Dämmen, Heizen, FensterWofür man einen Energieberater braucht und wie man einen guten findet

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Ein Energieberater betrachtet die Aufnahmen einer Wärmebildkamera.

Energieberater begleiten eine energetische Sanierung bis hin zur Umsetzung

Das eigene Haus oder die Wohnung energetisch zu sanieren, ist eine Herausforderung. Gute Energieberater sind, wie Handwerker, schwer zu finden.

Wer seine Heizkosten optimieren, sein Haus sanieren oder sogar ein neues Gebäude bauen möchte, kommt um diese beiden Fragen derzeit nicht herum: Brauche ich einen Energieberater – und wenn ja, wie finde ich den richtigen für mein Vorhaben? Fragen, die einen schnell auf die bundesweite Energieeffizienz-Expertenliste (EEE) führen, die bei der Deutschen Energie-Agentur liegt. Und danach in der Regel auf einem Anrufbeantworter. Denn die Energie-Expertinnen und -Experten sind gefragt und mitunter müssen Interessenten mehrere Wochen, wenn nicht sogar Monate warten, bis sie einen der begehrten Beratungs-Termine ergattern können.

Kein Wunder also, dass sich so manche Kölnerinnen und Kölner von dem Thema überfordert fühlen. Thomas Bertram, Energieberater bei der Verbraucherzentrale NRW, hat uns erklärt, was man wissen muss, um einen guten Energieberater zu finden. 

Was machen Energieberater eigentlich alles?

„Im Prinzip versuchen wir, das sich rasch verändernde Wissen über häusliche Energieversorgung verständlich zu machen“, sagt Thomas Bertram von der Verbraucherzentrale NRW. Energieberater wie er helfen zum Beispiel dabei, die Rechnungen von Energieversorgern besser zu verstehen oder auch die Plausibilität von den angegebenen Energieverbräuchen nachzuvollziehen. Braucht es einen anderen Tarif, wie funktioniert ein Anbieterwechsel? Kann der Energieverbrauch in den eigenen vier Wänden optimiert werden? Auch solche Fragen beantworten Energieberater. 

Die meisten Ratsuchenden werden sich derzeit jedoch eher aus einem anderen Grund an Experten wie Bertram wenden: Sie wollen (oder müssen) ihre Heizung austauschen, ein Gebäude dämmen, Fenster erneuern oder möchten eine Photovoltaikanlage auf das Dach bauen – und dafür idealerweise eine Förderung beantragen. „Nicht jedes Gebäude ist auch für jede Maßnahme geeignet“, sagt Bertram. „Also schauen sich Energieberater zusammen mit den Verbrauchern alles ganz genau an und unterstützen dabei, die notwendigen Maßnahmen zu planen und auch umzusetzen.“ Aufbauend darauf liefert ein Energieberater je nach Angebot auch einen Überblick über die Sanierungsschritte in der empfohlenen Reihenfolge, festgehalten in einem individuellen Sanierungsfahrplan. Unterstützt bei den Förderanträgen. Oder begleitet das gesamte Bau- oder Sanierungsvorhaben.

Brauche ich also immer einen Energieberater, wenn ich sanieren will?

Prinzipiell: nein. „Wir würden es aber sehr empfehlen, weil die ganze Entwicklung so dynamisch ist“, sagt Bertram. Besonders durch das gerade beschlossene Gebäudeenergiegesetz würden nochmal viele neue Bestimmungen auf die Verbraucher zukommen. Die unabhängige Beratung durch einen Energieberater helfe zudem, die Angebote von Installateuren oder von Baufirmen besser einzuschätzen. Und: Nicht bei allen, aber bei bestimmten Förderungen ist es sogar verpflichtend, einen Effizienz-Energieberater hinzuzuziehen. Dazu zählt zum Beispiel der KfW-Kredit für effiziente Wohngebäude, mit dem die Sanierung oder der Kauf eines frisch sanierten Effizienzhauses gefördert wird. Wer über die Bundesförderung für effiziente Gebäude bestimmte Maßnahmen an der Gebäudehülle fördern lassen will – Dämmen oder ein Fensteraustausch – muss für den Antrag ebenso einen Energieberater einbinden. Für die Förderung einer Wärmepumpe ist das hingegen nicht zwingend notwendig.

Aber auch wenn man nicht für jede Förderung einen Energieberater braucht, sind die Expertinnen und Experten häufig darin geschult, zu Fördermöglichkeiten zu beraten und bei der Antragstellung zu unterstützen. Sie wissen in der Regel, welche Programme kombinierbar sind und welche nicht, erklärt Bertram.

Einen ersten Überblick über die Fördermöglichkeiten für energieeffizientes Bauen und Sanieren von Bund, Ländern und Kommunen steht übrigens auf der Plattform „NRW.Energy4Climate“. Dort gibt es einen Förder-Navi, in dem Verbraucher anhand verschiedener Kriterien suchen können. Hier erfährt man auch, ob für die jeweilige Förderung das Hinzuziehen eines zertifizierten Energieberaters vorgeschrieben ist oder nicht.

Wo finde ich denn einen seriösen Energieberater?

Die eingangs erwähnte EEE-Liste verzeichnet bundesweit etwa 13.000 Energieberaterinnen und -berater. Die Einträge geben auch Auskunft über deren Expertise. Manche haben Architektur oder Elektrotechnik studiert, kommen aus dem Bauingenieurwesen oder arbeiten als Schornsteinfeger.  Hier erfahren Verbrauchende zudem mehr über den Leistungsumfang.

Eine weitere Anlaufstelle ist die Verbraucherzentrale NRW, für die auch Bertram tätig ist. Die Energieberater der Verbraucherzentrale beraten online, telefonisch oder vor Ort. „Die Beratung dauert anderthalb Stunden, danach verschicken wir ein Kurzprotokoll“, erklärt Bertram. Die Erstellung von Sanierungsfahrplänen oder die Begleitung einer Baumaßnahme zählt also nicht zum Angebot der Verbraucherzentrale. „Ein solcher Termin ist vor allem dafür da, um eine erste Orientierung zu bekommen.“

Welche Kosten kommen auf mich zu?

Ein einmaliger Vor-Ort-Termin mit einem Energieexperten der Verbraucherzentrale kostet 30 Euro. Wer allerdings eine umfassendere Energieberatung inklusive eines individuellen Sanierungsfahrplans in Anspruch nehmen möchte, muss mitunter mit Kosten weit über 1000 Euro rechnen. „Der Preis hängt immer von dem gesamten Leistungsangebot ab“, sagt Bertram. Die gute Nachricht: Der Bund bezuschusst auch die Energieberatung. Bei Ein- oder Zweifamilienhäusern beträgt die Höhe der Förderung 80 Prozent des förderfähigen Beratungshonorars, allerdings höchstens 1300 Euro. Bei Wohngebäuden ab drei Wohneinheiten ebenso 80 Prozent, maximal 1700 Euro.

Wie soll ich mich bei der Fülle für einen Anbieter entscheiden?

„Zunächst sollte man immer darauf achten, was für eine Qualifikation der Energieberater oder die Energieberaterin hat und ob diese zu dem eigenen Vorhaben passt“, sagt Bertram von der Verbraucherzentrale. Wer die Gebäudehülle sanieren will, sollte also womöglich eher nach einem Architekten Ausschau halten als nach einer Versorgungstechnikerin. Dafür kennt die sich wiederum sehr gut mit Heizungstechnik aus. Energieberatung ist zudem keine geschützte Berufsbezeichnung, es kann sich also jeder so nennen. Auch deswegen ist es ratsam, sich an die EEE-Liste zu halten, rät Bertram. Die Energieberater auf der Liste haben die erforderliche Qualifikation und müssen ihre Tätigkeit regelmäßig nachweisen. Nur dann bleiben sie in dem Verzeichnis. Hilfreich kann es auch sein, sich bei Freunden und Familie nach Empfehlungen umhören. „Man sollte auch darauf achten, dass der Energieberater unabhängig, also zum Beispiel nicht für einen Heizungshersteller arbeitet.“

Thomas Bertram empfiehlt, im Vorfeld mit zwei oder drei Energieberatern zu reden, um herauszufinden, ob man auf einer Wellenlänge ist. Besonders, wenn die beratende Person auch die Sanierungs- oder Bau-Phase begleitet, muss man über einen längeren Zeitraum zusammenarbeiten. „Und dann ist es schon gut, wenn man sich verträgt“, rät der Energieberater.

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