Schnee-IdylleWie der Weiße Stein in der Pandemie zum Sehnsuchtsort wurde

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Vor allem in der Woche bieten Schneetage am Weißen Stein die Möglichkeit, bei einem ausgedehnten Winterspaziergang die Seele baumeln zu lassen.

Vor allem in der Woche bieten Schneetage am Weißen Stein die Möglichkeit, bei einem ausgedehnten Winterspaziergang die Seele baumeln zu lassen.

Hellenthal-Udenbreth – Oft machen ein paar Höhenmeter den Unterschied aus. Noch auf der Anfahrt nährt die nassgraue Wintertristesse die Zweifel, am Ziel auf den ersehnten Schnee zu treffen. Doch ab Rescheid oder Hollerath ist meist klar: Auf 690 Metern erwartet Besucher am Weißen Stein in Udenbreth eine winterliche Märchenwelt.

Rodelspaß bietet der Abhang auch dann, wenn die Lifte nicht laufen. Allerdings muss sich der Spaß durch Aufstiege hart erarbeitet werden.

Rodelspaß bietet der Abhang auch dann, wenn die Lifte nicht laufen. Allerdings muss sich der Spaß durch Aufstiege hart erarbeitet werden.

Wenn der Wetterbericht Schneefall in höheren Lagen der Eifel vermeldet hat, dann glüht auf der von Donnerwetter.de betriebenen Homepage www.weisserstein.info der Draht zu den sechs am Weißen Stein installierten Webcams. Bevor die Menschen aus dem gesamten Rheinland den Höhenort Udenbreth ansteuern, wollen sich viele mit eigenen Augen davon überzeugen, dass sie dort eine idyllische Winterlandschaft erwartet. Oder auch nur ein bisschen vom Winter träumen.

Skigebiet vor allen in Pandemiezeiten beliebt

Betrieben werden die Webcams von der Familie Brandt, die am Weißen Stein im Gebäude von Donnerwetter.de und in ihrem Wetterpark eine Ausstellung zu Wetter und Klima betreibt. Seit neun Jahren liefert Dr. Karsten Brandt mit seinem Team auf der Website Infos zum Freizeit-, Sport und Naherholungsgebiet Weißer Stein. Eine Analyse der täglichen Webcam-Aufrufe hat nun erstaunliche Zahlen erbracht: Knapp neun Millionen Abrufe, so Brandt, hätten die auf der Website verlinkten Webcams in dieser Zeit angesammelt. Im Durchschnitt seien es 2667 Abrufe täglich.

Schnee?

Wetterprognose

Derzeit liegen am Weißen Stein in Udenbreth knapp unter 30 Zentimeter Schnee. Laut aktueller Prognose des Wetterbeobachters Karsten Brandt wird sich die Schneedecke bis zum 21. Januar, voraussichtlich sogar bis zum Ende des Monats im Bereich um die 20 Zentimeter halten. Neuen Schnee erwartet Brandt bereits in der kommenden Woche.

Das reicht für Winterspaziergänge und Rodeln auf dem Hang. Wobei der Ski- und der Rodellift in diesem Jahr coronabedingt nicht in Betrieb gehen werden. Für das Spuren von Langlaufloipen reicht die Schneehöhe nach Auskunft der Gemeindeverwaltung aktuell nicht aus.

Tagesaktuelle Auskünfte über Schneehöhen und Wintersportmöglichkeiten gibt es telefonisch zu den Öffnungszeiten der Verwaltung auch in der Tourist-Info der Gemeinde Hellenthal (0 24 82/8 51 15) und über das Schneetelefon 0 24 82/ 58 52 00. (ch)

Es sei nicht verwunderlich, dass die Abruffrequenz in den Wintermonaten überdurchschnittlich hoch sei. Einen enormen Schub habe die Corona-Pandemie gebracht. Das im ganzen Rheinland bekannte Ski- und Rodelgebiet Weißer Stein sei für viele pandemiegeplagte Städter aus dem Raum Aachen, Köln und Bonn, aber auch darüber hinaus, bei Schneelagen zum „Sehnsuchtsort“ geworden. „Die Menschen freuen sich auf den Schnee“, sagt Brandt.

Mehr als 100.000 Klicks täglich in 2020

In den Zeiten, in denen viele Sportarten und Freizeitangebote nicht oder nur sehr eingeschränkt verfügbar waren oder seien, habe der Weiße Stein gepunktet. Denn im Vergleich zu manchem Freizeitpark biete der Weiße Stein eine deutlich kostengünstigere Möglichkeit für einen Familienausflug. Das zeigen auch die Zahlen. In den Top 10 der höchsten täglichen Kameraabrufe seien auf den ersten neun Plätzen Tage gewesen, in denen sich Deutschland im Lockdown und Teil-Lockdown befunden habe.

Im Wetterpark am Weißen Stein will Donnerwetter.de schon bald auch ein durchgängiges gastronomisches Angebot schaffen.

Im Wetterpark am Weißen Stein will Donnerwetter.de schon bald auch ein durchgängiges gastronomisches Angebot schaffen.

Die meisten täglichen Webcam-Views habe es an drei aufeinanderfolgenden Tagen im Dezember 2020 gegeben. Zwischen dem 27. und 29. Dezember 2020, also mitten im Weihnachtslockdown des ersten Pandemiejahres, besuchten laut Brandt täglich zwischen 116.700 und 171.600 User virtuell den Weißen Stein.

Dass auch die höchste Erhebung des linksrheinischen Teils von Nordrhein-Westfalen im Winter nicht schneesicher ist, quittiert Brandt mit einem Achselzucken. „Auch drei oder vier Zentimeter Schnee bieten ja schon ein ordentliches Bild. Und in den nächsten 30,40 oder 50 Jahren werden wir am Weißen Stein tollen Schnee haben.“

Tourismus am Weißen Stein

Besucherlenkung

Am ersten Schneewochenende ist der Andrang nach Erfahrung der Hellenthaler Gemeindeverwaltung stets besonders groß. So war es auch am vergangenen Wochenende.

Das personell aufgestockte Team des Ordnungsamtes hatte die Situation aber im Griff. Mit einer Lenkung der ankommenden Schneetouristen zu freien Parkplätzen und Kontrollmaßnahmen an den Straßen und im Ortskern Udenbreth konnte ein Parkchaos vermieden werden. Als sich im Lauf des Nachmittags zeigte, dass es an den Autobahnabfahrten noch zu Rückstaus von Schneetouristen kam und die Parkmöglichkeiten im Wintersportgebiet Weißer Stein ausgeschöpft waren, riet die Gemeinde über Facebook und auf ihrer Internetseite dazu, den Weißen Stein nicht mehr anzufahren.

Mit diesem Konzept, so kündigte Wilfried Knips, Allgemeiner Vertreter des Hellenthaler Bürgermeisters, an, werde man auch ins kommende Schneewochenende gehen.

Wer den Weißen Stein am Wochenende besuchen will, kann sich auch auf der Anfahrt noch auf den Facebookseiten oder den Websites der Gemeinde Hellenthal und der Nordeifel-Tourismus GmbH über die aktuelle Parksituation im Wintersportgebiet informieren. (ch)

Brandt will weiter in den Weißen Stein investieren. So plane Donnerwetter.de, mit Hilfe von Partnern ein durchgängiges gastronomisches Angebot im Wetterpark zu schaffen. In diesem Bereich gebe es Handlungsbedarf. Gerade im Gastrobereich hätten die belgischen Nachbarn derzeit deutlich die Nase vorn.

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