Heizen in der ZukunftWas man zum Thema Fernwärme wissen sollte

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Leitungen sind in der Fernwärmeverteilerstation eines Heizkraftwerks zu sehen.

In der Debatte rund ums Heizen rückt die Fernwärme in den Fokus

Wie heizen wir in Zukunft? In der Debatte rund ums Heizen rückt die Fernwärme in den Fokus. Doch was ist dabei zu bedenken - und wie erfahre ich, ob es in meiner Nachbarschaft bereits ein Fernwärmenetz gibt?

In der Debatte rund um die Energieversorgung von morgen rückt zunehmend die Fernwärme in den Fokus. Aktuell wird etwa jeder siebte Haushalt in Deutschland mit Fernwärme beliefert. Geht es nach Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Bauministerin Klara Geywitz (SPD), soll sich das aber ändern. Bis 2045 soll sich die Anzahl der angeschlossenen Gebäude verdreifachen, kündigten sie auf dem sogenannten Fernwärmegipfel Mitte Juni an.

Und auch Hausbesitzerinnen und -besitzer interessieren sich zunehmend für diese Form der Energieversorgung. „Das Interesse an Fernwärme ist groß, das Informationsbedürfnis hat spürbar zugenommen“, sagte ein Sprecher des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU). Dieser Trend sei seit Anfang des vergangenen Jahres zu beobachten. „Auslöser waren vermutlich die zeitweise stark gestiegenen Gaspreise in Folge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine sowie allgemein das anhaltend hohe Interesse an einer klimaneutralen Energieversorgung“, vermutet er.

Eine Grafik erklärt die Funktionsweise von Fernwärme.

So funktioniert Fernwärme.

Unter Fernwärme wird Wärme verstanden, die nicht aus dem Wohngebäude selbst kommt, sondern beispielsweise über Heizkraftwerke in der Umgebung in Rohre geleitet wird und dann in die angeschlossenen Haushalte gelangt. „In städtischen und dicht bebauten Lagen kann sich der Anschluss an ein Wärmenetz durchaus lohnen“, sagt Matthias Bauer von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.

Aufsicht und Verbraucherrechte fehlen noch

Kritisch sehen die Verbraucherzentralen allerdings, dass jedes Fernwärmenetz im Prinzip ein eigenes lokales Monopol sei. Außerdem fehle es an einer Preisaufsicht und an einer Stärkung der Verbraucherrechte, so Bauer. Und er betont, dass Fernwärme aktuell zu 70 Prozent aus den fossilen Energieträgern Kohle und Gas erzeugt werde.

Die Pläne der Bundesregierung sehen vor, dass Wärmenetze bis 2030 zu mindestens 50 Prozent aus erneuerbarer Energie oder Abwärme gespeist werden. Habeck und Geywitz schreiben ihnen deshalb eine große Rolle beim Umbau zum klimafreundlichen Heizen zu.

Sowohl die Ergebnisse des Gipfels als auch der Ampel-Kompromiss zum Gebäudeenergiegesetz stoßen bei Bauer allerdings auf Kritik. Für Verbraucherinnen und Verbraucher sei die aktuelle Lage undurchschaubar, sagt er. Bauer hat dabei auch die von der Ampel angestrebte kommunale Wärmeplanung im Blick. Sie sieht vor, dass Großstädte bis Ende 2026 und kleinere Kommunen bis Ende 2028 Wärmepläne vorlegen. Ohne die Planungen und Absichten der jeweiligen Kommunen könnten weder Verbraucher noch Energieberater eine Entscheidung treffen, bemängelt er. „Wir alle warten jetzt gespannt, wie vielen Kommunen es gelingen wird, eine belastbare Wärmeplanung bis 2028 vorzulegen.“

Verbraucherschützer empfiehlt besonnenes Vorgehen bei der Heizungsfrage

Allerdings gibt es auch Kommunen, die mit der Wärmeplanung schon recht weit sind - beispielsweise in Baden-Württemberg oder Schleswig-Holstein. Wer sich darüber informieren will, wie es in der eigenen Gemeinde um den Ausbau der Fernwärme steht, sollte sich an die jeweiligen Versorger wenden, rät der Stadtwerkeverband VKU. „Ob und wann ein Anschluss an ein Fernwärmenetz möglich ist, kann der örtliche Versorger sagen“, führt der Sprecher aus. „Möglicherweise besteht im betreffenden Gebiet bereits ein Fernwärmenetz oder es gibt Pläne, ein Netz neu zu bauen.“

Der Bundesverband der Verbraucherzentralen verweist darauf, dass Fernwärme sich auch auf dem Land lohnen kann, wenn die Wärme beispielsweise durch Biogas günstig lokal bereitgestellt wird. In jedem Fall rät Verbraucherschützer Bauer, Schnellschlüsse bei der Heizungsfrage zu vermeiden. Man solle besonnen vorgehen, eine Bestandsaufnahme vornehmen und einen Plan erstellen, um die „private Heizungswende“ umzusetzen, empfiehlt er. Wichtig sei dabei, eine Vollkostenrechnung zu machen - und nicht nur die Investitionskosten zu betrachten.

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