KlezmermusikMusikalisch von Bad Münstereifel zum See Genezareth

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Das Bild zeigt die beiden Musiker in Bad Münstereifel in der Jesuitenkirche.

Klezmermusik boten Bernd Spehl (l.) und Balthasar Guggenmos in der Bad Münstereifeler Jesuitenkirche.

Das Publikum erlebte in der Jesuitenkirche in Bad Münstereifel ein außergewöhnliches Klezmerkonzert.

Bernd Spehl und Balthasar Guggenmos spielten Klezmermusik der ganz besonderen Art. Die Künstler nahmen das Publikum in der Jesuitenkirche mit auf eine musikalische Reise zum See Genezareth und überraschten dabei mit außergewöhnlichen Klangbildern und eigenwilligen Kreationen.

Mit ihrem Programm „Kinneret“ gelang dem Duo auf der Klarinette (Spehl) und der Orgel (Guggenmos) eine aufregende Verbindung von Klezmer- und Kirchenmusik. Bereits zweimal war Bernd Spehl am See Genezareth in Israel. Seine Reisen brachten ihn auf die Idee, mit Musik Landschaften zu vertonen.

Einzelne Stationen im Programmheft beschrieben

Dabei entstand das selbsterfundene Genre der Klezmer-Rhapsodie, das sich von der jüdischen Volksmusik-Tradition aus dem 15. Jahrhundert einerseits sehr abhebt, den Grundtenor aber präsent hält. Die Zuhörer erhielten am Sonntagnachmittag zum Konzert ein Programmheft, das die einzelnen Stationen der Reise beschrieb.

Obwohl die 14 Sätze der Klezmer-Rhapsodie „Kinneret“ nahtlos ineinander übergingen, konnte man den Ablauf gut verfolgen. Die Musik von Bernd Spehl und Balthasar Guggenmos war so bildhaft und authentisch, dass man die beschriebenen Szenen wirklich vor Augen hatte. Manch einer schloss diese einfach nur und ließ sich von den spannenden Klängen und großartigen Landschaftsbildern Galiläas tragen.

Bad Münstereifel: Publikum schwelgt in erhabener Musik

Menschen und Geschichten des 1. und 2. Jahrhunderts führten den Weg an. Das Publikum schwelgte teilweise in erhabener, voluminöser Musik, sie wurde feierlich, mal hektisch, dann bedrohlich. Das Duo variierte die Stimmungen auf eindrucksvoll plastische Weise. Bernd Spehl, der in Erftstadt lebt, entlockte seiner Klarinette dabei erstaunlich viele Klangfarben.

Von gesanglich weich über ruppig bis hin zu schrill schreienden Tönen fächerte er eine große Bandbreite des Instrumentes auf und begeisterte mit seiner sehr ausgefeilten Atemtechnik. Eine Bassklarinette und eine Hirtenflöte aus Bambus erweiterten die Vielfalt der Ausdrucksmöglichkeiten.

Zülpicher Musiker überrascht mit kratzbürstigen Klängen

Der Zülpicher Musiker Balthasar Guggenmos überraschte ebenfalls mit verblüffenden, teilweise kratzbürstigen und atonalen Klängen der Seifert-Orgel aus dem Jahr 1729. Er breitete seine Landschaften nicht nur über einen enormen Tonraum aus, sondern blickte auch sehr genau auf kleine, feine Details und Geräusche, die die Zuhörer mit gebannter Aufmerksamkeit verfolgten.

Kraftvolle Verdichtungen und erhabener Glanz standen im Kontrast zu geordnetem Chaos und kühlender Ruhe. Das Programm „Kinneret“ ist ständig im Wandel begriffen. Die Klezmer-Rhapsodie werde immer wieder neu an die jeweilige Kirche und die Orgel angepasst, erklärte Balthasar Guggenmos. „Die Musik ist entstanden aus Improvisationen“, berichtete Bernd Spehl. Als Gerüst dienten die alten traditionellen Melodien. Im Jahr 2021 waren die beiden mit ihrem Programm „Meron“ schon einmal zu Gast in der Bad Münstereifeler Jesuitenkirche.

Die Klezmer-Rhapsodien „Meron“ und „Kinneret“ sind als CD erhältlich. Nach der Sommerpause erklingt in der Jesuitenkirche am Sonntag, 24. September, ab 18 Uhr „Die Schöpfung“ von Joseph Haydn für Solisten, Chor und Orchester. Es singt das Vokalensemble Bad Münstereifel unter der Gesamtleitung von Andreas Schramek. Der Vorverkauf beginnt im August.

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