„Ein Desaster“In den Schulen im Kreis Euskirchen herrscht nach Abi-Panne Frust und Ärger

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Roswitha Schütt-Gerhards, Leiterin der Clara-Fey-Schule in Schleiden, sitzt am Schreibtisch vor einem Computer-Monitor.

Versuchte am Dienstag verzweifelt, die Abiturprüfungen herunterzuladen: Roswitha Schütt-Gerhards, Leiterin der Clara-Fey-Schule in Schleiden. Am Mittwoch funktionierte es problemlos.

Die Abiturprüfungen am Mittwoch mussten wegen eines technischen Problems landesweit abgesagt werden.

Schule ist in den vergangenen Jahren viel digitaler geworden. Smartboard hier, iPad da. Was im Schulalltag mal mehr, mal weniger klappt, funktionierte am Dienstag beim Schulministerium mal so gar nicht. Die Abiturprüfungen für die Fächer Biologie, Chemie, Ernährungslehre, Informatik sowie Physik und Technik ließen sich nicht vom Schulministeriums-Server herunterladen. Möglicherweise, weil das Ministerium eine Zwei-Faktor-Authentifizierung eingeführt hatte. Einen Plan B gab es jedenfalls nicht: Setzen. Sechs.

„Mir tut das wahnsinnig leid für die Schülerinnen und Schüler, aber auch für die Kollegen. Das war ein bitterer Tag“, sagt Michael Mombaur, Leiter der Marienschule Euskirchen. Bitter sei vor allem das Gefühl gewesen, immer wieder vertröstet zu werden. Acht Lehrer verbrachten laut Mombaur am Dienstag ihren Tag bis in den Abend in der Schule. Die große Anzahl ist nötig, weil die Fachlehrer nach dem Download die Prüfungsfragen auswählen. Dann wird alles in den Safe gelegt.

„Das ist alles generalstabsmäßig durchorganisiert“, sagt Micha Kreitz, Leiter des Gymnasiums am Turmhof (GAT) in Mechernich. Man habe sogar vor einigen Tagen mal einen Testlauf gemacht. Da habe alles funktioniert. Allerdings konnte man bei der Generalprobe keine doppelte Authentifizierung üben.

Im Kreis Euskirchen ist man späte Infos aus dem Ministerium gewohnt

Am Dienstag, losgehen sollte es mit den Downloads eigentlich um 12 Uhr, hieß es dann an allen Schulen warten. Warten, dass sich die Serverprobleme des Schulministeriums lösen. Oder dass es zumindest Informationen darüber gibt, wie es nun weitergeht. Als dann gegen 20.30 Uhr die Nachricht aus Düsseldorf kam, dass die erste Abi-Prüfung verschoben wird, lief die Informationswelle an die Jahrgangsstufe an.

„Wir haben alle Möglichkeiten genutzt, um die Schüler zu informieren“, sagt Marienschul-Chef Mombaur. „Diese digitalen Kanäle haben funktioniert“, meint er augenzwinkernd. Und späte Informationen aus dem Schulministerium, die kurzfristig den Schulalltag auf den Kopf stellen, sei man seit der Corona-Pandemie gewohnt.

Die Lehrer im Kreis haben stundenlang gewartet

In der Clara-Fey-Schule in Schleiden wartete das Abi-Team ebenfalls sehnsüchtig. Auch Schulleiterin Roswitha Schütt-Gerhards ärgert sich einen Tag später noch über die Informationspolitik in Düsseldorf: „Die war ein Desaster.“ So seien Info-Mails angekündigt worden, die dann aber nie angekommen seien. „Das war sehr frustrierend“, sagt auch Henning Schneider, stellvertretender Schulleiter der Gesamtschule Eifel in Blankenheim und Nettersheim.

40 Abiturientinnen und Abiturienten seien bei ihnen betroffen gewesen, die man zum Glück alle rechtzeitig erreicht habe. Technische Probleme könne es immer geben, aber es sei „ein bisschen ärgerlich, dass es anscheinend keinen Plan B gab“, so Schneider. „Das ist einfach keine Organisation“, zeigt sich am Mittwoch auch Andrea Schauff verärgert. Sie ist die Oberstufenkoordinatorin am Franken-Gymnasium in Zülpich. Lediglich neun Schülerinnen und Schüler hätten am Mittwoch die Prüfung schreiben sollen. Dann kam am Dienstagabend gegen 20.30 Uhr die Absage. Dass dafür vier Lehrer acht Stunden vor dem Rechner sitzen mussten, sei ein Unding. „Das geht gar nicht.“

Am Mittwoch hat der Download funktioniert

An der Weilerswister Gesamtschule trudelte die Mail mit der Absage aus Düsseldorf um 20.33 Uhr im elektronischen Postfach ein. Auch dort wurden sämtliche Kanäle genutzt, um die Schüler zu informieren.

Eine Mutter aus Bad Münstereifel, deren Tochter das St.-Angela-Gymnasium besucht, berichtet, dass die Schulleitung am Dienstagabend noch jeden Schüler persönlich über die Verschiebung informiert habe. „Das war auf jeden Fall guter Stil“, sagt sie. Ihre Tochter habe die Prüfung herbeigesehnt, damit wenigstens ein Fach schon mal geschrieben sei. „Nun ist sie nach wie vor nervös“, so die Bad Münstereifelerin.

Nervös sind am Mittwochmittag auch die Schulleiter und Lehrkräfte im Kreis. Sie hoffen, dass es gelingen wird, die Unterlagen für die Abiturprüfungen am Donnerstag herunterzuladen. Wenig später kommt aus dem Franken-Gymnasium in Zülpich schon einmal Entwarnung: „Es hat gerade funktioniert“, berichtet Schauff erleichtert. Auch die Marienschule meldet Erfolg. Die ausgefallene Prüfung von Mittwoch soll am Freitag nachgeholt werden.


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