Studie zeigtÄltere Väter sind ein Risiko für Mutter und Kind

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Lange unterschätzt: Das Alter der Väter kann sich einer neuen Studie zufolge negativ auf Mutter und Kind auswirken.

  • Eine neue US-Studie zeigt, dass eine späte Vaterschaft Risiken für Mutter und Kind birgt.
  • Die Wahrscheinlichkeit für eine Frühgeburt steigt bei Frauen mit Partnern ab 45 Jahren.
  • Für die werdende Mutter besteht zudem ein erhöhtes Risiko für eine Schwangerschaftsdiabetes.

Palo Alto – Die Uhr tickt für Frauen mit zunehmendem Alter immer lauter, Männer dagegen haben theoretisch lebenslang Zeit, Kinder zu zeugen – so das gängige Klischee. Dass das Alter der Frau sich negativ auf die Gesundheit des Kindes und den Verlauf der Schwangerschaft auswirken kann, ist bekannt. Doch dass das auch für Väter gilt, wissen viele nicht.

Eine neue Studie der Stanford University in Palo Alto, im US-Bundestaat Kalifornien, legt nahe, dass eine späte Vaterschaft Risiken für Mutter und Kind birgt: So kam es bei Frauen, deren Partner älter als 45 waren, häufiger zu einer Frühgeburt. Für die werdende Mutter stieg die Wahrscheinlichkeit, an einer Schwangerschaftsdiabetes zu erkranken, abhängig vom Alter des Vaters.

Höheres Risiko für Frühgeburten und geringes Geburtsgewicht

Die Wissenschaftler der „Stanford University School of Medicine“ untersuchten für die Studie, die im Fachjournal BMJ (British Medical Journal) erschienen ist, 40 Millionen Lebendgeburten in den USA zwischen 2007 und 2016. Die Daten der Kohortenanalyse stammen aus Erhebungen von US-Gesundheitsbehörden, etwa dem „National Center for Health Statistics“.

Der Analyse zufolge erhöht sich bei Frauen mit Partnern ab 45 Jahren die Wahrscheinlichkeit für eine Frühgeburt um 14 Prozent im Vergleich zur Referenzgruppe mit Vätern zwischen 25 und 34 Jahren. Von einer Frühgeburt wird bei einer Schwangerschaft, die weniger als 37 Wochen dauert, gesprochen. Die Kinder der Väter über 45 Jahren hatten außerdem häufiger ein geringes Geburtsgewicht von weniger als 2500 Gramm.

Neugeborene alter Väter mussten häufiger auf die Intensivstation

Auch das Risiko für Krampfanfälle nach der Geburt stieg für die Säuglinge um 18 Prozent. Der Nachwuchs von Vätern ab 55 Jahren musste zudem häufiger beim Atmen unterstützt werden und auf eine Intensivstation für Neugeborene verlegt werden. Mütterliche Risikofaktoren – wie das Alter oder der Bildungsstand – wurden bei der Analyse der Daten berücksichtigt, damit sie die Ergebnisse nicht verfälschen.

Die Forscher schätzen, dass eine „bedeutende Zahl“ dieser negativen Auswirkungen auf die Geburt hätte verhindert werden können, wenn ältere Väter sich entschieden hätten, schon vor dem Erreichen des 45. Lebensjahrs Kinder zu zeugen. Die Wissenschaftler deuten an, dass Veränderungen der Spermien älterer Männer die Ergebnisse erklären könnten, heißt es auf der Seite des Fachjournals BMJ über die Studie. Allerdings sei das absolute Risiko einer späten Vaterschaft weiterhin gering.

Es handle sich außerdem um eine „Beobachtungsstudie“, sodass keine festen Schlussfolgerungen über Ursache und Wirkung gezogen werden könnten. Dennoch sollte das Alter des Vaters nach Ansicht des Forscher-Teams für die Gesundheit der Schwangeren und des Kindes stärker in den Vordergrund rücken.  

„Ein gesundes Baby ist ein Teamsport“

„Wir tendieren dazu, auf die mütterlichen Anteile zu schauen, wenn wir Geburtsrisiken bewerten, aber diese Studie zeigt, dass eine gesundes Baby ein Teamsport ist, und dass das Alter des Vaters ebenfalls zur Gesundheit des Babys beiträgt“, erklärte Studienautor Michael Eisenberg in einer Pressemitteilung der Stanford University zur Studie.

In den USA gebe es derzeit noch wenige späte Väter, schreiben die Autoren um den Urologen Eisenberg. Dennoch habe sich die Anzahl von Vätern, die älter als 40 Jahre sind, dort seit den siebziger Jahren verdoppelt. Von daher schätzen die Stanford-Wissenschaftler, dass späte Vaterschaft immer relevanter wird und weitere Forschung  hierzu vonnöten ist.

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Das Alter deutscher Väter wird im Gegensatz zum Alter der Mütter in der amtlichen Statistik nicht erhoben, teilte das Statistische Bundesamt auf Anfrage mit. Lag das Durschschnittsalter deutscher Mütter 1960 nach Angaben des Instituts für Bevölkerungsforschung noch bei 27,5 Jahren, ist es nach den jüngsten Erhebungen des Statistischen Bundesamts 2017 auf 31,17 Jahre gestiegen.

Die Qualität der Spermien nimmt im Alter ab

Bei Frauen werden die Eizellen schon vor ihrer Geburt angelegt und altern ab diesem Zeitpunkt, Männer dagegen produzieren täglich neue Spermien. Experten gingen deswegen lange davon aus, dass die männlichen Keimzellen nicht altern würden. Inzwischen stehe jedoch fest, dass die Qualität der Spermien im Alter abnehme, schreibt das Deutsche Ärzteblatt in einem Artikel über die Stanford-Studie.

Die Zahl der Muta­tionen in den Keimzellen steige und es komme zu sogenannten epigenetischen Veränderungen, was Auswirkungen auf die Kinder haben könnte: „Diskutiert werden unter anderem ein Anstieg von Autismus, genetische Anomalien, psychiatrische Erkrankungen und sogar ein erhöhtes Krebsrisiko.“

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