Youtube-Kanal „Soundso gesehen“Kölner Student liefert Zahlen und Fakten gegen Stammtisch-Parolen

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Benjamin Bode in seinem Lindenthaler Studio.

Benjamin Bode in seinem Lindenthaler Studio.

Köln – Benjamin Bode hat derzeit viele Aufgaben. Zwei Tage in der Woche ist der 28-Jährige nicht nur Student, sondern außerdem Autor, Moderator und Produzent des Youtube-Kanals „Soundso gesehen“. Im Internet informiert er über Themen, die in der Gesellschaft kontrovers diskutiert werden, und liefert dazu Fakten und Zahlen. Tagsüber studiert Bode Philosophie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn.

Seit mittlerweile mehr als einem Jahr erscheint jeden Montag um 15 Uhr eine neue Folge von „Soundso gesehen“. Darin geht es um Themen wie „Zuwanderung“, „Gentests“ und „Kultur und Konsum“. Laut Bode sind das alles Themen, bei denen viele Leute denken, sie seien bestens informiert. „Meist gibt es aber nicht nur eine Wahrheit“, sagt Bode. Deshalb steht in der Kanalbeschreibung: „Einfache Wahrheiten sind was für den Stammtisch, die Realität ist meistens komplexer.“

Sobald der Student sich ein neues Thema ausgesucht hat, beginnt die Recherche: Bode liest viel und informiert sich bei Ministerien, Verbänden oder an seiner Universität. Bei Themen wie „Designer-Babys“ oder „Kinderarbeit“ kommt ihm das Wissen aus dem Studium zugute: Seine Bachelorarbeit hat er über „Tierethik“ am Deutschen Referenzzentrum für Ethik im Fach Biowissenschaften geschrieben. Sobald er genügend Material gesammelt hat, beginnt Bode, die neue Sendung zu schreiben. Seine Quellen gibt er stets in einer Infobox an.

Aufgezeichnet wird „Soundso gesehen“ in einem kleinen, selbst gebauten Studio in Köln-Lindenthal, in dem sein Freund und Mitbetreiber des Kanals, Maik Arnold (27), pro Folge ein sechs bis acht Minuten langes Video zusammenschneidet. Länger sollen die Videos nicht sein: „Auf Youtube schaut sich kaum jemand einen Beitrag an, der länger als 20 Minuten ist“, sagt Bode. Ausnahmen bestätigen die Regel: Ein einstündiges Interview mit einem ehemaligen US-Soldaten, der im Irakkrieg im Einsatz war, wurde fast 5000-mal angeklickt.

Insgesamt hat der Youtube-Kanal 4700 Abonnenten. Alle Beiträge wurden insgesamt mehr als 145.000-mal aufgerufen. Bode und sein Kanal sind bei Mediakraft Networks unter Vertrag. Das Netzwerk kümmert sich um die Kanaloptimierung und um die Vermarktung. Wirklich Geld verdienen kann Bode aber nicht. "Wir bewegen uns auf Youtube eben in einer Sparte", sagt Bode. Idealismus gehöre dazu. Mit seinen Videos will Bode zweierlei Dinge: Zum einen sollen sie deutlich machen, dass es auch noch andere Ansichten zu einem Thema geben kann, das auf den ersten Blick einfach und überschaubar wirkt. Andererseits sollen sie Anstoß sein für eine weiterführende Diskussion im Internet.

Die Zuschauer können sich über die Kommentarfunktion unter jedem Video einbinden und mit Bode oder anderen Nutzern diskutieren. "Mit dem Hochladen einer neuen Sendung ist es noch nicht getan", sagt Bode. Stattdessen müssen die Kommentare moderiert werden. Anfeindungen oder Beleidigungen werden aussortiert: „Die Bühne, die ich bespiele, bestimme auch ich. Schöner ist es natürlich, wenn die Leute das ohne mein Eingreifen unter sich klären können“, sagt Bode. Wie es mit dem Kanal weitergehe, bleibe abzuwarten.

Nach dem Ende seines Studiums könne er sich vorstellen, auch professionell in einem Medienunternehmen zu arbeiten. „Aber erst mal bin ich gespannt, was sich in Zukunft noch alles mit Youtube anstellen lässt“, sagt Bode.

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