Die jecken BilderSo raderdoll tanzt und feiert die Euskirchener Südstadt

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Applaus auf offener Szene erhielten die Tänzerinnen aus den Reihen des TuS Elsig für ihre Darbietungen.

Applaus auf offener Szene erhielten die Tänzerinnen aus den Reihen des TuS Elsig für ihre Darbietungen.

22 Gruppen zogen durch Euskirchens Südstadt und Tausende guckten zu. Regentin Uli I. ist hin und weg: „Es ist der absolute Höhepunkt.“

In Lübeck haben sie den Karnevalsumzug vor Jahren abgeschafft. Traurig für eingefleischte Narren wie Jens Kirch. Doch er hat ja Freunde in Euskirchen. So kam es, dass das Nordlicht 2017 erstmals im Südstadtzug mitlief. Seither zieht es ihn immer wieder hierhin.   Und weil ihm auch die coronabedingte Zwangspause den Spaß an der Freud’ nicht genommen hat, schloss er sich am Samstag   ein weiteres Mal der Gruppe Sina an, ohne die der Veedelszoch undenkbar wäre.

Jörg Sina war schon 1971 mit von der Partie – im Kinderwagen. Wie Martin, Christoph und   weitere Angehörige der Familie lässt er sich die Teilnahme seit Jahrzehnten nicht nehmen. Die Gruppe ist bekannt dafür, dass sie Themen aus der Stadtpolitik aufgreift oder auch andere relevante Sujets. Diesmal zogen die Mitglieder als Insekten durch die Straßen, sie widmeten sich den   Schottergärten und ihren Folgen. „Summ, summ, summ, Bienchen irrt herum, über Schotter, über Steine, Blüten findet es hier keine“, hatten sie gereimt.

Euskirchener Bienchen haben freche Tipps gegen Schottergärten

„Wir verteilen Tütchen mit Blumensamen. Den mischt man am besten mit Erde oder Dünger und wirft ihn in die Gärten des Grauens,“, sagte Martin Sina, der sich als Schmeißfliege vorstellte: „Ich schmeiße Kamelle.“

Während die Sinas und ihre Mitstreiter alte Hasen sind, feierte die Tanzsportgruppe (TSG) des TuS Elsig Premiere. Sie hatte sich im März 2020 gegründet, „genau, als der Lockdown kam“, erzählte Conny Kaiser-Velden: „Jetzt erleben wir unsere erste richtige Session.“ Ihre Töchter Jessica und Vanessa trainieren die drei Gruppen der TSG, sie selbst ist für die Akrobatik-Elemente zuständig.

Kostproben davon, etwa Überschläge auf dem Asphalt, gaben die Tänzerinnen am Samstag mehrfach.   Die Zuschauer, insgesamt wohl tausende, waren begeistert. Sportlich war auch die Jugend von St. Matthias unterwegs:   Fußballer, Footballer, Wintersportler, Läuferinnen – alles war vertreten. Letztere absolvierten einen „Jeckathon“, wie über ihren Startnummern zu lesen war.

Südstadtzug war eine Freude für Teilnehmer und Zuschauer

Apropos Laufen: Auch der LC Euskirchen war mit einem Team vertreten. „Bevor es mit Corona losging, waren wir zum ersten Mal dabei“, erzählte Timo Küpper. Den Läuferinnen und Läufern gefiel es so gut, dass sie sich jetzt wieder anmeldeten. „Wir geben noch freiwillig Gas“, war auf ihrem Wagen zu lesen.

Zugleiterin Colette Leber hatte um 15.11 Uhr gut 300 Teilnehmer in 22 Gruppen auf den Weg geschickt. „Ich bin so happy, dass es wieder losgeht“, sagte sie. Als sich der Zug am Forum St. Matthias auflöste, war sie immer noch glücklich.   Viele Akteure und Zuschauer hätten gesagt:       „War das ein geiler Zug.“

Regentin Uli I. feierte den Höhepunkt der Session mit Enkel Adrian

Südstadtregentin Uli I. (Geusen) war ebenfalls begeistert: „Ich liebe den Straßenkarneval und das hier war für mich der absolute Höhepunkt. Und wie voll es war – einfach toll.“ Auf ihrem Wagen hatte Uli I. nicht nur ihr Gefolge an ihrer Seite, sondern auch einen besonderen Mitfahrer: ihren sieben Jahre alten Enkel Adrian.

Noch deutlich jünger waren einige der insgesamt mehr als 50 Mitglieder, die das Familienzentrum Südstadt ins Rennen geschickt hatte. Kinder, Eltern, Erzieherinnen – sie alle waren als Rehe verkleidet. Herrlich anzusehen auch die Micky-Mäuse der Gruppe „Nobere“ sowie die Schmetterlinge und Bienen, die sich um Mike Kaminski scharten.

Und die Mitarbeiterinnen der Ambulanten Pflege des Caritasverbandes waren das, was sie auch im Alltag sind: Engel.

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