Ein 39-Jähriger ist wegen Beihilfe zur Untreue angeklagt. Die Staatsanwaltschaft will von seiner Firma knapp 300.000 Euro einziehen lassen.
Landgericht BonnNeuer Prozess um Marien-Hospital Euskirchen: Der Angeklagte schweigt

In einem weiteren Prozess am Landgericht Bonn geht es um Baumaßnahmen der Marien-Hospital GmbH, die unter anderem das Euskirchener Krankenhaus betreibt.
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Am Bonner Landgericht hat ein weiterer Prozess rund um Bauvorhaben des Marien-Hospitals Euskirchen begonnen. Vor der 18. Großen Strafkammer ist ein 39 Jahre alter Unternehmer angeklagt. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm dreifache Beihilfe zur Untreue in besonders schwerem Fall vor. Am ersten Verhandlungstag äußerte er sich dazu nicht.
Im April hatte die Kammer nach 25 Verhandlungstagen bereits drei Männer zu Freiheitsstrafen von zwei Jahren und neun Monaten bis zu fünf Jahren verurteilt: den Ex-Geschäftsführer der Stiftung Marien-Hospital und den früheren technischen Leiter jeweils wegen Untreue und Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr, einen mitangeklagten Bauunternehmer wegen Bestechung, Beihilfe zu Untreue und Steuerhinterziehung.
Nach dem ersten Prozess streben alle Beteiligten eine Revision an
Die Urteile sind nicht rechtskräftig. Sowohl die jeweiligen Verteidiger als auch die Staatsanwaltschaft haben Revisionsverfahren beim Bundesgerichtshof auf den Weg gebracht.
Den größten finanziellen Schaden richtete das Trio nach Überzeugung der Strafkammer an, als die Marien-Hospital GmbH 2021 in Mechernich eine psychiatrische Tagesklinik errichtete. Im Zuge von Erdarbeiten hatten der Krankenhaus-Manager, sein technischer Leiter und der Bauunternehmer einen Kampfmittelfund fingiert. Dies gestanden sie vor Gericht.
Das Marien-Hospital Euskirchen zahlte mehr als fünf Millionen Euro
Der Bauunternehmer wurde in der Folge vom Marien-Hospital mit der Separierung von gut 10.000 Tonnen Erdaushub beauftragt. Dafür stellte er der GmbH mehr als fünf Millionen Euro in Rechnung. Der Geschäftsführer und sein Mitarbeiter gaben die entsprechenden Zahlungen frei. Einen Teil des so erbeuteten Geldes schüttete der Bauunternehmer an seine beiden Komplizen aus.
Für die Separierungsarbeiten hatte er die auf Kampfmittelfunde spezialisierte Firma des jetzigen Angeklagten eingesetzt – nach Ansicht der Staatsanwaltschaft freilich nur auf dem Papier: Sie geht davon aus, dass die Firma knapp 247.000 Euro für Leistungen erhielt, die sie in manipulierten Bautagesberichten dokumentiert hatte.
Ähnlich soll der Subunternehmer vorgegangen sein, als am Euskirchener Krankenhaus in der Corona-Zeit eine Schotterfläche für Sanitätszelte hergerichtet wurde, und ebenso bei Vorbereitungen für den Bau eines OP-Trakts.
Der Gesamtschaden zulasten des Marien-Hospitals soll sich auf rund 299.000 Euro belaufen. Die Staatsanwaltschaft hat beantragt, diesen Betrag von der Firma des Angeklagten einzuziehen.
Für den Prozess sind elf weitere Verhandlungstage angesetzt.