Weihnachtsgeschichte“, ergänzt Gundlach.

„Auf den ältesten erhaltenen Schwibbögen aus dem 18. Jahrhundert findet sich die Darstellung des Sündenfalls und die Vertreibung Adams und Evas aus dem Garten Eden.“ Seit Mitte des letzten Jahrhunderts werden Schwibbögen zur Advents- und Weihnachtszeit in die Hausfenster gestellt, um auch dort als helles Licht in der Dunkelheit zu leuchten.

Warum ist das Räuchermännchen eine Weihnachtsdekoration?

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Räuchermännchen wurden 1830 erstmals erwähnt und waren zunächst nur Abdeckungen für Kerzen. Handwerker entwickelten dann auch Figuren für Weihnachten.

Zunächst waren Räuchermännchen schlicht Abdeckungen für Räucherkerzen und -kegel und dienten dem komfortablen Abbrennen des Weihrauchs, berichtet Gundlach. Sie wurden 1830 erstmals erwähnt.

„Ursprünglich hat man beliebte Figuren des Lebens dargestellt, zum Beispiel verschiedene Berufe des Volkes“, sagt Dieter Uhlmann vom Verband Erzgebirgischer Kunsthandwerker und Spielzeughersteller. Dann entwickelten die Handwerker auch Figuren für Weihnachten. Und sie schafften es, dass sie mit dem Fest in Verbindung gebracht werden.

Wie kam es zur Weihnachtspyramide?

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Die Pyramiden tauchten im 18. Jahrhundert auf. Aber erst im 19. Jahrhundert gab es die offiziellen Weihnachtspyramiden.

Die in Deutschland im 18. Jahrhundert bekannten Lichtergestelle waren laut Gundlach der Ursprung der heutigen Pyramiden. Sie bestanden aus vier mit grünen Zweigen umwundenen Stäben, die am oberen Ende zusammengebunden und mit Lichtern versehen waren. Die ersten Weihnachtspyramiden wurden Ende des 18. Jahrhunderts gefertigt. „Sie waren ursprünglich nicht zum kommerziellen Vertrieb gedacht“, erklärt Uhlmann. „Drechsler und Spielzeugmacher haben diese Pyramiden für sich zu Hause entworfen.“

Erst Ende des 19. Jahrhunderts lief der Vertrieb an. „Dabei unterscheiden wir heute noch Göpelpyramiden, welche häufig mit bergmännischen Motiven bestückt sind, und Stufenpyramiden, für die wohl fürstliche Tafelaufsätze die Ideen gaben.“ Auch die sogenannten Weihnachtsberge, die sich mit Tannenzapfen, Moos und vielen mehr dekorieren lassen, galten als Vorbild für Pyramiden (dpa)

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