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Lokal in Mechernich-Floisdorf renoviertIm alten Dorfsaal darf wieder getanzt werden

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Mechernich-Floisdorf – Das letzte Bier wurde vor gut zwei Jahren aus dem Hahn der Gaststätte Engels in Floisdorf gezappt. Danach schloss die Familie nicht nur den Tante-Emma-Laden nebenan, sondern auch das Traditionslokal. Der Umsatz war zuletzt so gering, dass sich der Aufwand einfach nicht mehr lohnte.

Und normalerweise hätte die Gaststätte Engels das Schicksal vieler anderer Lokale im ländlichen Raum erlitten: Sie wäre dem Verfall preisgegeben worden. Schließlich gelten solche Objekte, die mitten im Ortskern liegen und einen erheblichen Sanierungsstau aufweisen, bei Immobilienmaklern als nur sehr schwer verkäuflich. Im Mechernicher Stadtteil Weyer beispielsweise stand die dortige Dorfkneipe jahrelang leer, ehe sie von einem Motorradclub übernommen wurde.

Innovation durch Tradition

Im Floisdorfer Fall war es Martin Winkel, der die Initiative ergriff und die ehemalige Gaststätte nebst kleinem Saal erwarb. Winkel betreibt gleich nebenan eine Kfz-Werkstatt. Als er die Kaufabsicht seiner Frau Manuela unterbreitete, erntete er erst mal ein verständnisloses Kopfschütteln. Die vorhandene Wohnung in der oberen Etage konnte Winkel rasch vermieten. Es stellte sich jedoch die Frage: Was macht man mit Kneipe und Saal?

Ursprünglich hatte sich der Kfz-Meister wohl vorgestellt, seinen Betrieb ins Nachbarhaus zu verlegen und endlich Parkplätze für die zahlreichen Fahrzeuge zu schaffen, die in der Regel vor seiner Werkstatt abgestellt sind. „Aber irgendwie konnte ich es nicht übers Herz bringen, mit dem Umbau anzufangen“, berichtete Martin Winkel. Das Lokal, das bereits ab 20 Gästen überfüllt ist, war ihm über die Jahre ans Herz gewachsen, der nicht gerade großbemessene Saal ebenso.

Keine Konkurrenz für das Bürgerhaus

Und so beschloss Winkel, mit seinem Kumpel Ralf Esser die Lokalität so in Stand zu setzen, dass dort wieder Veranstaltungen stattfinden können. „Wir wollen dem Bürgerhaus, das ja mit großem Aufwand modernisiert wurde, keine Konkurrenz machen“, betonte Esser. Es gehe vielmehr darum, das einzigartige Ambiente des alten Saals, in dem viele Dorffeste gefeiert wurden, zu erhalten.

Mit Unterstützung der Stadtverwaltung Mechernich erwirkte das Duo zunächst eine Ausnahmegenehmigung für die erste Veranstaltung: Am vergangenen Samstag war die Eifelrockband „Wibbelstetz“ in Floisdorf zu Gast. Das Konzert war schon lange vorher ausverkauft. „Die Leute haben immer zu mir gesagt, dass sie sofort Karten kaufen würden, wenn sich im alten Saal wieder etwas tun würde“, berichtete Martin Winkel. „Und sie haben tatsächlich Wort gehalten.“

Ambiente von damals

Im Vorfeld wurden die sanitären Anlagen auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Nur die Pinkelrinne wurde aus nostalgischen Gründen beibehalten, allerdings mit einer permanenten Wasserspülung ausgestattet. Ansonsten ist der ehemalige Saal Engels noch so, wie ihn die Floisdorfer seit Jahrzehnten kennen: keine vornehme Location, sondern ein Tanzboden, auf dem man hemmungslos feiern kann.

„En der ahle Kneip“

Ein bisschen aufgepeppt soll die Dorfgastronomie trotzdem werden. Der Floisdorfer Allround-Künstler Franz Kruse hat sich schon angeboten, für eine Verschönerung der bislang noch schmucklosen Wände zu sorgen. Einen Namen hat das gemeinsame „Baby“ von Winkel und Esser auch schon: „En der ahle Kneip“.

„Welche Veranstaltungen oder privaten Feste wir hier aufziehen können, wird sich zeigen. Wir sind auf jeden Fall froh, dass die Premiere so gut geklappt hat“, freute sich der Kfz-Meister.