Schwindelfreie MusikerDie Turmbläser von Herz Jesu in Euskirchen

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Lea Klose, Bastian Guthausen und Markus Tews spielen auf dem Turm der Herz-Jesu-Kirche Euskirchen Weihnachtslieder.

Hoch über den Dächern von Euskirchen: Mit weihnachtlichen Klängen eröffneten drei Bläser der Euskirchener Prinzengarde, Lea Klose, Bastian Guthausen (Mitte) und Markus Tews, auf dem Turm der Herz-Jesu-Kirche um 12 Uhr den Heiligen Abend.

Musikalischer Auftakt fürs Weihnachtsfest: Erstmals haben drei Musiker der Euskirchener Prinzengarde an Heiligabend vom Turm der Herz-Jesu-Kirche Weihnachtslieder gespielt.

An Heiligabend besteigen gegen 11.30 Uhr einige Gestalten den Turm der Herz-Jesu-Kirche. Es sind keine Einbrecher und auch keine verfrühten Messbesucher, sondern drei Bläser samt Eskorte. Ihr Ziel: die Turmumgehung in luftiger Höhe. Auf den ersten Metern des Aufstiegs winden sich die Steinstufen um eine Mittelsäule. Doch schon bald wird der Aufstieg komplizierter: In der ersten Turmhalle führen Metallrost-Stufen steil nach oben, während sie den Blick in die Tiefe freigeben. Das ist nichts für Menschen mit Schwindelgefühlen.

Ein Zwischenplateau verschafft vermeintlich Sicherheit, aber die Planken bewegen sich unheilvoll unter den Füßen. Zweimal müssen die Rucksäcke abgenommen werden, weil man sonst nicht durch die Luken auf die nächsten Plattformen kommt. Die Besucher könnten geneigt sein, sich im Dämmerlicht am Schlegel einer Glocke festzuhalten, um über die Balken zu balancieren. Doch bloß nicht: Jetzt kein unbeabsichtigtes Geläut – es ist noch nicht 12 Uhr!

Passanten unterhalb des Turms der Euskirchener Herz-Jesu-Kirche.

Tief unten blieben die Menschen stehen, als aus luftiger Höhe weihnachtliche Melodien erklangen.

Im staubigen Glockengestühl enden die Treppenstufen unvermittelt und eine angelehnte Leiter führt in den oberen Bereich des Turmes. Vor der letzten Stiege müssen alle noch einmal ganz vorsichtig sein. Eine lange Stange, die zur Turmuhr führt, erschwert den Weg zur ersten Stufe der letzten Treppe. Wird sie ungeschickt bewegt, ist eine Reparatur des Uhrwerks notwendig. Die Gruppe bewegt sich äußerst behutsam weiter. Endlich hat sie den abenteuerlichen und anstrengenden Aufstieg geschafft und steht auf dem umlaufenden Balkon unterhalb des Schieferdaches. Von unten schauen schon einige Passanten zum Turm hinauf. Aber erst muss das Mittagsgeläut verklungen sein.

Turmblasen fand zum ersten Mal statt

„Die Idee, am Heiligen Abend Weihnachtslieder vom Turm zu blasen, war schon vor drei Jahren im Pfarrgemeinderat entstanden“, erzählt Elisabeth Bachem, Vorstandsmitglied der Stadtpfarrei St. Martin: „Aber dann kam Corona. Und dann kam die Flut.“ Das Turmblasen fand also in diesem Jahr zum ersten Mal statt. Für die Ausführung hat man drei Bläser der Prinzengarde Euskirchen gefunden, die auch an anderen Orten und in anderer Zusammensetzung schon zu hören waren. Markus Tews spielt das Tenorsaxophon, Lea Klose und Bastian Guthausen spannen ihre Lippen für die Trompeten.

Rund 20 Minuten erklingen die Klassiker der Weihnacht, von „Tochter Zion freue dich“ bis „O Tannenbaum“. Das letzte Stück ist aber ein Karnevalsschlager – auf Wunsch von Bachem. „Katholisch und Karneval gehören doch zusammen“, zeigt sie sich überzeugt. Von unten dringt Klatschen zum Turm hinauf und immer mehr Passanten bleiben einen Moment stehen, um sich auf Weihnachten einzustimmen. „Das war was Besonderes für uns,“ freut sich Tews: „Es hat richtig Spaß gemacht. Als man uns fragte, haben wir natürlich ja gesagt. Es ist doch eine Ehrensache, unserem Heimatstädtchen Weihnachtslieder zu spielen.“

Gerne wollen alle Beteiligten im nächsten Jahr wieder hoch über den Dächern von Euskirchen spielen. Auch Petrus scheint seinen Spaß an der Sache gehabt zu haben, denn pünktlich um 12 Uhr schien die Sonne. Weder Kälte noch Wind machten den Bläsern zu schaffen. „Gerne im nächsten Jahr wieder“, strahlt Tews. Die Mühen des Aufstiegs haben sich gelohnt.

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