Zülpich auf AufstiegskursBessenich stellt gegen JSG Erft Euskirchen den Trainer ins Tor

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Das Bild zeigt Bessenichs Trainer Stefan Storb während einer Ecke.

Souveräner Auftritt im Bessenicher Tor: Stefan Storb.

Der TuS Zülpich gewinnt das Derby gegen Wißkirchen mit 3:0. Bessenich macht mit 2:1-Sieg in Kuchenheim Schritt zum Klassenerhalt.

JSG Erft 01 – SV Bessenich 1:2 (0:2). Durch die Ergebnisse des Spieltages ist nicht zuletzt für die Vereine aus dem Kreisgebiet viel Bewegung in den Abstiegskampf gekommen.

Während der SV Nierfeld durch die überraschende Heimniederlage gegen Ahrem den vielleicht schon entscheidenden Schritt aus dem Tabellenkeller verpasst hat, landete der SV Bessenich mit dem Auswärtsdreier einen absoluten Bigpoint im Rennen um den Ligaverbleib. Für die JSG Erft 01, die nun sechs Zähler Rückstand auf das rettende Ufer aufweist, wird die Lage dagegen immer bedrohlicher.

Kein Torwart? Kein Problem für Bessenich

Auf den ersten Blick schienen die Gastgeber auf der Torwartposition einen großen Vorteil gegenüber dem Kontrahenten zu haben, denn den Bessenichern fehlten nicht nur Stammkeeper Eamonn Klein (5. Gelbe Karte) sowie dessen Vertreter Yunus Armutci (verletzt), sondern auch die weiteren Alternativen Luis Urbig und Kay Lächele (aus der zweiten Mannschaft) standen nicht zur Verfügung.

So schlug etwas unvorbereitet die Stunde von Co-Trainer Stefan „Fetzi“ Storb, dessen Mitwirken sich trotz fehlender Wettkampfpraxis überhaupt nicht negativ bemerkbar machte. Im Gegenteil, der 37-Jährige lieferte eine fehlerfreie Partie und verhalf seinen Mitspielern mit ruhigen und überlegten Aktionen zum Erfolg. Nur beim einzigen Gegentreffer – einem mithilfe des rechten Pfostens über die Linie rollenden Strafstoß von Luke Bungart – war Storb machtlos. Für seine Leistung wurde der Schlussmann vom Rest des Teams nach dem Abpfiff zurecht gefeiert.

Stephan Reimer und Artur Mezler verfolgen Abstiegsduell

Sowohl der ehemalige Bessenicher Übungsleiter Artur Mezler als auch Ex-Erft-Coach Stephan Reimer, der als möglicher neuer Trainer der Rhenania gehandelt wird, waren unter den Zuschauern, um ihre ehemaligen (und vielleicht auch zukünftigen) Schützlinge in Augenschein zu nehmen. Sie sahen unter dem Strich einen verdienten Sieg der Gäste, die es in den ersten zwanzig Minuten verpassten, aus ihren zahlreichen Chancen einen größeren Vorsprung zu erwirtschaften und deshalb in der Schlussphase noch ein wenig zittern mussten.

Das Bild zeigt beide Trainerbbänke. Die Coaches sind sehr engagiert.

Die Trainer beider Mannschaften sahen eine ereignisreiche erste Hälfte.

Das Bild zeigt Jehon Vatovci beim Torschuss.

Das mögliche 3:0 für Bessenich verpasst hier Jehon Vatovci.

Obwohl SV-Abwehrchef Siggi Kunst am Gegentreffer beteiligt war (die Richtigkeit des Elfmeterpfiffs blieb dennoch zweifelhaft, da eine Berührung des Verteidigers gegen Luke Bungart nicht vorlag), waren er und Kapitän Moritz Hartmann diejenigen, die ihre Teamkollegen immer wieder antrieben und selbst in den Zweikämpfen präsent waren. Bezeichnend war eine Szene im ersten Durchgang, als Hartmann in der Rückwärtsbewegung aushalf und eine kritische Strafraumsituation mit vorbildlichem Einsatz per Grätsche bereinigte.

Vorne war auf den 37-Jährigen ebenfalls Verlass: Dank seines Kopfballtimings gelang ihm in der 7. Minute das 1:0, dem Nuri Yasar 120 Sekunden später den zweiten Treffer folgen ließ. Das Vorangehen der erfahrenen Führungsspieler hatten die Gäste ihrem Rivalen, der auf eine im Wesentlichen nahezu einheitliche Altersstruktur im Kader setzt, als wichtigen Pluspunkt voraus.

JSG Erft Euskirchen verschläft die Anfangsphase total

In der Anfangsphase mussten die JSG-Anhänger die Befürchtung haben, dass die eigene Mannschaft frühzeitig hoffnungslos ins Hintertreffen gerät. Hätte Jehon Vatovci in der 13. Minute etwas weiter nach links gezielt, wäre dies vermutlich bereits die Vorentscheidung gewesen. Der Kommentar von JSG-Trainer Chris Kockerols lieferte die perfekte Zusammenfassung dazu: „Wir stehen da, gucken zu und kommunizieren nicht.“

Der Weckruf des Übungsleiters zeigte zumindest teilweise Wirkung. Wenig später hätte Nicolas Woywod nach starkem Sololauf von Arber Jashanica das Anschlusstor erzielen müssen, aber er brachte das Kunststück fertig, den Ball aus wenigen Metern ans Aluminium zu befördern. Ähnlich ungeschickt, wenn auch mit weniger Reaktionszeit, agierte Lucas Spilles, als er nach einer Ecke am langen Pfosten stehend knapp links am Gehäuse vorbei zielte.

Beide Teams mit zahlreichen Chancen

Möglichkeiten besaßen jedoch nicht nur die Gastgeber – auch Yasar, der bei seinem Abschluss etwas zu lässig zu Werke ging, und Ömer Atilgan, dem bei seinem satten Distanzschuss das Gestänge den Erfolg um Zentimeter vermieste, waren einem weiteren Treffer der Bessenicher nahe.

Im zweiten Abschnitt verlief das Duell deutlich ereignisärmer und ziemlich ausgeglichen, bis die JSG mit der Einwechslung von Luke Bungart noch einmal für etwas Unruhe in der Defensive der Gäste sorgte. Ernsthaft in Gefahr geriet der Auswärtserfolg jedoch nicht mehr.

„Wir müssen frühzeitig den Deckel draufmachen und lassen es dann wieder zu sehr schleifen. Am Ende ist es ein verdienter Arbeitssieg, der uns ein kleines Polster verschafft hat“, bilanzierte Frank Marwitz, Mitglied des Bessenicher Trainertrios.

„Nach der verschlafenen Anfangsphase sind wir aus meiner Sicht dagewesen. Von außen versuche ich, den Jungs so gut wie möglich zu helfen, aber ich kann nicht für zehn Leute das Reden übernehmen. Nächste Woche haben wir jetzt den maximalen Druck und müssen ohne Wenn und Aber gewinnen“, lautete das Fazit von Chris Kockerols.


TuS Chlodwig Zülpich – SC Wißkirchen 3:0 (2:0). Im zweiten kreisinternen Vergleich des Spieltages hatte der Tabellenführer das bessere Ende für sich und hielt damit dem Druck des Verfolgertrios, das seine Partien ebenfalls siegreich gestalten konnte, Stand. „Wir hatten 14:0 Torchancen und mussten uns den Erfolg dennoch hart erarbeiten. Es war eine konsequente und reife Leistung meiner Mannschaft gegen gute talentierte Jungs aus Wißkirchen, die Robin Metternich allerdings nicht einmal prüfen konnten. Ich bin sehr zufrieden mit unserem Auftritt“, kommentierte Gewinner David Sasse.

Nach dem 1:0 durch einen berechtigten Foulelfmeter – Ben Reimann war gegen Luca Ohrem zu ungestüm in das direkte Duell gegangen – gelang Devin Nickisch wenige Augenblicke später auch der zweite Zülpicher Treffer. „Ich finde, dass wir uns gut verkauft haben und den Leuten ein spannendes Spiel geboten haben. Wir haben immer wieder probiert, Nadelstiche zu setzen, auch wenn die ganz großen Torgelegenheiten nicht dabei waren“, analysierte SC-Trainer Kevin Greuel, der in der Endphase ebenfalls gerne einen Strafstoß für seine Elf bekommen hätte. „Nach dem unfairen Einsatz gegen Nico Heuser hätte es das 1:2 für uns sein können. Wer weiß, wie es dann weitergegangen wäre?“, stellte Greuel die rhetorische Frage.

Nierfeld verliert gegen Ahrem

Die Antwort auf das faktische Endresultat gab Dominik Spies, dem aus abseitsverdächtiger Position das endgültig entscheidende 3:0 für den TuS gelang. Trotz der Niederlage und des späten Platzverweises gegen Raphael Kremp, der nur wenige Minuten auf dem Feld war, ehe er die zweite Verwarnung kassiert hatte, zeigte sich Greuel einverstanden mit dem Auftritt seiner Schützlinge gegen sehr gute Zülpicher. „Unser bislang stärkster und effektivster Gegner“, so der SC-Verantwortliche.

SV SW Nierfeld – RW Ahrem 2:4 (0:2). Mit einem Sieg wäre den Hausherren der Klassenverbleib wohl nicht mehr zu nehmen gewesen, so jedoch müssen die Akteure von Dirk Scheer die Feierlichkeiten mindestens um eine Woche verschieben. „In der ersten Halbzeit waren wir in den Zweikämpfen nicht zur Stelle und haben uns von den körperbetont, aber überhaupt nicht unfair spielenden Ahremern den Schneid abkaufen lassen“, kritisierte der Übungsleiter der Heimelf, die mit einem leistungsgerechten Zwei-Tore-Rückstand in die Pause ging.

Nach dem Seitenwechsel steigerten sich die Schwarz-Weißen zwar, doch es dauerte bis zur 78. Minute, ehe Christian Uche nach einem entschlossenen Abschluss der Anschlusstreffer glückte. „In einigen Szenen zuvor ist er noch zu zögerlich gewesen und hat den Querpass gespielt, anstatt selbst zu schießen“, berichtete Scheer, dem an der Seitenlinie eine extrem aufregende Schlussphase bevorstand.

Zunächst nutzten die Rot-Weißen den Umstand, dass der sonst zuverlässig seine Arbeit verrichtende Marc Virnich bei einem Freistoß eine unglückliche Figur abgab, zum 3:1. Doch nur 60 Sekunden darauf kehrte die Hoffnung in die Kloska-Arena zurück, weil der just eingewechselte Neuzugang vom TuS Zülpich, Marcel Maus, sofort auf Betriebstemperatur war und das Resultat verkürzte.

In den entscheidenden Momenten hatten die Platzherren das Glück allerdings nicht auf ihrer Seite: Uche (Latte) und Tomas Delcio Mateus (Pfosten) scheiterten am Torgestänge, Niclas Hampel wurde ein nach Scheers Wahrnehmung „klarer Foulelfmeter“ verweigert. Kurioserweise war es der Schiedsrichter-Assistent, der seinen Chef an der Pfeife korrigierte, sodass dieser den bereits verhängten Strafstoß zurücknahm. „Das wäre der Ausgleich gewesen“, ärgerte sich der SVN-Trainer, der stattdessen hilflos das 2:4 in der letzten Minute mitansehen musste.

„Die Enttäuschung ist riesig, auch wenn nichts Gravierendes passiert ist und wir nach wie vor neun Punkte Vorsprung auf die Abstiegszone haben. Leider fallen uns für das nächste Spiel mit den gelb-gesperrten Luca Bläser und Andy Nellessen beide Sechser aus“, bedauerte Scheer.

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