Kreisliga AGolbach kämpft, verliert aber trotzdem gegen Weilerswist

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Spielszene aus der Partie Golbach gegen Weilerswist. Christian Henk im Kampf um den Ball gegen Felix Kortholt.

Golbachs Routinier Christian Henk (in Gelb) im Kampf um den Ball gegen Felix Kortholt.

Der abstiegsbedrohte SSV Golbach empfing am Mittwochabend im Waldstadion den SSV Weilerswist zum Nachholspiel. Acht Tore bekamen die Zuschauer zu sehen.

SSV Golbach – SSV Weilerswist 3:5 (2:1). Abstiegskandidat gegen Aufstiegsaspiranten außer Reichweite. So könnte man die Nachholpartie des 26. Spieltages überschreiben. Mitte Mai war die Partie wegen der Unbespielbarkeit des nassen Rasenplatzes im Golbacher Wald verschoben worden.

Die Ausgangslage

Für die Gastgeber ging es um sehr sehr viel, für die Weilerswister um nichts. Mit einem Sieg hätte der SSV Golbach zumindest die Gewissheit gehabt, dass der Euskirchener TSC, der nur noch ein Ligaspiel hat, ihn nicht mehr einholen kann. Zudem wäre man vor dem Heimspiel gegen den BC Bliesheim an eben jenem vorbeigezogen. Dummerweise weiß Golbach überhaupt nicht mehr, wie das geht mit dem Gewinnen. Das 5:1 gegen Euskirchen am 10. Spieltag war der letzte Erfolg des Teams von Patrick Züll. Noch schlimmer: Mit einer Niederlage mit mindestens drei Toren Unterschied würde man wegen des schlechteren Torverhältnisses hinter Dreiborn auf einen Abstiegsplatz zurückfallen.

Und Weilerswist? Vor der Saison hatte Christoph Hemmersbach als einziger Trainer in der Liga den Aufstieg als Saisonziel genannt. Hemmersbach ist seit der Winterpause Geschichte. Der Aufstieg auch. 17 Punkte fehlten auf das punktgleiche Spitzenduo JSG Erft und SC Wißkirchen. Es ging um ein Übergangsmetall in Form einer Tropenfrucht. Und mit dieser goldenen Ananas ist keine besonders exklusive Spezialität für überbezahlte Fußballer in einem Luxusrestaurant in Dubai gemeint.

Die Anfangsphase

Die ersten Minuten wirkten so, wie man sich das vorstellen konnte in einem Spiel zwischen zwei Teams, von denen eins seit 15 Spielen nicht mehr gewonnen hat und es für das andere um nichts mehr geht. Das Spiel war zunächst auf eher schwachem Niveau. Bei den Golbachern war die Verunsicherung zu spüren. Bloß keinen Fehler machen. Den Ball möglichst schnell wieder loswerden. Die Weilerswister hingegen wirkten zu Beginn wie ein Team, das eher mit sich selbst als mit dem Spiel beschäftigt war. Das Spiel war lange Zeit so, wie ein Naturrasen, auf dem Traktoren gewütet haben: zerfahren.

Die Führung für Weilerswist kam deshalb aus dem Nichts. Eine Ecke von Sven Stanienda verwandelte Mike Nandzik (16.) nicht ohne Beschwerden der Golbacher, die glaubten, dass ihr Torwart Vitalii Yuianets regelwidrig behindert worden war. Zwei Minuten später stand jener Torwart im Mittelpunkt, als er einen satten Schuss aus dem Winkel fischte.

Der im Gesicht blutende Patrick Dahmen hält sich ein Tuch vor den Mund. Fabian Hüttmann, mit dem er zusammengeprallt war, entschuldigt sich.

Fabian Hüttmann entschuldigt sich beim blutenden Patrick Dahmen, der verletzt ausgewechselt werden musste.

In der 30. Minute floss dann Blut: Golbachs Patrick Dahmen und Weilerswists Fabian Hüttmann prallten unweit der Mittellinie mit hoher Geschwindigkeit zusammen. Ein Foul sah Schiedsrichter Markus Thissen zurecht nicht. Der stark im Gesicht blutende Dahmen musste raus, Richard Stier ersetzte ihn.

Torfestival

Die Weilerswister wirkten nach wie vor nicht wie ein Team. Das merkten auch die Golbacher, die langsam Zugriff bekamen und ein paarmal den Ball schön durch ihre eigenen Reihen laufen ließen. Belohnt wurde es mit dem Ausgleich. Fynn Luca Brygala hatte Markus Müller im Strafraum gefoult. Eugen Stier traf vom Punkt (40.). Kurz vor dem Halbzeitpfiff ging Golbach sogar in Führung. Maurice Gölden wurde auf gleicher Höhe mit dem letzten Verteidiger angespielt, tanzte diesen aus und stand frei vor Torwart Bastian Hilbert, der den platzierten Schuss nicht mehr parieren konnte.

„Wir haben das Spiel Ende der ersten Halbzeit aus der Hand gegeben. Deshalb habe ich in der Pause gesagt, dass wir das Spiel nochmal auf 0:0 stellen“, berichtete Weilerswists Spielertrainer Shahryar Ahmadi. Das reichte wohl an Motivation, denn seine Truppe erinnerte sich daran, dass sie auch Fußball spielen kann – oder die Spieler merkten einfach, dass es verdammt kalt war im Waldstadion, wenn man sich zu wenig bewegt. Aus Ahmadis neuer Perspektive stand es dann nach Wiederanpfiff schnell 2:0 für seine Truppe. Nach einem Foul verwandelte Mike Nandzik den fälligen Strafstoß (47.) zum Ausgleich. Vier Minuten später ging es dann zu schnell für Golbach. Eine Flanke von Nandzik von der linken Seite verwandelte Tillmann Faber.

Laufduell zwischen Ramadan Ajdini und Fynn Luca Brygala.

Ramadan Ajdini hat sich gegen Fynn Luca Brygala durchgesetzt.

Die Führung hielt aber nicht sehr lange: Christian Henk staubte einen Ball zum erneuten Ausgleich ab (57.). Hilbert hatte zuvor einen satten Schuss von Richard Stier abgewehrt, der Henk vor die Füße gefallen war. Zehn Minuten später traf dann auch Weilerswists Goalgetter Sven Stanienda, der einen von der Grundlinie zurückgespielten Ball versenkte. Den Schlusspunkt setzte erneut Mike Nandzik in der elften Minute der Nachspielzeit und mit dem Schlusspfiff. Endergebnis: 3:5.

Das sagen die Trainer

„Einen Punkt hätten wir vom Kampf her verdient gehabt“, meinte Golbachs Trainer Patrick Züll, der sich sicher ist: „Hätten wir jedes Spiel so gespielt wie heute, dann stünden wir nicht unten drin.“

Sein Gegenüber Shahryar Ahmadi gab zu: „Wir hatten nicht die besten Voraussetzungen und sind nur mit zwölf Spielern angereist. Wir wollten gewinnen, wussten aber, dass Golbach alles geben musste, weshalb das nicht so einfach war.“ Ahmadi sah kein schönes Fußballspiel. „Im Kreis Euskirchen kommt vieles über den Kampf und Härte“, findet er. Mit dem Charakter seiner Mannschaft, die den Rückstand in einen Sieg umgewandelt hat, war der Defensivmann zufrieden, mit der Abwehrleistung nicht. „Drei Gegentore sind zu viel.“

Wie geht es weiter?

Golbach hat noch zwei weitere Heimspiele: Am Sonntag gegen den Mitabstiegskandidaten Bliesheim geht es um alles. Das Team aus dem Rhein-Erft-Kreis hat einen Punkt mehr. Züll weiß, dass das entscheidende Spiel ist, denn am letzten Spieltag kommt der aktuelle Tabellenzweite SC Wißkirchen ins Waldstadion.

Für Weilerswist ist am Sonntag der letzte Spieltag. Zu Hause gegen die SG Flamersheim/Kirchheim geht es zwar erneut um nichts. Aber Spielertrainer Shahryar Ahmadi will sich vermutlich ebenso ordentlich vom Heimpublikum verabschieden (er wird Trainer bei seinem Heimatverein Berzdorf im Rhein-Erft-Kreis) wie Sven Stanienda (zu Oberzier) und Fabian Hüttmann (zu Zülpich), die den Verein verlassen werden.

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