Kohlgraf zeigt sich bestürzt nach Missbrauchsgutachten

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Mainz – Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat sich erschüttert über das Missbrauchsgutachten des Erzbistums München und Freising gezeigt. „Namen von versagenden Verantwortlichen, die jetzt genannt werden, waren für mich viele Jahre, bei aller Distanz, immer auch Persönlichkeiten, die mein Kirchenbild geprägt haben”, erklärte er am Montag in einer Stellungnahme. Das augenscheinliche Versagen kirchlicher Amtsträger habe seinen Glauben erschüttert. „Aus dem Stolz, für Jesus Christus unterwegs zu sein, ist bei mir immer wieder auch Scham geworden und der Wunsch, die Erde möge sich unter mir auftun.”

Kohlgraf verwies darauf, dass mehrere Diözesen, darunter auch das Bistum Mainz, ähnliche Studien veröffentlicht oder in Auftrag gegeben hätten. Der beauftragte Rechtsanwalt Ulrich Weber aus Regensburg untersuche in der Studie für das Mainzer Bistum „das systemische Umfeld” des sexuellen Missbrauchs. Dieser Ansatz sei weiter gefasst als das „Verhalten der Verantwortlichen im Bischofshaus oder im Ordinariat”. Es müsse auch darum gehen, die individuellen Lebenssituationen der Betroffenen in den Blick zu nehmen, betonte der Bischof. Dies gehöre auch zu den Aufgaben der unabhängigen Aufarbeitungskommission im Bistum. Möglicherweise würden noch andere Themen der Aufarbeitung auftauchen.

Der Abschlussbericht der Untersuchung, die die Zeit von 1945 bis 2019 umfasst, soll voraussichtlich in diesem Jahr vorgelegt werden. Die bislang bekannt gewordenen Erkenntnisse aus einer noch laufenden Studie weisen darauf hin, dass das Ausmaß sexueller Gewalt in der Diözese weitaus größer ist als zunächst gedacht. Das Bistum Mainz umfasst Gebiete in Rheinland-Pfalz und Hessen.

© dpa-infocom, dpa:220124-99-832865/2 (dpa)

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