Brustkrebs-FrüherkennungNicht erst ab 50 Jahren – ab wann Frauen zur Mammografie gehen sollten

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Frau und Ärztin bei der Mammografie

Die Mammografie ist eine radiologische Untersuchung der Brust zur Krebs-Früherkennung.

Brustkrebs ist die häufigste Tumorerkrankung bei Frauen. Je früher er erkannt wird, desto besser lässt er sich behandeln. 

Viele Frauen fürchten sich vor der Mammografie. Obwohl jede weiß, dass die Röntgenuntersuchung der Brüste sinnvoll ist, um Brustkrebs schon im Frühstadium zu entdecken, haben viele genau davor Angst. Einige befürchten zudem, dass die Untersuchung schmerzhaft sein könnte. Momentan erhalten alle Frauen zwischen 50 und 69 eine Einladung zum Mammografie-Screening als Vorsorgeleistung der Krankenkasse. Da aber ab 40 das Risiko für Brustkrebs ansteigt, empfehlen einige Experten wie der Facharzt Joachim Ripplinger vom Brustdiagnostischen Zentrum Mamonova in Köln, sich schon früher untersuchen zu lassen. Wie die Mammografie genau funktioniert, welche Rolle die Brustdichte dabei spielt und was man beachten sollte. 

Was ist eine Mammografie?

Eine Mammografie ist eine Röntgenuntersuchung der Brust zur Krebsvorsorge. Schon sehr kleine Tumore, die man erst später ertasten könnte, lassen sich auf diese Weise in einem frühen Stadium erkennen. Auch kleine Kalkablagerungen werden sichtbar. Sie gelten als Signal dafür, dass im Gewebe ein Umbau stattfindet, der sich um ein Vorstadium von Krebs handeln kann. Je früher man die Veränderungen entdeckt, desto erfolgversprechender ist die Behandlung. 

Joachim Ripplinger vom Brustdiagnostischen Zentrum Mamonova in Köln-Deutz steht am Untersuchungsgerät.

So sieht das Gerät aus, mit dem die Brust untersucht wird. Joachim Ripplinger legt seine Hände auf die Stelle, wo die Brust platziert wird.

Wie läuft eine Mammografie ab?

Die Aufnahmen werden meist im Stehen gemacht. Dazu wird die Brust zwischen zwei Plexiglasplatten gepresst, weil das Röntgenbild besser beurteilt werden kann, wenn das geröntgte Gewebe möglichst dünn ist. So wird auch die Strahlenbelastung geringer. Manche Frauen empfinden die plattgedrückten Brüste als unangenehm oder sogar etwas schmerzhaft.

Beide Brüste werden aus jeweils zwei Richtungen aufgenommen: von oben nach unten und schräg von der Mitte zur Seite hin. Auch mit Implantaten ist die Untersuchung möglich. Der beste Zeitpunkt ist in der ersten Zyklushälfte, also während der Periode oder in der ersten Woche danach. Dann ist die Brust nicht so empfindlich und außerdem weicher. Auf Deo oder Creme sollte man vor der Untersuchung verzichten, weil sie einen in der Röntgenaufnahme sichtbaren Schleier auf der Haut hinterlassen können. 

Wie aussagekräftig sind die Aufnahmen?

„Häufig sehen wir etwas, aber das muss nicht bedeuten, dass es Krebs ist“, erklärt Ripplinger. Ob eine Veränderung gut- oder bösartig ist, lässt sich mittels einer Gewebeprobe feststellen. Je nach Ergebnis wird dann das weitere Vorgehen festgelegt.

Joachim Ripplinger vom Brustdiagnostischen Zentrum Mamonova in Köln-Deutz

Die Aufnahmen können direkt ausgewertet werden, wie hier von Joachim Ripplinger vom Brustdiagnostischen Zentrum Mamonova in Köln-Deutz.

Wie häufig ist Brustkrebs?

„Brustkrebs ist mit Abstand die häufigste Tumorerkrankung bei Frauen. Etwa jede siebte Frau erkrankt daran, früher war es jede zehnte Frau. Gleichzeitig hat die Sterblichkeit in den vergangenen 20 Jahren enorm abgenommen“, erklärt Ripplinger. Neu sei, dass bei Frauen über 70 die Fälle zugenommen hätten: „Früher hatten wir ein Plateau zwischen 50 und 70 und danach flachten die Erkrankungen wieder ab. Jetzt geht es ab 70 weiter hoch“, so Ripplinger.

Wie wird Brustkrebs heute behandelt?

Jede Brustkrebs-Behandlung hat zum Ziel, den Tumor vollständig zu entfernen oder zu vernichten, damit eine dauerhafte Heilung möglich ist. Lässt sich das nicht erreichen, soll der Tumor möglichst lange kontrolliert und gleichzeitig die Lebensqualität erhalten werden. Eine Operation ist bei Brustkrebs grundsätzlich notwendig. Hier gibt es drei verschiedene Varianten. Wenn brusterhaltend operiert werden kann, wird der Knoten herausgeholt und die Brust bleibt, wie sie ist. Bei einer Mastektomie wird das Drüsengewebe entfernt, die äußere Brusthülle bleibt aber erhalten und wird mit Inlays aufgefüllt. Bei einer Ablatio muss die Brust entfernt und neu modelliert werden. 

Kann die Brust erhalten werden, ist nach der Operation eine ergänzende Bestrahlung notwendig. Bei der Radiotherapie werden mit ionisierenden Strahlen im Operationsgebiet oder im Bereich der Lymphknotenstationen verbliebene Tumorzellen oder kleinste Metastasen zerstört. Die gesamte Behandlung dauert etwa drei bis sechs Wochen und findet meist ambulant an vier bis fünf Tagen pro Woche statt. Bei aggressiven Tumoren ist in der Regel zusätzlich eine Chemotherapie notwendig und häufig auch eine Hormontherapie.  

Ab welchem Alter sollte man sich untersuchen lassen?

Momentan erhalten alle Frauen zwischen 50 und 69 automatisch eine Einladung zum Vorsorge-Screening. Die Untersuchung ist die gleiche wie bei der Mammografie, es ist nur kein Facharzt dabei. (Die genauen Unterschiede können Sie unten nachlesen.) Bisher war nicht belegt, dass auch Frauen unter 50 und über 69 von der Untersuchung profitieren. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) kam in einer Nutzenbewertung aus dem Jahr 2022 aber zu dem Schluss, auch Frauen zwischen 45 und 49 Jahren sowie zwischen 70 und 74 Jahren die Mammografie zu empfehlen. Der Nutzenbewertung zufolge bewahrt das Mammografie-Screening in der Altersgruppe 45-49 etwa fünf von 10.000 Frauen innerhalb von zehn Jahren davor, an Brustkrebs zu versterben. 

Liegt ein besonderes Risiko für Brustkrebs vor, sollten Frauen sich gegebenenfalls schon ab 35 untersuchen lassen. „Früher hat man viele Dinge für Brustkrebs verantwortlich gemacht, zum Beispiel Alkohol, Rauchen, die Einnahme von Hormonen oder nicht gestillt zu haben. Heute gilt nur noch eine familiäre Vorbelastung als Risikofaktor“, erklärt Ripplinger. Um dieses Risiko zu bestimmen, gibt es einen speziellen Score, in dem Frauen drei Punkte erreichen müssen. Die gibt es entweder, wenn ein Familienmitglied unter 36 an Brustkrebs erkrankt ist oder eines unter 50 und eines über 50. Drei Punkte gibt es auch, wenn drei Angehörige über 50 Brustkrebs haben. „Grob zusammengefasst lässt sich sagen: Entweder sehr jung oder häufig“, erklärt Ripplinger. Als Angehörige gelten Mutter, Großmütter, Tanten, Cousinen und auch der Vater, denn auch Männer können Brustkrebs bekommen (siehe unten). Wer in die Hochrisiko-Kategorie fällt, sollte sich ab 35 jährlich untersuchen lassen. 

Gibt es Nachteile bei einer zu frühen Untersuchung?

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) empfiehlt zwar, das Untersuchungsalter auszuweiten, weist aber zugleich darauf hin, dass jede Frau selbst entscheiden sollte, ob sie sich schon vor 50 oder nach 70 einer Mammografie unterzieht. Da das Brustgewebe bei jüngeren Frauen dichter sei, könnten bei ihnen Veränderungen nicht so zuverlässig erkannt werden. Zudem sei das Brustgewebe bei ihnen empfindlicher für ionisierende Strahlung. Je mehr Untersuchungen sie machten, desto mehr Strahlung seien sie ausgesetzt. Zudem komme es vor, dass ein Befund falsch-positiv ist. Auf den Bildern ist dann etwas zu sehen, was invasiv abgeklärt werden muss und sich danach als gutartig herausstellt. Bei bis zu 41 von 10.000 in dieser Altersgruppe zum Screening eingeladenen Frauen werde demnach Brustkrebs diagnostiziert, der sonst nie aufgefallen wäre und nie Probleme gemacht hätte. Das alles könne psychischen Stress oder unnötige Behandlungen auslösen. Alles in allem stehe möglichen Schäden aber ein größerer brustkrebsspezifischer Überlebensvorteil gegenüber, heißt es in einer Mitteilung.

Unterschied Mammografie und Screening

Alle Frauen zwischen 50 und 69 erhalten automatisch eine offizielle Einladung und einen Termin zum Vorsorge-Screening. Das Screening auf Einladung zählt als Kassenleistung. Eine Überweisung ist daher nicht nötig – anders als bei einer Mammografie unter 50, auf die Frauen derzeit keinen Anspruch haben. „Es hängt vom jeweiligen Frauenarzt ab, ob der eine Überweisung ausstellt oder nicht. Es kann daher gut sein, dass Ihre Freundinnen schon bei der Mammografie waren, Sie aber noch nicht“, so Ripplinger. Die Untersuchung im Rahmen des Screenings wird nicht bei einem Facharzt durchgeführt und der Frauenarzt erhält anders als bei der kurativen Mammografie anschließend auch keinen Befund. Nur die Patientin bekommt eine Mitteilung, ob sie noch einmal zur Abklärung kommen muss.

Auch Männer können Brustkrebs bekommen

Nicht nur Frauen, sondern auch Männer können Brustkrebs bekommen, die Gefahr ist allerdings etwa 100 Mal geringer als bei einer Frau. Besonders aufmerksam sollten Männer aus einer Familie mit erblichem Brustkrebsrisiko sein.

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