Pelze, Federn, PerlenWie tierische Materialien die Mode seit 1800 beeinflusst haben

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Die neue Sonderausstellung im LVR-Museum in Kuchenheim

Die neue Sonderausstellung im LVR-Museum in Kuchenheim beschäftigt sich mit modischen Raubzügen.

Im Kuchenheimer LVR-Industriemuseum ist ab Sonntag eine Sonderausstellung zum Thema „Luxus, Lust und Leid seit 1800“ zu sehen.

Geschmeidige Felle, exotische Federn oder schillernde Perlen – seit jeher waren und sind die Menschen fasziniert von der Schönheit der Tierwelt. Trotz aller Proteste, trotz Tier- und Artenschutz: Tierische Materialien prägen noch immer aktuelle modische Trends. Die Sonderausstellung, die ab Sonntag, 5. März, im Kuchenheimer LVR-Industriemuseum zu sehen ist, zeigt Originalkleidungsstücke und Accessoires aus tierischen Materialien.

Beispielsweise sind Pelze, Federn, Perlen, Perlmutt oder Rochenhaut zu sehen. Insgesamt sind etwa 250 Exponate ausgestellt. „Mit großer Fantasie und kunsthandwerklicher Meisterschaft wurden alle denkbaren Tierarten schon immer für die Mode genutzt“, sagt Claudia Gottfried, die die Sonderausstellung, die bis zum 7. Januar 2024 in Kuchenheim zu sehen ist, konzipiert hat. 

Claudia Gottfried steht vor mehreren Gemälden.

Hat die Sonderausstellung „Modische Raubzüge“ in Kuchenheim konzipiert: Claudia Gottfried.

„Faszinierend schöne Kleidungsstücke, die Menschen schützten, wärmten oder schmückten. Aber kein Tier gibt freiwillig sein Fell, seine Federn oder sein Gehäuse her“, führt sie aus. Der Tod der Tiere sei die Kehrseite dieses Luxuskonsums, so die Organisatorin. Die Ausstellung „Modische Raubzüge“ zeigt diesen besonderen Ausschnitt der Kulturgeschichte der Mode der vergangenen 250 Jahre und macht die unmittelbare Konfrontation von Mensch und Tier erlebbar.

In Kuchenheim sind auch 24 Vollpräparate von Tieren zu sehen, die in engem Verhältnis zur jeweiligen Mode stehen. „Das Fell eines Wolfes wurde als Fußabtreter genutzt, aber nicht für Kleidung. Das Standing des Wolfes war durch die Märchen einfach nicht gut“, so Gottfried. Deshalb sei der Pelz eines Bären auch eher für den Mantel eines Kutschers genutzt worden, als für einen Mantel eines Mannes höheren Stands.

Auch Bären wurden und werden getötet, um den Pelz für die Mode zu nutzen.

Auch Bären wurden und werden getötet, um den Pelz für die Mode zu nutzen.

Der Persianer der Frau in der Zeit des Wirtschaftswunders sei durchaus als Wertanlage gekauft worden. Diese Wertanlage sei aber plötzlich nichts mehr wert gewesen, als die Mode den Nerzmantel für sich entdeckte. Dieser wiederum wurde später vom modischen Leopardenmuster abgelöst. „Das war aber wirklich pure Mode. Warm gehalten hat das Fell nicht, weil ein Leopard kaum Unterwolle hat“, erklärt Gottfried. Für einen Mantel aus Leopardenfell mussten laut der Expertin mindestens fünf Tiere sterben.

Es sind aber nicht nur Pelzmäntel zu sehen, sondern auch zahlreiche Accessoires wie die berühmt-berüchtigte Handtasche aus Krokodilleder, genau wie die Stiefel vom gleichen Tier, Schals aus kompletten Füchsen, Federn an Narrenkappen oder Schmuckschalen aus Perlmutt. „Die Ausstellung ist nicht nur wegen ihrer Exponate sehr beeindruckend“, sagt Museumsleiter Dr. Dennis Niewerth, der vor etwa einem halben Jahr Detlef Stender als Leiter des LVR-Musums in Kuchenheim abgelöst hat.

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