53 Namen stehen auf der Liste, die das Bistum Aachen am Mittwoch im Rahmen der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt durch Priester und andere kirchliche Mitarbeiter veröffentlicht hat. Darunter sind auch Geistliche, die im Kreis Euskirchen tätig waren.

Das Bistum bezeichnet sie dann als Täter, wenn sie wegen dieser Vergehen verurteilt worden sind, und als mutmaßliche Täter, wenn sie der Taten beschuldigt, aber nicht verurteilt worden sind. Zudem würden aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes ausschließlich Namen von Personen genannt, die seit mehr als zehn Jahren verstorben sind.

„Wir möchten Betroffenen Mut machen, sich mitzuteilen“, so Bischof Dr. Helmut Dieser. Die folgenden Personen, deren Namen auf der Liste stehen, waren auch im Kreis Euskirchen tätig:

Pfarrer Leo Bell (1927–2000, mutmaßlicher Täter): Gegen den Pfarrer ist dem Bistum Aachen eine Beschuldigung sexualisierter Gewalt an Minderjährigen/Schutzbefohlenen im Jahr 1991 bekannt. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Bistum Aachen Leo Bell bereits wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten als Pfarrer von St. Johann Baptist in Blankenheim-Dollendorf entpflichtet. Bell wurde 1976 Pfarrvikar und zwei Jahre später Pfarrer an St. Johann in Blankenheim-Dollendorf. Es folgten Stationen als Dechant (1983) im Dekanat Blankenheim-Kronenburg und zeitgleich als Pfarradministrator St. Mariä Himmelfahrt, Blankenheim-Uedelhoven.

Beschuldigte Geistliche waren in Kall, Münstereifel, Mechernich, Blankenheim und Euskirchen tätig

Johannes Berens (1883–1973, mutmaßlicher Täter): Der Pfarrer wird laut Bistum Aachen der fortgesetzten sexualisierten Gewalt gegen Minderjährige/Schutzbefohlene beschuldigt. „Der Tatvorwurf bezieht sich auf die 1950er Jahre, als Berens Pfarrer von St. Stefan, Kall-Sistig, war“, so das Bistum. Zuvor war er unter anderem ab 1913 Kaplan an St. Martin in Euskirchen. Ab 1962 verbrachte und lebte er als Hausgeistlicher im St.-Josefs-Stift Blankenheim.

Lambert Maria Hubert Cremer (1884–1962, Täter) wurde 1935 vom Landgericht Aachen wegen vollendeter und versuchter „unzüchtigen Handlungen zum Nachteil von minderjährigen Mädchen in sechs Fällen“ zu einer Haftstrafe von drei Jahren und sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Der Tatzeitraum erstreckt sich auf die Jahre 1932 bis 1935. Da war Cremer in Geilenkirchen-Grotenrath tätig. Ab 1909 war Cremer Kaplan in Schleiden Kaplan, ab 1911 Kaplan in Stotzheim, ab 1917 Pfarrvikar und Pfarrer in Bad Münstereifel-Mutscheid.

Domkapitular Andreas Dangela (1914–1989, mutmaßlicher Täter). Er wird laut dem Aachener Bistum beschuldigt, in den 1950er-Jahren in Viersen sexualisierte Gewalt gegen Minderjährige/Schutzbefohlene verübt zu haben. 1948 wurde Dangela Pfarrverwalter und 1950 Pfarrer an St. Martin in Dahlem-Schmidtheim, bevor 1958 nach Viersen wechselte.

Johannes Giesen (1913–2003, mutmaßlicher Täter). Gegen den Pfarrer liegen mehrere Beschuldigungen sexualisierter Gewalt gegen Minderjährige/Schutzbefohlene in den 1970er-Jahren in Odenkirchen vor. Giesen war ab 1947 Kaplan an St. Johann Baptist in Mechernich.

Wilhelm Lantin (1915–1976, mutmaßlicher Täter), ab 1973 Pfarrverweser in Blankenheim-Rohr, wird beschuldigt, in den 60er-Jahren in Düren-Hoven Minderjährigen/Schutzbefohlenen sexualisierte Gewalt angetan zu haben.

Priester wurde von Gericht wegen unzüchtiger Handlungen an Mädchen in Kronenburg verurteilt

Paul Nieten (1903–1979, Täter) war ab 1943 Pfarrer an St. Johann Baptist in Dahlem-Kronenberg. Während dieser Zeit wurde er 1956 laut Bistum vom Landgericht Aachen wegen „fortgesetzter unzüchtiger Handlungen an zwei Mädchen unter 14 Jahren, die seiner Aufsicht und Erziehung unterstanden“ zu einer Freiheitsstrafe von neun Monaten auf Bewährung verurteilt.

Joseph Olivier (1932–2001, mutmaßlicher Täter) war ab 1975 Pfarrer an St. Klemens in Heimbach. Er wird der sexualisierten Gewalt an Minderjährigen/Schutzbefohlenen Mitte der 1960er-Jahre in Viersen-Dülken beschuldigt.

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Michael Schwarz

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Karl Schmelzer (1915–1998, mutmaßlicher Täter) wurde 1945 Kaplan an St. Michael in Hellenthal-Losheim. Ihm wird laut Aachener Bistum vorgeworfen, als Religionslehrer der David-Hansemann-Schule in Aachen von Mitte der 1950er- bis Mitte der 1960er-Jahre brutale und sexualisierte Bestrafung im Unterricht vorgenommen zu haben. „Eine Gruppe ehemaliger Schüler ist mit diesem Vorwurf 2010 an die Öffentlichkeit gegangen“, heißt es in der Mitteilung des Bistums Aachen.

Hier können sich Betroffene und Zeugen melden

„Betroffene, Angehörige und Zeugen können sich vertrauensvoll an die Hotline im Bistum Aachen (02 41 45 22 25) wenden, um Missbrauch zu melden oder Hinweise zu geben“, teilt das Bistum Aachen mit. Die Hotline ist montags, dienstags, mittwochs und freitags von 9 bis 16 Uhr erreichbar, donnerstags von 16 bis 20 Uhr. Weitere Informationen dazu gibt es im Internet.