HebammenmangelEuskirchener Kreißsaal an drei Wochenenden hintereinander geschlossen

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Ein neugeborenes Kind liegt in eine rote Decke eingewickelt in einem Bett. Auf der Decke liegt eine Kette mit dem Namen des Kindes: Juna.

Geburten konnten während der Kreißsaalschließung nur mit einer Beleghebamme durchgeführt werden.

Der Hebammenmangel trifft das Marien-Hospital in Euskirchen hart. Ende Oktober und Anfang November musste der Kreißsaal schließen, weil schlicht das Personal fehlte.

Schwangeren aus Euskirchen und Umgebung, die für die Geburt eigentlich ins Marien-Hospital wollten, konnte es in den vergangenen Wochen passieren, dass sie zur Entbindung spontan in ein anderes Krankenhaus fahren mussten. Der Grund: Der Kreißsaal des Marien-Hospitals war an drei Wochenenden hintereinander wegen „krankheitsbedingtem Hebammenmangel“ geschlossen.

Das bestätigt eine Sprecherin des Krankenhauses auf Nachfrage. Vom 21. Oktober bis zum 24. Oktober, vom 28. Oktober bis zum 31. Oktober und vom 4. November bis zum 6. November habe man schlicht nicht genügend Personal zur Verfügung gehabt.

Schwangere müssen zu anderen Krankenhäusern fahren

Schwangere, die für diesen Zeitraum im Kreißsaal für eine Geburt angemeldet waren, habe man umgehend informiert und an andere Krankenhäuser verwiesen, so die Sprecherin. Und weiter: „Parallel wurden die umliegenden Krankenhäuser informiert und unser Kreißsaal für den entsprechenden Zeitraum bei der Leitstelle abgemeldet.“ Zusätzlich seien Ansprechpartner für werdende Eltern unter der Telefonnummer des Kreißsaals erreichbar gewesen.

Schon lange herrsche bei den Hebammen – wie allgemein im Gesundheitswesen – großer Fachkräftemangel. „Bundesweit fehlt schlicht der Nachwuchs“, berichtet die Sprecherin. Dazu komme nun seit zwei Jahren noch die Corona-Pandemie. Bislang habe das Marien-Hospital den Mangel an Hebammen noch mit Honorarpersonal abfangen können.Doch nun sei auch das nicht mehr möglich gewesen.

Der Hebammenmangel und allgemeine Fachkräftemangel im Gesundheitswesen treffe alle Kliniken, sagt die Sprecherin. Deshalb sei eine gute Zusammenarbeit sehr wichtig. So habe das Marien-Hospital auch schon zu anderen Zeiten Schwangere aus anderen Kliniken zur Entbindung aufgenommen.

Die Anerkennung und Attraktivität von Pflegeberufen muss deutlich gesteigert werden.
Sprecherin des Marien-Hospital

Die Geburtshilfe des Marien-Hospitals ist nach eigenen Angaben seit 2013 als babyfreundlich zertifiziert. Viele Mitarbeitende in der Geburtshilfe entschieden sich gerade deshalb für die Klinik als Arbeitgeber, so die Sprecherin weiter. Trotzdem spüre man „immer deutlicher die Herausforderung des ,War of Talents’“.

An der aktuellen Situation könne nur die Bundespolitik etwas ändern. „Die Anerkennung und Attraktivität von Pflegeberufen muss deutlich gesteigert werden“, sagt sie und weiter: „Auch müssten Hebammen dafür begeistert werden, wieder in die Geburtshilfe zu gehen. Und nicht ausschließlich die Vor- und Nachsorgebetreuung der Schwangeren zu leisten.“

Trotz der Kreißsaalschließung habe das Marien-Hospital aber jederzeit geburtshilfliche Notfälle aufnehmen können, so die Sprecherin. Auch seien Geburten mit einer Beleghebamme nach wie vor möglich gewesen.

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