Fußball und FlutDie Tatkraft beim SV Nierfeld war nicht zu zerstören

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Traf per Strafstoß zur zwischenzeitlichen 3:2-Führung für die SG 92: Miguel Klinkhammer.

Traf per Strafstoß zur zwischenzeitlichen 3:2-Führung für die SG 92: Miguel Klinkhammer.

Die Flutkatastrophe im Juli 2021 hat den SV Nierfeld hart getroffen. Ein Blick auf den Status quo an einem Doppelspieltag der beiden Teams.

Im Juli 2021 lag der SV Nierfeld am Boden. Die Flut hatte dem Traditionsverein alles entrissen – vom Vereinsheim über den Kunstrasenplatz bis hin zu Trainingsmaterialien und Erinnerungsstücken aus der beinahe schon 100-jährigen Geschichte. Eins jedoch hatten die Wassermassen nicht zerstören können, sondern sogar noch stärker gemacht: die Tatkraft und Entschlossenheit der Klubmitglieder, die in den vergangenen 20 Monaten dafür sorgten, dass die Kloska-Arena wieder in neuem Glanz erstrahlt.

Wenige Kleinigkeiten fehlen

„Mehr als 95 Prozent der Arbeiten am Vereinsheim sind abgeschlossen, Kunstrasen und Flutlichtanlage waren schon im Laufe des vergangenen Jahres fertiggestellt. Auch die neuen Bänke für die Umkleiden, die vom 1. FC Köln zur Verfügung gestellt wurden, sind zuletzt geliefert worden“, berichtet der zweite Vorsitzende Martin Kerkau, der das Engagement der zahlreichen Helfer nicht genug loben kann. „Ich bin sehr stolz auf den Verein und habe den Zusammenhalt der Menschen die ganze Zeit über gespürt. Es ist einfach grandios, was hier unter der Leitung von Ralph Moritz, der sich hauptverantwortlich um den Aufbau gekümmert hat, auf die Beine gestellt worden ist.“

Neu, anders strukturiert und gemütlicher: Die Nierfelder haben nach der Flut ganze Arbeit beim Wiederaufbau des Vereinsheims geleistet.

Neu, anders strukturiert und gemütlicher: Die Nierfelder haben nach der Flut ganze Arbeit beim Wiederaufbau des Vereinsheims geleistet.

Nicht nur neu, auch besser

Weil der Verlust der sportlichen Heimat und das damit zwingend verbundene Ausweichen auf fremde Sportplätze wie Olef oder Nettersheim für alle Mitglieder einen erhöhten Aufwand bedeutete, wollte der SVN die Rückkehr an die alte Wirkungsstätte zu etwas Besonderem machen. „Wir haben uns nicht damit zufriedengegeben, den alten Status wiederherzustellen, sondern die Bedingungen vor Ort besser gemacht. Vor allem die Jugendlichen sollten nach der harten Zeit optimale Voraussetzungen bei der Ausübung ihres Hobbys vorfinden“, erklärt Kerkau.

Die Nachwuchskicker haben nun einen eigenen Kabinenbereich im Gebäude, das innen neu strukturiert wurde. Egal ob der neue Raum für die Kasse am Eingang, die modern eingerichtete Küche oder der taktische Besprechungsraum für die Mannschaft – alles macht einen durchdachten und hochwertigen Eindruck.

Es darf gefeiert werden

Um sich bei den zahlreichen Unterstützern, die nicht nur aus der Region, sondern aus dem gesamten Bundesgebiet kamen, gebührend zu bedanken, richten die Schwarz-Weißen am 6. Mai ein Einweihungsfest aus. „Highlight des Programms wird neben zahlreichen Jugendspielen die Partie der Landrat-Elf gegen eine Auswahl aus dem Kreis Düren sein. Dazu wird es musikalische Untermalung und kostenlose Speisen und Getränke geben“, freut sich Kerkau. Wenige Wochen später kann der Verein einen weiteren Leckerbissen präsentieren: Am 16. Juni stellt Ruhrpott-Autor und Fußball-Fan Frank Goosen seinen neuen Roman „Spiel ab!“ im Nierfelder Vereinsheim vor.

Trainer in sportlich besseren Zeiten: Achim Züll (r.).

Trainer in sportlich besseren Zeiten: Achim Züll (r.).

Das Spiel der Zweiten

Im Duell zwischen der Sportgemeinschaft 92 und den Hausherren war einiges los. Geleitet wurde die Partie von Jörg Piana, der zuvor bei beiden Klubs lange Jahre als Coach tätig gewesen war. In Führung gingen zunächst die Gastgeber in Person von Andre Bach, die die Gäste jedoch ebenso egalisieren konnten wie die erneute Führung durch Benedikt Scheer.

Kurz vor dem Abpfiff sah die SG dann sogar wie der sichere Sieger aus, nachdem man einen Strafstoß souverän zum 3:2 verwandeln konnte. „Der Elfer war aus meiner Sicht keiner, dafür hätte es in der Szene zuvor allerdings schon einen geben können. Unter dem Strich ist es ein absolut gerechtes Ergebnis“, kommentierte Co-Trainer Jürgen Hallmann. Erst in allerletzter Sekunde durften die Nierfelder den Ausgleich bejubeln, weil Tomas Delcio Mateus entschlossen zum Ball ging und diesen vor dem Keeper mit dem Kopf erwischte und diesen über die Linie lenkte.

Das Spiel der Ersten

Unter den Augen der beiden Ex-Übungsleiter Achim Züll und Dominik Peiffer gerieten die Hausherren bereits nach handgestoppten 46 Sekunden durch Halil Gashani ins Hintertreffen. Der Schock saß tief, und nach etwas mehr als 20 Minuten war durch das 0:2 von Diza-Arnold Lutete und das 0:3 von Kai Theidig alles gelaufen. Besonders wenn Langerwehe schnell kombinierte, lief der SVN dem Geschehen meist hinterher.

Immerhin zeigten die Schwarz-Weißen, die aktuell gegen Mittelklasse-Teams wie Bessenich oder eben auch Langerwehe chancenlos sind, im zweiten Abschnitt Moral, gestalteten die Partie ausgeglichen und kamen nach einem schönen Angriff in der Schlussphase durch Niclas Hampel zum verdienten Ehrentreffer. Eine starke Partie zeigte Torhüter Marc Virnich, der mehrfach glänzend auf dem Posten war und eine höhere Niederlage abwendete. Die eingesetzten Akteure aus der Reserve machten ihre Sache wie schon vor 14 Tagen sehr ordentlich. Ernsthaft in Bedrängnis bringen konnte man die Gäste, die nach der Pause mindestens einen Gang zurückschalteten, nicht.

Am kämpferischen Einsatz der Nierfelder lag es nicht, dass man gegen Langerwehe mit 1:4 den Kürzeren zog.

Am kämpferischen Einsatz der Nierfelder lag es nicht, dass man gegen Langerwehe mit 1:4 den Kürzeren zog.

So soll es weitergehen

Dirk Scheer und sein Team sollen in Doppelfunktion die zwei Seniorenteams bis Saisonende betreuen. „Das ist aus meiner Sicht gut zu handeln, denn der Terminplan spielt uns in die Karten. Unser Fokus liegt auf der ersten Mannschaft, ohne dabei die Zweite, für die es sportlich um nicht mehr viel geht, zu vernachlässigen“, kündigt Kerkau an. Für die nächsten Monate und die kommende Spielzeit hat der Verein klare Ziele. „Wir wollen den Klassenerhalt in der Bezirksliga schaffen und in der nächsten Saison mit einer starken Ersten und einer personell gut aufgestellten Zweiten an den Start gehen“, erklärt der Vizepräsident.


Mechernich gibt sich in Hambach auf

Hambacher SV – TuS Mechernich 6:1 (2:1). Bereits der Auftakt ließ Böses erahnen. Keine 120 Sekunden dauerte es bis zum Führungstreffer der Hambacher, die insgesamt einfach bissiger auftraten. Dennoch gelang der TuS Mitte des ersten Durchgangs der Ausgleich, weil André Beaujean einen Kopfball nach Ecke von Jonas Hohn ins Netz köpfte. Die Entscheidung bahnte sich in den Minuten kurz vor und nach dem Seitenwechsel an. „Wir haben um den Gegentreffer zum 2:1 förmlich gebettelt, nach dem 1:3 habe ich ein totales Aufgeben meiner Mannschaft gesehen“, kritisierte Coach Nico Hohn.

Der Versuch, durch taktische Umstellungen sowie personelle Impulse von der Bank das Ruder noch herumzureißen, schlug fehl. „Leider ist nur Hambach wie ein Team aufgetreten, das sich im Abstiegskampf befindet und diesen auch annimmt. Wir sind schon mit schlechten Vorzeichen in die Begegnung gegangen, weil wir unter der Woche ohne Torwart trainieren mussten, und haben verdient verloren“, haderte Hohn.

Auch nach der Trennung schaut Dominik Peiffer (r.) zu.

Auch nach der Trennung schaut Dominik Peiffer (r.) zu.

Acht-Tore-Spektakel mit Sötenicher Beteiligung

RW Ahrem – SV Sötenich 4:4 (4:2). „Nach dem frühen 2:0 für Ahrem habe ich an eine Riesenklatsche gedacht, da wir bis dahin überhaupt nicht im Spiel waren“, berichtete Trainer Christian Hammes, der sich glücklicherweise irrte. Und das, obwohl es nach dem schmeichelhaften Anschlusstor von Jens Knebel, bei dem Ahrems Schlussmann gewaltig mithalf, genauso schlecht weiterging. Die Heimelf zog danach auf 4:1 davon, ehe erneut Jens Knebel einen Freistoß von Marvin Neumann mit der Stirn zum 2:4 verwertete.

„In der Kabine hat es ordentlich gerappelt. Der eine oder andere hat sich ganz schön was anhören müssen“, schilderte Hammes die ungemütliche Atmosphäre in den vier Wänden. Die direkte Ansprache verfehlte ihre Wirkung nicht und innerhalb von wenigen Augenblicken hatten Pascal Feyerabend und Jens Knebel mit seinem dritten erfolgreichen Abschluss den Ausgleich hergestellt. „In der zweiten Hälfte haben wir ein ganz anderes Gesicht gezeigt, deshalb bin ich mit dem Resultat auch voll zufrieden“, resümierte Hammes, der auf beiden Seiten noch zahlreiche Gelegenheiten sah. „Das Spiel hätte auch 7:7 enden können“, lautete das Fazit des Übungsleiters.

Polizeieinsatz bei Zülpichs Zittersieg

TuS Chlodwig Zülpich – Hilal Maroc Bergheim 2:1 (0:0). Überschattet wurde die Partie von unschönen Szenen unmittelbar nach dem Schlusspfiff, als sich beide Parteien Handgreiflichkeiten lieferten und zwei Einsatzwagen der Polizei anrücken mussten. Die ohnehin hitzige Begegnung wurde noch giftiger, als ein Gästeakteur eine Viertelstunde vor dem Ende die Rote Karte sah. „Ich möchte ganz deutlich sagen, dass die Provokationen von beiden Seiten kamen und niemand alleine die Schuld für die unsportlichen Vorkommnisse trägt. Bei aller Rivalität darf es nicht dazu kommen“, ärgerte sich Zülpichs David Sasse.

Der Coach konnte sich zwar nicht über das Verhalten seines Teams und einiger Zuschauer, wohl aber über drei hart erkämpfte Zähler freuen. Den Rückstand, der aus einem Foulelfmeter resultierte, glich Thomas Leßenich, ebenfalls per Strafstoß, aus. Fünf Minuten nach dem 1:1 traf Luca Ohrem zum Sieg, den Torhüter Robin Metternich in einer turbulenten Schlussphase mit zwei Glanzparaden sicherte.

Schiedsrichter mit Nierfelder Vergangenheit: Jörg Piana.

Schiedsrichter mit Nierfelder Vergangenheit: Jörg Piana.

Bessenich verliert überraschend

SC Brühl – SV Rhenania Bessenich 3:0 (0:0). Lange Zeit blieb der Auftritt der Rhenania beim Letzten des Klassenspiegels torlos, ehe die Hausherren in den letzten acht Minuten noch zu drei Treffern kamen. „Die Brühler sind keine schlechte Mannschaft und werden von Spiel zu Spiel stärker. Am Ende wollten sie den Sieg, der um zwei Tore zu hoch ausgefallen ist, mehr als wir“, sagte der Sportliche Leiter Beniamin Warrach.

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