Karneval im DunkelnDer faszinierende Lichterzug in Eiserfey startet am Freitag

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Zwei Karnevalistinnen tragen bunte und beleuchtete Kostüme.

Den Rausch aus Licht und Farben können die Jecken am Freitag wieder beim Lichterzug in Eiserfey feiern.

Stäänedanz ist am Karnevalsfreitag: Den Rausch aus Licht und Farben können die Jecken beim Eiserfeyer Lichterzug erleben.

Nachdenklich sitzen Beate und Heinz Heimersheim am Tisch in der Römerstube. „Corona hat schon viel kaputt gemacht“, sinniert sie. „Manche Vereine sind kleiner geworden, manche Sitzung ist nicht so gut besucht“, fügt er an. In Eiserfey hat man sich ganz gegen Sitzung und Gardewettstreit entschieden – im vergangenen Frühjahr hätte das bereits organisiert werden müssen. Da hatte Corona das Land noch im Griff, gerade war der Krieg in der Ukraine ausgebrochen. Wer bitteschön hätte da das Risiko eingehen und Verträge abschließen wollen? Die Feytaler Jecken um Vorsitzenden Heinz und Geschäftsführerin Beate Heimersheim jedenfalls nicht.

Im September sind die Damen in Zülpich bei den Leuchtenden Gärten. „Geht der Lichterzug?“ werden sie so oft gefragt. Das Engelchen sitzt auf der einen Schulter und sagt: Ja! Doch das Teufelchen auf der anderen Schulter fragt: Weißt Du, was alles noch passiert? Die Lage bleibt unklar.

Doch dann kommt der November. Lichterzug oder kein Lichterzug? Die Entscheidung der Verantwortlichen fällt für dieses so faszinierende Treiben in der Dunkelheit des Karnevalsfreitags. Auch wenn die Zeit, alles zu organisieren, verdammt knapp wird. Auch wenn Krieg und Krisen weiterhin allgegenwärtig sind. „Der Karneval und gerade die Züge sind dieses Mal noch wichtiger als sonst“, sagt Beate Heimersheim. Schon leuchten ihre Augen, schon ist sie da, diese Karnevalsmagie. Schon öffnet Heinz Heimersheim den dicken Ordner voller Anmeldungen, Absprachen, Regelungen. Zum Glück ist es der sechste Lichterzug und die Eiserfeyer können auf viel Erfahrung aus der Zeit vor Corona zurückgreifen.

Parkplätze gibt's nur außerhalb von Eiserfey

Auch an diesem Freitag wird Eiserfey zur Lichterzug-Zone: Einige Tausend Besucher werden erwartet, die Straßen im Ort sind den Karnevalswagen vorbehalten. Besucher parken außerhalb.

Die Grafik zeigt die Absperrungen und den Weg des Eiserfeyer Lichterzugs.

Zugweg, Absperrungen und Shuttlebus-Haltestellen zum Lichterzug auf einen Blick.

Absperrungen umfahren und irgendwo ein vermeintlich gutes Plätzchen fürs Auto am Straßenrand wählen, ist nicht zu empfehlen: Es wird kontrolliert und falsch geparkte Fahrzeuge werden abgeschleppt. Das hat seinen Grund: Für den Fall der Fälle müssen die recht engen Straßen um den Ort frei sein, damit die Rettungsfahrzeuge schnell und sicher durchkommen.

Mit Gratis-Shuttlebussen geht's bequem zum Lichterzug

Wer keine Lust auf eine Winterwanderung hat, kann trotz der Sperrungen ganz bequem nach Eiserfey kommen. In Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Schneider-Bank werden auch in diesem Jahr wieder kostenlose Shuttlebusse angeboten. Sie starten am Mechernicher Bahnhof, an der Grundschule und am Pendlerparkplatz am Abzweig Breitenbenden – da stehen jeweils reichlich Parkplätze zur Verfügung. Ab etwa 17 Uhr startet die erste Runde – bis zum Start des Lichterzugs um 19 Uhr werden die Besucher nach Eiserfey gebracht. Und logisch: Nach dem Zoch geht’s auch wieder retour.

Wer möchte, spendiert den Feytalern einen Zoch-Euro

Wie die Regelungen mit den Absperrungen und den Shuttlebussen haben sich auch die Trupps mit den rappelnden Dosen bewährt. An den Ortseingängen bitten sie um einen Zoch-Euro. Eintritt zum Straßenkarneval? Nein, so ist das keinesfalls zu verstehen. Mit dem Zoch-Euro wird um einen freiwilligen Beitrag gebeten, damit die Eiserfeyer die Kosten – etwa für die Busse –   decken können. Auch hier gilt: Jeder Jeck ist anders, jeder gibt, was er will und kann. Und auch wer nichts gibt, ist von Herzen willkommen.

Wiederholungstäter und Neulinge beim Stäänedanz

Pickepackevoll ist der Lichterzug auch nach der Corona-Pause. Groß Werbung machen für den Lichterzug müssen die Feytaler längst nicht mehr. Im Dezember, so Beate Heimersheim, haben sich die Anfragen gehäuft. Tenor: „Wir fangen an, den Wagen zu bauen. Sollen wir Lichterketten einplanen?“ Ja, ihr könnt! Auch dieses Mal werden viele Wiederholungstäter dabei sein. Die Zülpicher Landjugend etwa, die seit dem ersten Lichterzoch dabei ist. Oder die Max-Ernst-Gehörlosenschule Euskirchen, der die Feytaler wieder einen ihrer Wagen zur Verfügung stellen, damit die Schüler hautnah dabei sein können. Ein paar Gruppen haben dieses Mal frei gewordene Plätze ergattert und dürfen ihre Lichterzoch-Premiere feiern.

Eiserfey bietet Fastelovend für alle - und das im Dunkeln

Der Stäänedanz soll ein Fest für die ganze Familie sein, ob im Zoch oder am Straßenrand. Aus dem ganzen Kreis kommen nicht nur die Besucher, sondern auch die Teilnehmer: Aus Weilerswist oder Wüschheim   sind genauso Gruppen dabei wie aus Blumenthal oder Vlatten. Mit 30, 40 Leuten haben sich einige Gruppen angemeldet. Auch viele junge Leute sind dabei. Das beeindruckt Beate Heimersheim ganz besonders: „Die müssen teils echt aufs Geld schauen und bauen einen Wagen. Das finde ich irre, da hab’ ich echt Achtung vor.“

Und am Straßenrand sollen ebenfalls kleine wie große Jecke ihre Freude haben. Es gibt Kamelle, die aber wegen der Dunkelheit meist eher gereicht als geschmissen werden. Es gibt Alkohol, aber Schnapsleichen dominieren nicht das Bild. Es gibt Musik, aber kölsche Tön statt Dauerbeschallung mit Malle-Sound und  keine Drucklufttröten im Dauerbetrieb – dicke Ohrenschützer brauchen die Kinder hier nicht.

Et Elena: Unser Nordlicht ist natürlich auch dabei

Keine Frage: Der Lichterzug hat sich im Eifeler Fastelovend etabliert, gehört dazu wie Rathausstürme, Geisterzug und kölsche Tön. Da ist es genauso keine Frage, dat et Elena, unser Nordlicht in der Redaktion, auch den Zoch kennenlernen muss. Leev Jecke, ob em Zoch oder am Straßenrand: Zeigt Elena, warum der Stäänedanz so schön ist.


Auch die Besucher sollen leuchten

Leuchten soll ganz Eiserfey: Die Häuser, die Zochteilnehmer sowieso. Und gerne auch die Besucher. Das Funkeln am Straßenrand ist so viel schöner als eine Menge in dunklen Winterjacken. Mit wenigen Handgriffen und ein bisschen Fantasie kann etwas Stäänemagie an jede Jacke und jedes Hütchen gezaubert werden. Falls die Weihnachtsdeko-Kiste nichts hergeben sollte, sind im Karnevalsbedarf oder in „Ein-Euro-Läden“ für kleines Geld hübsche LED-Spielereien erhältlich. (rha)


Gedanken zur Zukunft des Karnevals

Wie entwickelt sich der Fastelovend? So recht weiß das im Jahr eins nach Corona noch niemand. Auch die Feytaler Jecken nicht. „Das Brauchtum wird bleiben. Aber vielleicht wird es sich verändern“, sagt Beate Heimersheim. Mit dem Lichterzug haben sie in Eiserfey ihr Markenzeichen kreiert, an dem sie in jedem Fall festhalten wollen und werden.

Das Garde- und Showtanztreffen ist in diesem Jahr ausgefallen, die Zeit zum Organisieren war zu knapp. Doch das wird es 2024 geben – am ersten Wochenende im Januar. Hierfür liegen die ersten Anmeldungen schon vor. Und die Sitzung? Den Standard wie vor Corona wollen die Feytaler eher nicht weiterbetreiben. Herauszufinden, welche Alternative für Eiserfey die richtige ist, wird womöglich ein Prozess des Ausprobierens. Eine Kneipensitzung? Eine Rednersitzung? Darüber machen sich die Jecken em Feytal Gedanken – nach Aschermittwoch. (rha)

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