Kuriose Klo-GeschichtenDie schlimmste Toilette steht in China – und andere WC-Pannen

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Ums Müssen kommt niemand herum, aber am entspanntesten ist es für viele Menschen zu Hause.

Ums Müssen kommt niemand herum, aber am entspanntesten ist es für viele Menschen zu Hause.

Jeder braucht es, jeden Tag – doch nicht jeder hat es. In Deutschland ist die Situation vergleichsweise gut. Nur rund 300.000 Wohnungen hierzulande verfügen laut Wohnraum- und Gebäudezählung nicht über ein eigenes Bad oder WC. Wenn’s uns drückt, wird das stille Örtchen aufgesucht, ganz selbstverständlich also. In anderen Ländern ist das nicht selbstverständlich: Zwar muss jeder mal, doch wie sagt man so schön? „Andere Länder, andere Sitten“.

Nina Sedano hat nun ein Buch über dieses alltägliche Bedürfnis geschrieben, das einem gerade auf Reisen manchmal sehr ungelegen kommen kann. Im Interview erklärt die 49-Jährige ihr gesteigertes Interesse für die stillen Örtchen dieser Welt.

Woher kommt Ihre Faszination für Toiletten?

Sedano: Sie sind eine seltene Konstante in meinem abwechslungsreichen Leben und ein sich permanent wiederholendes Muss im Alltag. Vor mehr als 30 Jahren habe ich als Teenager ein Foto von einer ultra-grauslichen öffentlichen Toilette in Moskau gesehen: Ein Schock! Völlig geruchsneutral verschlug es mir dennoch den Atem, löste den ersten Kulturschock meines Lebens aus und den seltsamen Wunsch, darüber ein Buch zu schreiben.

In welchen Ländern sind Ihnen die außergewöhnlichsten Toiletten begegnet?

Erlebnisse in der Kindheit und Jugend sind besonders prägend und lassen einen oft ein ganzes Leben lang nicht mehr los. Ich war im Alter von 19 Jahren besonders erstaunt und geschockt über die „Hock-dich-aber-stell-dich-nicht-an-All-in-one-Duschklos“ in privaten Pariser Altbauwohnungen.

Welche Toiletten-Erfahrung im Ausland war Ihnen am unangenehmsten?

Am meisten haben mich die extrem verdreckten „Unörtchen“ nur nach Männlein und Weiblein getrennt, aber sonst ohne Privatsphäre, nicht einmal mit Trennwänden, in China entsetzt. Einmal habe ich gewartet bis alle fertig waren und mich dann hingehockt und es kam doch noch eine ältere, übergewichtige Nachzüglerin, die sich direkt neben mich hockte. Sie sagte noch etwas zu mir, was ich leider nicht verstehen konnte. Länger hätte ich mit dem Müssen nicht mehr warten können und so habe ich die Situation nebeneinander hockend zugelassen.

Bei welchem Ereignis müssen Sie heute noch schmunzeln?

Voller Humor betrachte ich im Nachhinein natürlich alle Situationen, auch die, in denen es mir schlecht ging, und mache mich, vor allem über mich selbst, lustig. Stille Örtchen auf dem Land mancher Länder sehen so aus: Eine solche Örtlichkeit ist kaum mit einem weißen Porzellanbecken, schon gar nicht mit einer Wasserspülung ausgestattet.

Was ich vorfinde, ist meist ein notdürftig zusammengebauter Bretterverschlag mit Dach – gerne auch unter freiem Himmel. Er schaut aus, als würde er jeden Moment in sich zusammenfallen. Der Ver­schlag dient gerne umherschwirrenden Fliegen, frisch geschlüpften Maden, hungrigen Kakerlaken, blutrünstigen Moskitos, gefräßigen Spinnen und was weiß ich noch für „possierlichen“ Tierchen als Be­hausung.

Nächste Seite: Nützliche Tipps zum Benutzen fremder Toiletten auf Reisen.

Welche wichtigen Tipps bei der Benutzung fremder Toiletten auf Reisen können Sie weitergeben?

Den Herren brauche ich keine Tipps mit auf den Weg geben, die wissen schon, wo sie wann was machen. Wo es keine öffentlichen Toiletten gibt, bin ich oft in ein Hotel hineinspaziert und aufs Klo gegangen. Wenn man die Möglichkeit zum Müssen hat, immer die Gelegenheit nutzen, auch wenn die Blase noch nicht drückt!

Manchmal habe ich in Afrika zu wenig getrunken, damit ich unterwegs von A nach B nur morgens und abends musste, was ich nicht empfehlen möchte. Beim Reiten durch Irland haben wir uns in die Büsche geschlagen. In Äthiopien sind alle Businsassen dem Ruf der Natur in die Natur gefolgt. Ich konnte nur die Scheinwerfer vor dem Bus und den Sternenhimmel über uns erkennen, sonst wusste ich nicht, wohin ich trat.

Was die Toilettensuche im Ausland betrifft, auch da hat es frau sicher schwerer. Gab es Momente, in denen Sie verzweifelt sind?

In Kuwait gab es diesen Moment, wo ich die Toilette in einem Hotel zum Trinken aufgesucht habe – natürlich nicht aus der Toilette oder dem Wasserhahn und auch keinen Alkohol. Ich hatte schon eine Wasserflasche dabei. Während des Fastenmonats Ramadan war es nicht nur in diesem Land am Persischen Golf für alle strafbar, vor Sonnenuntergang in der Öffentlichkeit zu trinken.

So habe ich mich tatsächlich in eine WC-Kabine in einem größeren Hotel in der Stadt verzogen, damit mich niemand sieht. Trinken oder essen auf dem Klo tue ich sonst nie.

Wie hat sich Ihr Verhältnis zu Toiletten nach der Arbeit an dem Buch geändert?

Das WC steht mir daheim zum Glück sehr nah. Ich weiß besonders durch Reisen in arme Länder zu schätzen, wie gut wir es hier im trauten Heim mit der Toilette haben und möchte sie im Leben nicht mehr missen müssen.

(dmn/ Eden Books)

Informationen zum Buch

Nina Sedano: „Happy End – Die stillen Örtchen dieser Welt“, erschienen im Verlag Eden Books, 367 Seiten, 14,95 Euro.

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