HilfstransportFeuerwehrleute aus Mechernich berichten über emotionale Fahrt in die Ukraine

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Aktive der Freiwilligen Feuerwehr Mechernich und der Gruppe Sophie aus Frechen bei einer Pause während ihrer Fahrt in die Ukraine. Es ist dunkel und es schneit.

Auf ihrem Weg in die Ukraine hatten die Helfer aus Mechernich und Frechen auch mit winterlichen Straßenverhältnissen zu kämpfen. Insgesamt war der Feuerwehr-Konvoi mehr als 36 Stunden am Stück unterwegs.

Feuerwehrleute aus Mechernich und Frechen brachten ausrangierte Einsatzfahrzeuge und Lebensmittel für die Ukraine ins Kriegsgebiet.

„Es war aufreibend, anstrengend und sehr emotional.“ Wenn Markus Kurtensiefen gefragt wird, wie er die Fahrt mit seinen Mechernicher Feuerwehr-Kollegen in die Ukraine erlebt hat, muss er nicht lange überlegen. Zusammen mit Dierk Krull, Johannes Nesselrode, Tobias Krings, Rainer Schulz, Sebastian Strack und Gerd Nelles war Kurtensiefen Teil eines Teams, das in der dritten Januarwoche insgesamt fünf ausrangierte Feuerwehr-Einsatzfahrzeuge und weitere Hilfsgüter ins rund 1700 Kilometer entfernte Chmelnyzkyj gefahren hat.

Inzwischen sind die Helfer wohlbehalten zurückgekehrt. Bei der Hinfahrt waren die Feuerwehrwehrleute insgesamt mehr als 36 Stunden lang am Stück unterwegs. „Wir sind die Nacht durchgefahren. Natürlich haben wir uns beim Fahren abgewechselt, aber auch wenn man nicht selbst am Steuer sitzt, kommt man während der Fahrt nicht zum Schlafen“, berichtet Kurtensiefen.

Stadt Mechernich spendete drei ausrangierte Einsatzfahrzeuge

Drei der Fahrzeuge stammten aus Mechernich: zwei Löschgruppenfahrzeuge (Baujahr 1995) und ein Drehleiterfahrzeug (Baujahr 1997). Komplettiert wurde der Konvoi durch zwei Fahrzeuge der Feuerwehr Frechen. Von dort stammt auch Harald Fischer von der Hilfsgruppe „Sophie“, der den Transport ins Kriegsgebiet maßgeblich organisiert hatte.

Seine damals dreieinhalbjährige Enkelin Sophie brachte Harald Fischer auf die Idee, in der Ukraine helfen zu wollen. Wenigstens denen, die es selbst nicht können: unschuldigen Kindern zum Beispiel. So ist er schon jahrelang in ihrem Sinne unterwegs – und jedes Mal wieder überwältigt von der großen Dankbarkeit, die einen schnell zu Tränen rühren kann.

Auf einem Autobahnrastplatz stehen ein Mannschaftstransporter und ein Drehleiterfahrzeug zwischen anderen Lastwagen.

Zu den ausrangierten Einsatzfahrzeugen, die in die Ukraine gebracht wurden, gehört auch die alte Mechernicher Drehleiter.

Erste Station der Helfer aus Deutschland nach der Ankunft in der Ukraine war dann auch ein Kinderheim im Westen des Landes, wo die Hilfsgüter und Lebensmittel mit leuchtenden Augen erwartet wurden. Bis zu diesem emotionalen Höhepunkt der Fahrt lagen da bereits mehr als 1000 Kilometer hinter den Feuerwehrleuten aus Mechernich und Frechen.

Schnee und Eis bremsten den Feuerwehr-Konvoi aus

Aber nicht nur die lange Fahrtstrecke stellte die Helfer vor große Herausforderungen: „Schnee und Eis auf den Straßen waren dafür verantwortlich, dass wir auch auf der Autobahn zum Teil nur mit 40 bis 60 Stundenkilometern vorankamen“, berichtet Rainer Schulz aus Kommern. Besser lief es dann in Polen. „Da war auf den Straßen sehr gut gestreut.“

Auf Schritt und Tritt wird man daran erinnert, dass man sich in einem Kriegsgebiet befindet. Auf den Straßen ist viel Militär unterwegs, überall gibt es Checkpoints und Panzersperren.
Markus Kurtensiefen, Feuerwehr Mechernich

Aufgehalten wurden die Helfer auch beim Grenzübertritt in die Ukraine. „Aber ich glaube, das kann jeder nachvollziehen, dass die Zöllner eines Staates, der sich im Kriegszustand befindet, sehr genau wissen wollen, was da alles ins Land gebracht wird“, sagt Kurtensiefen.

Probleme beim Grenzübertritt habe es für die Helfer aus Deutschland jedoch nicht gegeben. „Die Fahrt durch die Ukraine habe ich persönlich dann mit sehr gemischten Gefühlen erlebt“, erinnert sich Kurtensiefen: „Auf Schritt und Tritt wird man daran erinnert, dass man sich in einem Kriegsgebiet befindet. Auf den Straßen ist viel Militär unterwegs, überall gibt es Checkpoints und Panzersperren.“

In der Ukraine wurden die Helfer aus Mechernich von der Polizei eskortiert

Unsicher oder gar bedroht hätten sich die Mechernicher Feuerwehrleute aber nicht gefühlt, bestätigt auch Rainer Schulz. „Und auch Harald Fischer hat uns versichert, dass wir sicher sind im Land“, ergänzt Kurtensiefen. Zudem sei der Konvoi in der Ukraine auch von der Polizei eskortiert worden.

Von der polnisch-ukrainischen Grenze aus absolvierte der Feuerwehr-Konvoi insgesamt noch einmal gut 400 Kilometer ins Landesinnere. Ziel war die Stadt Chmelnyzkyj, die ungefähr auf halber Strecke zwischen der Grenze und der Hauptstadt Kiew liegt. „Wir haben sehr viele freundliche Menschen getroffen und haben gespürt, wie dringend die Hilfsgüter und die Fahrzeuge im Kriegsgebiet gebraucht werden“, sagt Kurtensiefen, dem die Erlebnisse der Fahrt immer noch nahe gehen.

Begleitet wurden die Feuerwehrleute bei ihrer Fahrt auch von einem Kamerateam des WDR, das den Einsatz für Menschlichkeit und Nächstenliebe dokumentiert hat. Ein entsprechender Filmbeitrag wurde bereits im ARD-Europamagazin vom 28. Januar ausgestrahlt und ist nun auch in der ARD-Mediathek abrufbar.

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