Mechernicher Autor30 Jahre in der Entwicklungshilfe

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Berichtet über Erlebnisse und Gegebenheiten aus seiner Zeit bei der Entwicklungshilfe: Rüdiger Bliß. Der 80-Jährige sagt von sich selbst, er habe schon immer gerne geschrieben.

Berichtet über Erlebnisse und Gegebenheiten aus seiner Zeit bei der Entwicklungshilfe: Rüdiger Bliß. Der 80-Jährige sagt von sich selbst, er habe schon immer gerne geschrieben.

Mechernich – Geschrieben habe er schon immer gerne, berichtet Rüdiger Bliß. Der 80-Jährige sitzt in einem geblümten Sessel in seinem Arbeitszimmer in Firmenich. An den Wänden hängen Masken, kunstvoll verzierte Gegenstände und Stabpuppen – Mitbringsel und Geschenke aus all den Ländern, die Bliß in mehr als 30 Jahren Dienstzeit im Fortbildungszentrum für Hörfunkfachkräfte aus Entwicklungsländern der Deutschen Welle, heute die Deutsche Welle Akademie, bereist hat. In diesem Jahr hat er ein Buch mit Erlebnissen aus dieser Zeit herausgebracht. Es sind kurze Geschichten. Manche eher literarisch, manche ernst, wieder andere humorvoll.

Kritik an Entwicklungshilfe

Und auch Kritisches findet sich darunter. Die Deutsche Entwicklungshilfe müsse in seinen Augen einmal richtig hinterfragt werden. „Da ist so viel schiefgelaufen“, sagt er. Als Beispiel nennt er eine Gegebenheit in einem Dorf in Sri Lanka. Dort seien von Entwicklungshelfern Toilettenhäuschen aufgestellt worden: Betonwände, eine dichte Metalltür, Boden mit Sickerloch. Die Bewohner des Dorfes aber nutzten sie nicht für ihren eigentlich Sinn. Stattdessen schütteten sie die Sickerlöcher zu und nutzten die Toilettenhäuser als Ernte-Speicher. Bis dahin hätten die Bewohner immer wieder mit Mäusen in ihren Speichern zu kämpfen gehabt, berichtet Bliß. In die dichten Toilettenhäuschen seien die dann nicht mehr hereingekommen.

Zwar habe das Dorf durchaus eine Verwendung für die von der Entwicklungshilfe aufgestellten Häuschen gehabt, sagt Bliß. Aber man habe offensichtlich vorher nicht mit den Bewohnern darüber gesprochen, was diese wirklich benötigten.

Vierte Veröffentlichung

Diese und andere Geschichten finden sich in dem Buch mit dem Titel „Gelebte Augen-Blicke“. Es ist für Bliß die insgesamt vierte Veröffentlichung eigener Texte. Angefangen habe er mit dem Schreiben schon in der Schulzeit, im Studium sei dann sein erster Gedicht-Band veröffentlicht worden. „Lausche deiner Seele Moll“ hieß der und erschien 1969. Zehn Jahre später folgte dann „Wolken um Stunden, Insel im Licht – Poesien“, ebenfalls ein Gedicht-Band. Eigentlich sei dann auch schon ein dritter Band, diesmal Balladen, fertig gewesen, berichtet Bliß. Doch sein Job habe eine Veröffentlichung nicht mehr zugelassen. Immerhin sei er quasi sechs Monate pro Jahr im Ausland unterwegs gewesen.

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Während seiner Rente habe er die Balladen schließlich wieder zur Hand genommen und vor vier Jahren unter dem Titel „...Und du wirst unsterblich sein – Balladen aus Sage und Mythos“ veröffentlicht. Natürlich habe er sie nach der all der Zeit noch etwas überarbeiten müssen, doch im Großen und Ganzen seien sie in dem Band so zu lesen, wie er sie vor mehr als 40 Jahren geschrieben habe. Nun plane er noch die Veröffentlichung einer Sammlung von Sonette-Dichtungen, berichtet Bliß. Die ersten habe er zu seiner Schulzeit geschrieben, die letzten erst in den vergangen Jahren.

Das Buch „Gelebte Augen-Blicke“ ist für knapp 30 Euro im Handel erhältlich. ISBN 9783960040606.

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