Von Akupunktur bis Qi GongWie wir unsere Energiequellen im Körper anzapfen

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Qi Gong, die chinesische Meditations- und Bewegungsform, soll die Energie im Körper fließen lassen.

  • Die Traditionelle Chinesische Medizin begreift den menschlichen Körper als Energieträger. Sind wir gesund, fließt die Energie.
  • Mit den richtigen Techniken kann jeder lernen diese Energien zu nutzen, dazu zählen Akupressur, Akupunktur oder Qi Gong.
  • Prof. Wenjun Zhu, Experte für die fernöstliche Gesundheitslehre, erklärt, wie wir unsere inneren Kraftströme pflegen und nutzbar machen können.

Köln – Unser Körper ist vergleichbar mit einem ausgeklügelten Straßennetz, auf dem nicht Autos fahren, sondern Energie fließt. Das klappt reibungslos, wenn das System durchlässig und einwandfrei gepflegt ist. Falls nicht, staut sich Energie mit spürbaren Folgen für die Gesundheit, gepaart mit funktionellen Störungen.

Traditionelle Chinesische Medizin: Alt werden, ohne alt zu sein

Prof. Wenjun Zhu weiß, wie auf optimal gepflegten Meridianen Energie fließen muss und wie Staus verhindert oder aufgelöst werden können. Er weiß es, weil er sich sein Leben lang damit beschäftigt hat. Wenjun Zhu hat in China und Deutschland studiert. Er hat die deutsche Staatsangehörigkeit und lebt Frau und zwei Töchtern seit vielen Jahren in Köln.

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Prof. Dr. Dr. Wenjun Zhu ist Meister der chinesischen Bewegungs- und Kampfkünste und lehrt in Deutschland vor allem Qi Gong und Tai Chi Chuan.

Zusammen mit Dr. Gerd Helmer leitet Zhu das TCM-Institut in Hürth und forscht und lehrt auf dem Gebiet der Traditionellen Chinesischen Medizin sowie den damit verbundenen Heilverfahren wie Akupressur, Akupunktur, Tuina-Massagen, Kräutermedizin und mehr. Er ist Meister der chinesischen Bewegungs- und Kampfkünste und lehrt in Deutschland vor allem Qi Gong und Tai Chi Chuan.

Das Ziel all dieser Heil- und Therapiemethoden ist es, die Selbstheilungskräfte zu stärken. Nur so lässt sich das „Himmelsalter“ erreichen, also eine „lange und natürliche Lebensdauer“ oder wie man in China sagt: alt werden, aber nicht alt sein.

Das Wissen um die Bedeutung der Lebensenergie hat in China bereits Huáng Dì erkannt, der „Gelbe Kaiser“ (2696 bis 2598 v. Chr.). Ihm wird ein Medizinklassiker zugeschrieben, in dem – man höre und staune – bereits Krankheitsprävention ganz vorn stand. Wenjun Zhu nennt dieses zentrale Prinzip der TCM: „Nicht Schon-krank behandeln, sondern Nicht-krank behandeln.“ 

Mit Yin und Yang Stress abbauen

Für Experten wie Prof. Wenjun Zhu und Dr. Gerd Helmer, Bewegungstherapeut für Qi Gong und Tai Chi, ist der ungestörte Energiefluss, das Qi (sprich: Schi) im Körper, die Grundvoraussetzung für Gesundheit und Aktivierung der Selbstheilungskräfte. Wenjun Zhu: „Wir haben sechs Yin- und sechs Yang-Meridiane. Jedem Yin-Meridian ist ein Yang-Meridian zugeordnet.“ Yin ist die weibliche Energie, Yang die männliche. Sie arbeiten nicht gegen-, sondern miteinander. Auf diesen Meridianen liegen die Akupunkte, die bei der Akupunktur mit Nadeln, bei der Akupressur mit Fingerdruck behandelt werden.

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Gerd Helmer

„Mit diesen Behandlungsmethoden kann man bereits in relativ kurzer Zeit Erfolge erzielen“, erklärt Dr. Gerd Helmer. Skeptisch sollte man sein, wenn sich eine Behandlung über eine lange Zeit erstreckt, ohne dass sich eine Besserung einstellt. In schnellen Kursen ist weder Akupunktur noch Akupressur zu erlernen. Langjährig ausgebildete TCM-Experten können besonders bei hartnäckigen funktionalen Beschwerden rasch und nachhaltig helfen. Aber TCM, so Wenjun Zhu, sei kein Universal-Heilmittel und helfe noch längst nicht jedem.

TCM bietet sich vorrangig an bei stressbedingten Funktionsstörungen wie Bluthochdruck, Allergien, Verspannungen, chronischen Leiden, undefinierbaren Schmerzzuständen im Bewegungsapparat, geschwächtem Immunsystem, häufigen Infekten, körperlicher Schwäche, Magen- und Darm-Problemen. TCM wendet man nicht an, wenn Organe verletzt, Organstrukturen gerissen oder Brüche und Risse vorhanden sind.

Akupunktur, Akupressur und Tuina-Massage

Im Forschungsinstitut von Prof. Wenjun Zhu in Hürth reihen sich von der Decke bis zum Boden Gläser mit Kräutern und Mischungen, darunter wertvolle Varianten zu einem Einkaufspreis, der weit über dem Goldpreis liegt. Egal ob Akupunktur, Akupressur oder Tuina-Massage, „alle drei Therapien sind gleichwertig. Ob das eine oder das andere angewandt wird, richtet sich danach, was der Patient besser verträgt.“ Tuina-Massagen sind Könnern vorbehalten, denn es bedarf nicht nur des gezielten Fingerdrucks, sondern man muss schon „wissende Finger“ dafür haben.

Veranstaltung

„Die Energiequellen in mir“

Mittwoch, 25. März, 19 Uhr

studio dumont, Breite Straße 72, Köln

Im Gespräch: Prof. Dr. Dr. Wenjun Zhu, Experte für Traditionelle Chinesische Medizin und Heilverfahren sowie Meister in Qi Gong, Tai Chi Chuan und Dr. Gerd Helmer, Tai Chi-Lehrer und Dozent für asiatische Kampf- und Bewegungskünste

Moderation: Marie-Anne Schlolaut

Karten im Vorverkauf:

16 Euro, 13 Euro mit Abocard, jeweils inkl. VVK-Gebühren, ab sofort erhältlich, Abendkasse 18 Euro, 15 Euro mit Abocard

Abocard: 0221/ 28 03 44

www.abocard.de/tickets

www.forumblau-akademie.de

kölnticket: 0221/ 28 01

www.koelnticket.de

Man kann versuchen, sich quälende Beschwerden zu ersparen, indem man die energetischen Übungen von Wenjun Zhu in den Alltag einbaut. Zum Beispiel die Übungen des Qi Gong, eine Bewegungs- und Atemtechnik, die ausgerichtet ist auf die Stimulation der Yin- und Yang-Meridiane sowie deren Organe als da wären: Leber-Galle, Milz-Magen, Niere-Blase, Lunge-Dickdarm, Herz-Dünndarm, Herzhülle-Dreifacher Erwärmer. Ein spezielles Qi Gong-Übungssystem wird kombiniert mit sechs unterschiedlichen Lauten, indem durch eine bestimmte Mundstellung eine Laut-Vibration erzeugt wird. Mit diesen leisen, unterschiedlichen Tönen versetzt man die Organe in Vibration und verschafft ihnen dadurch eine zarte Massage. Oder aber man aktiviert und stimuliert den Energiefluss durch gezielte Bewegungen entlang der Innen- und Außenseiten der Arme.

All das muss regelmäßig geübt und am besten lebenslänglich optimiert werden. Wie es geht, lernt man in Qi Gong-Kursen. Nicht jeder, der sie anbietet, ist ein Könner auf dem Gebiet, denn die Regulation der Qi-Energie gehört dazu. „Die, die das nicht so gut können, machen eher eine Art Gymnastik, ohne dass Qi-Energie aktiviert wird. Aber Gymnastik ist ja auch nicht schlecht“, meint Wenjun Zhu. 

Die Organuhr nach der traditionellen chinesischen Medizin

Jedes Organ hat zwei Stunden pro Tag die optimale Zeit, in der besonders viel Qi fließt.

1 bis 3 Uhr: Leber

Die Leistungsfähigkeit ist auf dem Tiefpunkt. Kälte wird stärker wahrgenommen. Die Leber entgiftet auf Hochtouren. Patienten mit Leberproblemen wachen in dieser Zeit häufig auf. Die Leber kann sich nur im Schlaf regenerieren.

3 bis 5 Uhr: Lunge

Die Lunge führt ihren Reinigungsprozess durch. Optimal ist es, bei geöffnetem Fenster zu schlafen oder vor dem Schlafengehen gut durchzulüften. Frühaufsteher-Tipp: Ein Spaziergang in den frühen Morgenstunden, von 3 bis 7 Uhr, um Energie zu tanken.

5 bis 7 Uhr: Dickdarm

Der Körper schüttet das Hormon Kortisol aus, das uns langsam weckt. Eine gute Zeit, um den Darm zu entleeren. Die Entgiftungsarbeit des Darms unterstützen und ein Glas lauwarmes Wasser trinken.

7 bis 9 Uhr: Magen

Die beste Zeit für das Frühstück. Die Verdauung läuft auf Hochtouren. Laut TCM-Lehre sollte man morgens warm essen, am besten Hirsebrei mit Zimt und gedämpftem Obst, Porridge oder Grießbrei.

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9 bis 11 Uhr: Milz

Die Denktätigkeit ist auf dem Leistungshoch. Der Körper ist jetzt sehr widerstandsfähig und die Wundheilung beschleunigt, weil die Milz weiße Blutkörperchen am Fließband produziert. Die Körpertemperatur erreicht ihr Maximum. Geistige Lernfähigkeit ist jetzt am höchsten – eine gute Tageszeit für Prüfungen.

11 bis 13 Uhr: Herz

Aus Sicht der TCM ist mittags „Herzenszeit". Also für den Rest des Tages neue Energie tanken, zum leichten Mittagessen treffen, kommunizieren, lachen. Das Herzensfeuer sorgt für Freude am Leben. 

13 bis 15 Uhr: Dünndarm

Der Körper befindet sich im Mittagstief, Blut wird für die Verdauung benötigt, der Blutdruck sinkt. Eine kurze Siesta wäre optimal. Das „Bauchgehirn" im Dünndarm hilft, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen.

15 bis 17 Uhr: Blase

Der Körper kommt wieder auf Hochtouren, eine gute Zeit für Sport. Die Harnblase, ein wichtiges Entgiftungsorgan, arbeitet besonders gut. Blutdruck und Kreislauf erreichen noch einmal ein Maximum. Viel Wasser und ungesüßten Tee trinken, das spült Altlasten aus dem Körper.

17 bis 19 Uhr: Niere

Puls und Blutdruck sinken gegen Abend ab, obwohl der Organismus noch eine Weile auf Hochtouren läuft. In der „Nierenzeit" den Körper dabei unterstützen, dass er zur Ruhe kommt. Mit den Kräften haushalten. Die beste Zeit für ein leichtes Abendessen, denn der Magen hat in den kommenden zwei Stunden sein Energietief.

19 bis 21 Uhr: Kreislauf

Der Körper stellt auf Ruhemodus um. In der TCM ist diese Phase dem Perikard zugeordnet, der bindegewebsartigen Hülle, die das Herz umschließt. Ist das Perikard stark, sind Körper und Seele im Einklang. 

21 bis 23 Uhr: Dreifacher Erwärmer

Der Dreifache Erwärmer koordiniert Energiekreisläufe und ist für das ungehinderte Fließen der Lebensenergie zuständig. Blutdruck und Puls sinken, Verdauungsorgane gehen in die Erholungsphase. Eine ideale Zeit zum Meditieren, Kraftsammeln, Entspannen und für die Liebe.

23 bis 1 Uhr: Gallenblase

Die Kortisol-Ausschüttung wird heruntergefahren, der Körper beginnt sich zu entspannen. Blutdruck, Herzfrequenz, Temperatur werden gesenkt, der Stoffwechsel wird träge. Die Haut regeneriert sich. Ideale Schlafenszeit. 

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