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Material aus dem BaumarktWie ein Nettersheimer seine Alpakas vor dem Wolf schützen will

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Mehrere Alpakas stehen vor dem Zaun auf ihrer Weide in Nettersheim.

Mit ihren insgesamt zehn Alpaka-Wallachen bieten Ludger Coenen und seine Frau Heike geführte Wanderungen in Nettersheim an. Den Schutzzaun haben sie selbst konzipiert.

Alpakahalter Ludger Coenen aus Nettersheim hat in Eigenregie einen Schutzzaun für seine Tiere konzipiert, um Wölfe von den Weiden fernzuhalten.

Die Zeiten, in denen ein Weidezaun lediglich die Aufgabe erfüllen musste, Rinder, Schafe oder andere Nutztiere am Verlassen ihres Weidegrunds zu hindern, sind in der Nordeifel passé: So ein Zaun muss auch dazu geeignet sein, ungebetene Gäste vom Betreten der Weide abzuhalten – das sollte den Tierhaltern seit der Rückkehr des Wolfs in die Region inzwischen klar geworden sein.

Ludger Coenen und seine Frau Heike haben vor fünf Jahren in Nettersheim mit dem Halten von Alpakas begonnen. „Ich hatte meiner Frau vorher, im Jahr 2019, die Teilnahme an einer Alpaka-Wanderung geschenkt“, berichtet Ludger Coenen: „Wir waren beide total begeistert von den Tieren, haben uns dann intensiv mit dem Thema beschäftigt und 2020 mit vier Alpakas in Nettersheim begonnen.“

Vor vier Jahren gab es den ersten Wolfsriss in Nettersheim

Kurz danach, im Februar 2021, gab es den ersten bestätigten Wolfsriss eines Schafs im Nettersheimer Gemeindegebiet. Der Bau geeigneter Schutzzäune war also bereits früh ein wichtiges Thema für die beiden Alpaka-Fans, die inzwischen auch selbst geführte Alpaka-Spaziergänge in Nettersheim anbieten. „Der Wolf ist eines der schönsten Tiere überhaupt“, sagt Coenen: „Aber er passt eben nicht in unsere relativ dicht besiedelte Gegend.“

Ludger Coenen aus Nettersheim steht vor einem rund 2,20 Meter hohen Weidezaun, den er zum Schutz seiner Alpakas gebaut hat.

Die nach außen gekragten Vierkanthölzer, durch die vier Drähte gezogen sind, sollen Wölfen das Überspringen des insgesamt rund zwei Meter hohen Zauns zusätzlich erschweren. Alpaka-Halter Ludger Coenen ist zuversichtlich, dass seine Konstruktion sicher ist.

Eine ausgewachsener weiblicher Wolf steht in seinem Gehege im Tierpark.

Bislang hat sich noch kein Wolf in der Nähe der Nettersheimer Alpakas blicken lassen. (Symbolbild)

Zwar sind in Nordrhein-Westfalen bislang keine Risse von Alpakas durch das Landesamt für Natur, Umwelt und Klima (Lanuk) dokumentiert – es gibt aber etliche Berichte aus der Schweiz, aus Österreich und auch aus Sachsen, wo der Riss von Alpakas eindeutig Wölfen zugeordnet werden konnte.

Entsprechend verbrachten auch die Eheleute Coenen viele unruhige Nächte, weil sie sich um ihre inzwischen auf zehn Alpaka-Wallache angewachsene Herde sorgten. „Jeden Morgen, wenn ich zur Weide komme, zähle ich erstmal durch, ob die Herde noch vollständig ist“, sagt Coenen.

Die Pläne für den Bau des Zauns sind mit dem Wolfsberater abgestimmt

Um den Schutz seiner Tiere hat er sich viele Gedanken gemacht. „Wir haben uns mit anderen Haltern ausgetauscht und schließlich den Wolfsberater Markus Wunsch kontaktiert“, so Coenen weiter. Wunsch ist Luchs- und Wolfsberater, Revierförster beim Regionalforstamt Hocheifel-Zülpicher Börde und einer der gefragtesten Wolfs-Experten in der Region. Mit ihm besprach Coenen seine Pläne für einen möglichst effektiven Schutzzaun, um seine Tiere bestmöglich vor Wolfsangriffen zu schützen.

Ein Alpaka-Wallach mit weißem Kopf blickt direkt in die Kamera (Nahaufnahme).

„Wir sind total begeistert von den Alpakas“, sagt Ludger Coenen.

Im Wolfsgebiet Eifel-Hohes Venn, zu dem neben einigen Kommunen im Kreis Düren und in der Städteregion Aachen auch die Gemeinde Hellenthal und die Stadt Schleiden gehören, haben Nutztierhalter Anspruch auf geförderte Herdenschutzmaßnahmen. Gleiches gilt für Nutztierhalter in der Pufferzone um dieses Wolfsgebiet herum. Im Kreis Euskirchen sind das die Kommunen Mechernich, Blankenheim, Dahlem, Kall und Nettersheim. Doch dies ist begrenzt auf Schafe, Ziegen und Tiere in Wildgehegen.

Rinder, große Pferde und Alpakas gehören als so genannte wehrhafte Nutztiere nicht dazu. Insgesamt gibt es laut Auskunft des Kreis-Veterinäramts 70 Lamas und Alpakas (Fachbegriff: „Neuweltkameliden“) im Kreis Euskirchen.

10.000 Euro für den Schutzzaun aus der eigenen Tasche finanziert

Coenen hat die Mehrkosten für den Bau des wolfssicheren Zauns selbst übernommen. „Insgesamt haben wir rund 10.000 Euro für den Bau der Zäune an unseren beiden Weiden ausgegeben – rund 70 Prozent mehr, als ein gewöhnlicher Zaun gekostet hätte“, überschlägt der Nettersheimer: „Das waren allerdings nur die Materialkosten – dazu kamen dann noch etliche Arbeitsstunden.“

Entstanden ist dabei eine Zaunanlage, die auf den ersten Blick gar nicht so massiv und wehrhaft wirkt, wie man vielleicht denken würde: Sie besteht aus einem 1,50 Meter hohen Drahtgeflechtzaun, der – so beschreibt Coenen es – ziemlich „schlabberig“ installiert wurde. „Das Drahtgeflecht ist nicht auf Spannung befestigt, sondern gibt nach, wenn ein Wolf versuchen sollte, daran hochzuklettern“, beschreibt Coenen den Aufbau seiner Zaunanlage. Dadurch soll das Tier verunsichert und von seinem Vorhaben abgebracht werden.

Akribisch hat er allerdings darauf geachtet, das Untergraben des Zauns zu erschweren: „Zwischen den Pfosten haben wir daher jeweils drei Bodenanker verwendet“, erklärt Coenen.

Nettersheimer Alpaka-Weiden werden zum Sperrbezirk für den Wolf

Laut Lanuk sollen die Zäune mindestens 1,20 Meter hoch sein, um Wölfe am Überspringen des Zauns zu hindern. Weil es inzwischen aber auch zahlreiche auf Video dokumentierte Nachweise gibt, dass Wölfe problemlos diese Höhe überwinden können, hat Coenen seinen 1,50 Meter hohen Zaun noch weiter modifiziert: Mit einem Winkel von 45 Grad nach Außen hat er an den Zaunpfosten Vierkanthölzer montiert, durch die vier Drähte verlaufen. „Ein Wolf müsste nicht nur höher, sondern auch viel weiter springen, um den Zaun zu überwinden“, erklärt der Nettersheimer seine Konstruktion, die ein wenig an Zaunanlagen erinnert, wie man sie von Militäranlagen kennt.

Auf stromführende Leitungen hat Coenen allerdings bewusst verzichtet: „Dann müsste der Zaun ja permanent von anderem Bewuchs freigehalten werden, was mit einem enormen Aufwand verbunden wäre.“ Vielmehr setzt er darauf, dass Büsche und Sträucher, die rund um die Weide außerhalb des Zauns wachsen, einen zusätzlichen Schutz bieten: „So wird es für den Wolf noch schwerer, ans Gelände heranzukommen und eine geeignete Stelle zum Überspringen des Zauns zu finden.“

Dass sein Modell nicht für alle Nutztierhalter umsetzbar ist, ist Coenen bewusst. „Es hat natürlich auch immer mit den jeweiligen topographischen Gegebenheiten zu tun, welche Maßnahmen umgesetzt werden können“, sagt der Nettersheimer. Außerdem könne man seine Weiden nicht mit den Flächen vergleichen, die eine große Rinderherde benötige – die Kosten lägen dabei um ein Vielfaches höher.

Und ob seine Konstruktion tatsächlich einem Wolfsangriff standhalten würde, kann Coenen auch noch nicht mit Gewissheit sagen: „Auf den Wildkameras, die wir rund um unsere Weiden installiert haben, war bislang noch kein Wolf zu sehen.“ Coenen hofft, dass das auch in Zukunft so bleibt.