Prostata-Abtasten, Mammografie, Darmspiegelung: Viele Untersuchungen zur Früherkennung von Krankheiten sind nicht eben beliebt. Unter Umständen lebenswichtig sind sie trotzdem.
Krankheit früh erkennenDiese Vorsorgeuntersuchungen beim Arzt übernimmt die gesetzliche Kasse für Sie

Bei Menschen, die ihre Blutwerte regelmäßig kontrollieren lassen, werden Krankheiten meist deutlich früher erkannt. JakobxStudnar
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Waren Sie in diesem Jahr schon für eine Vorsorgeuntersuchung beim Arzt? Die Zahlen zeigen jedes Jahr aufs Neue: Viel weniger Erwachsene nutzen in Deutschland die Möglichkeit zur Früherkennung, als Anspruch darauf haben. Dabei zahlen gesetzliche Krankenversicherungen nur solche Termine, die Studien zufolge einen medizinischen Effekt haben, beziehungsweise solche, die ihnen langfristig Kosteneinsparungen versprechen.
„Krankheiten wie Bluthochdruck oder erhöhte Blutfette beginnen unauffällig, können aber zum Schlaganfall oder Herzinfarkt führen. Je früher beispielsweise Krebs, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen diagnostiziert und behandelt werden, desto besser“, heißt es von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Wer seinen Impfstatus auf dem neuesten Stand halte, habe zudem eine bessere Chance, schwere Infektionskrankheiten zu vermeiden.
Welche Behandlungen also stehen allen gesetzlich Krankenversicherten in Deutschland zu? Welche davon sollten Sie wahrnehmen? Und was empfehlen Ärzte darüber hinaus?
Diese Früherkennungstermine zahlen die gesetzlichen Krankenkassen
Im Kinder- und Jugendalter ist das Netz der empfohlenen Untersuchungen besonders dicht. Viele Menschen erwerben bei den Kinderarztbesuchen auch ihren grundlegenden Impfschutz – der für viele Erkrankungen aber im Laufe des Lebens immer wieder aufgefrischt werden muss, um wirksam zu bleiben. Es gibt aber noch zahlreiche weitere Vorsorgetermine, die Erwachsene von ihrer gesetzlichen Krankenkasse bezahlt bekommen.
Check-up zur Früherkennung unter anderem von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes
für alle Personen, einmalig, im Alter zwischen 18 und 34 Jahren:
- Ihre medizinische Vorgeschichte wird erfragt. Außerdem wird geprüft, ob Sie alle empfohlenen Impfungen haben. Die Ärztin oder der Arzt untersucht Ihren Körper, misst etwa Blutdruck und Puls, hört Sie an unterschiedlichen Stellen mit dem Stethoskop ab, wiegt Sie, tastet den Unterbauch ab und testet Ihre Sinnesorgane. Später werden die Ergebnisse besprochen.
- Angeboten von Hausärzten, Allgemeinmedizinern, Internisten und weiteren praktisch tätigen Ärzten
Früherkennung von Gebärmutterhals- und Genitalkrebs
Laut Krebsinformationsdienst sollten Personen diese Untersuchung auch wahrnehmen, wenn ihre Gebärmutter teilweise oder ganz entfernt wurde. Die Ärztin oder der Arzt lässt dann unter Umständen einige der Elemente aus.
Für biologisch weibliche Personen, jährlich, ab dem Alter von 20 Jahren:
- Ihre medizinische Vorgeschichte wird erfragt. Die Ärztin oder der Arzt untersucht die Geschlechtsorgane durch Abtasten und Anschauen, auch mithilfe eines kleinen Spiegels, der ins Innere eingeführt wird. Später werden die Ergebnisse besprochen.
- Angeboten von Frauenärzten
Jährlich, im Alter zwischen 20 und 34 Jahren:
- Die Ärztin oder der Arzt macht mit einer Art kleinem Bürstchen, beziehungsweise einem Spatel, einen Gewebeabstrich der Schleimhaut von Muttermund und Gebärmutterhals, den sogenannten Pap-Abstrich. Die entnommenen Zellen werden im Labor untersucht.
Alle drei Jahre, ab dem Alter von 35 Jahren:
- Die Ärztin oder der Arzt macht mit einer Art kleinem Bürstchen, beziehungsweise einem Spatel, einen Gewebeabstrich der Schleimhaut von Muttermund und Gebärmutterhals, den sogenannten Pap-Abstrich. Zusätzlich erfolgt ein Test auf Humane Papillomviren (HPV).
Früherkennung von Brustkrebs
Brustkrebs kann jede Person treffen. Für Männer zahlen Krankenkassen aber regulär keine Früherkennung.
Für biologisch weibliche Personen, jährlich, ab dem Alter von 30 Jahren:
- Die Ärztin oder der Arzt tastet die Brüste und die Lymphknoten in der Achselhöhle ab. Er oder sie gibt eine Anleitung dazu, wie die Brust selbstständig in regelmäßigen Abständen abzutasten ist.
- angeboten von Frauenärzten
Erweiterter Check-up zur Früherkennung unter anderem von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes
Für alle Personen, alle drei Jahre, ab dem Alter von 35 Jahren:
- Ihre medizinische Vorgeschichte wird erfragt. Außerdem wird geprüft, ob Sie alle empfohlenen Impfungen haben. Die Ärztin oder der Arzt untersucht Ihren Körper, misst etwa Blutdruck und Puls, hört Sie an unterschiedlichen Stellen mit dem Stethoskop ab, wiegt Sie, tastet den Unterbauch ab und testet Ihre Sinnesorgane. Im Blut werden Blutfettwerte und Blutzucker gemessen. Ihr Urin wird im Labor kontrolliert. Später werden die Ergebnisse besprochen. – Einmalig testet die Praxis bei diesen Check-Ups auch Ihr Blut auf die Leberentzündungen Hepatitis B und C.
- angeboten von Hausärzten, Allgemeinmedizinern, Internisten und weiteren praktisch tätigen Ärzten
Früherkennung von Hautkrebs
Für alle Personen, alle zwei Jahre, ab dem Alter von 35 Jahren:
- Ihre medizinische Vorgeschichte wird erfragt. Die Ärztin oder der Arzt sucht Ihre gesamte Hautoberfläche nach Auffälligkeiten ab. Später werden die Ergebnisse besprochen.
- angeboten von Hautärzten, Allgemeinmedizinern, Internisten und weiteren praktisch tätigen Ärzten
Früherkennung von Prostata- und Genitalkrebs
Für biologisch männliche Personen, jährlich, ab dem Alter von 45 Jahren:
- Ihre medizinische Vorgeschichte wird erfragt. Die Ärztin oder der Arzt begutachtet die äußeren Geschlechtsorgane und tastet sie ab, ebenso die Lymphknoten im Umfeld der Geschlechtsorgane. Die Tastuntersuchung der Prostata erfolgt durch Einführen eines Fingers in den Enddarm. Später werden die Ergebnisse besprochen.
- Angeboten von Urologen
Erweiterte Früherkennung von Brustkrebs
Für biologisch weibliche Personen, alle zwei Jahre, im Alter zwischen 50 und 75 Jahren:
- Ihre medizinische Vorgeschichte wird erfragt. Es erfolgt eine Röntgen-Untersuchung der Brust, das sogenannte Mammografie-Screening. Dafür wird die Brust zwischen zwei Platten gedrückt. Sie werden später über das Ergebnis der Untersuchungen informiert.
- Angeboten von Frauenärzten
Früherkennung von Darmkrebs
Für alle Personen, ab dem Alter von 50 Jahren:
- Die Ärztin oder der Arzt berät Sie zu den beiden Möglichkeiten der Darmkrebs-Früherkennung und deren Stärken und Schwächen.
- Angeboten von Hausärzten, Gynäkologen, Urologen und weiteren Ärzten, die Leistungen zur Krebsfrüherkennung erbringen
je nachdem, wie Sie sich danach entscheiden, entweder zweimal im Abstand von mindestens zehn Jahren:
- Für eine Darmspiegelung begeben Sie sich in eine Praxis oder Klinik. Mithilfe von Abführmittel entleeren Sie für die Untersuchung zunächst Ihren Darm. Während einer Narkose schiebt die Ärztin oder der Arzt Ihnen ein schlankes Gerät mit einer kleinen Kamera am Ende über den After in den Darm. Sie oder er begutachtet damit die Darmschleimhaut und knipst unter Umständen direkt mögliche Vorstufen von Darmkrebs, sogenannte Polypen, ab.
- Angeboten von Fachärzten für Innere Medizin mit Schwerpunkt Gastroenterologie, also Spezialisten für den Magen-Darm-Trakt
oder alle zwei Jahre:
- Sie geben eine Stuhlprobe ab, die im Labor auf Blut (auch nicht sichtbares) untersucht wird.
- Angeboten von Hausärzten, Chirurgen, Frauenärzten, Internisten, Hautärzten und Urologen
Früherkennung von Bauchaortenaneurysmen
für biologisch männliche Personen, einmalig, ab dem Alter von 65 Jahren:
- Die Ärztin oder der Arzt berät Sie zur Möglichkeit, eine Untersuchung auf Bauchaortenaneurysmen zu machen. – Etwa 2 von 100 Männern zwischen 65 und 75 Jahren haben laut Kassenärztlicher Vereinigung eine solche Ausbuchtung in ihrer Bauchschlagader, die aber nicht gefährlich werden muss.
- Angeboten von Hausärzten, Urologen, Internisten, Chirurgen und Radiologen
wenn Sie sich für die Untersuchung entscheiden:
- Es wird ein Ultraschall von Ihrer Bauchschlagader gemacht.
Weitere Untersuchungen: Anspruch und Nutzen
Einmal im halben Jahr steht gesetzlich Versicherten eine Kontrolluntersuchung beim Zahnarzt zu. Menschen, die zu bestimmten Risikogruppen gehören, haben möglicherweise auch Anspruch auf mehr Vorsorgeuntersuchungen als die hier aufgelisteten, etwa wenn mehrere enge Familienangehörige eine bestimmte Krankheit haben. Intergeschlechtliche Personen müssen vorher mit ihrer Kasse abklären, welche Untersuchungen diese für sie zahlt.
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung empfehle grundsätzlich nur diejenigen Checks, die auch von den gesetzlichen Krankenkassen finanziell übernommen werden, teilt KBV-Pressesprecher Roland Stahl mit. „Wir halten uns damit an die im Gemeinsamen Bundesausschuss beschlossenen Richtlinien“, erklärt er.
Der GBA legt für Deutschland fest, welche Leistungen zu einer ausreichenden, zweckmäßigen und wirtschaftlichen Gesundheitsversorgung gehören, wie sie das Gesetz garantiert. Er tut das auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse. Fragt man Ärzte der unterschiedlichen Fachrichtungen nach ihrer Meinung, empfehlen diese aber unter Umständen noch weitere sogenannte Igel-Leistungen, die sie persönlich für wirksam und nützlich halten.
Dabei nehmen viele Menschen in Deutschland nicht einmal die Früherkennungstermine wahr, die ihnen bei der gesetzlichen Krankenkasse kostenfrei zur Verfügung stehen. Eine Untersuchung zur Früherkennung von Hautkrebs beispielsweise besuchten zwischen 2021 und 2024 von etwa 44.000 bis 45.000 gesetzlich Versicherten im Alter über 35 Jahre nur rund 16 Prozent. Die Untersuchung steht ihnen alle zwei Jahre zu.
Frauen nutzen ihre spezifischen Termine zur Krebsvorsorge im Schnitt deutlich häufiger als Männer: Die Mammografie – im Alter zwischen 50 und 75 Jahren – suchten in der Zeit von 2021 bis einschließlich 2024 jährlich 24 Prozent der Frauen auf. Empfohlen ist der Gang alle zwei Jahre. Die jährliche Früherkennung von Gebärmutterhals- und Genitalkrebs nutzten sogar 50 Prozent der Frauen ab 20. Im selben Zeitraum gingen aber nur 26 Prozent der Männer ab 45 Jahren für ihre jährliche Früherkennung von Prostata- und Genitalkrebs zum Arzt.
