Ultra-MarathonEuskirchener Leichtathlet will Mont-Blanc erklimmen

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Nahm am Zugspitz-Ultratrail teil: der 24-jährige Timm Ody aus Euskirchen.

  • Der Euskirchener Leichtathlet Timm Ody ist Ultramarathonläufer. Die Läufe sind dann schon mal 50 oder 100 Kilometer lang und dauern teils einen ganzen Tag.
  • Im Sommer 2019 hat der 24-Jährige bei einem solchen Marathon die Zugspitze erklommen. 64 Kilometer, bei 2923 Höhenmetern.
  • Aber Ody hat schon ein nächstes großes Ziel. Irgendwann will er beim Ultratrail du Mont-Blanc starten. Der Lauf führt um die gesamte Mont-Blanc-Gruppe.

Euskirchen – Einmal diese verdammten 42,195 Kilometer schaffen. Nur einmal! Für viele bleibt es ein Traum. Doch es gibt Menschen, denen die Marathon-Distanz längst nicht mehr reicht. Timm Ody ist so ein Mensch.

Der Euskirchener ist Ultramarathonläufer. Da dürfen es schon mal gerne 50 oder gar 100 Kilometer sein, die ihn zuweilen einen ganzen Tag auf Trab halten. Der Zugspitz Ultratrail ist einer dieser Ultramarathons, die Ody reizen. Tausende ambitionierte Sportler zieht das Spektakel jährlich an: 100 Kilometer, 5400 Höhenmeter und ein Zeitlimit von 26 Stunden – das scheint ihnen die angemessene Herausforderung zu sein.

Leichtathletik in der Grundschule ausgesucht 

Von dem Dorf Grainau aus führt der Ultramarathon entgegen dem Uhrzeigersinn rund um die Zugspitze. Blöd nur, wenn das Wetter nicht mitspielt: Gewitter und Regen sorgten im Sommer 2019 jedenfalls dafür, dass die Sportler aus Sicherheitsgründen „nur“ 64 Kilometer zurücklegen durften, bei 2923 Höhenmetern. 1500 Läufer machten sich auf die Strecke. Unter ihnen: Timo Ody.

Laufen ist ein wichtiger Bestandteil im Leben des 24-Jährigen, seitdem seine Eltern ihn damals zu den Läufen des Eifelcups mitnahmen. Dort hat er dann, so erzählt er, an den Bambini- und Kinderläufen teilgenommen. „In der Grundschulzeit sollte ich mir einen Sport aussuchen, den ich gerne betreiben wollte. So kam ich zur Leichtathletik.“

Seit 14 Jahren gehört er nun der LGO Euskirchen/Erftstadt und dem vereinsinternen Team Voreifel an. Er sei froh, dass er damals bei der Leichtathletik geblieben sei, sagt er. Wie viele Jugendliche und junge Erwachsene hören mit dem Sport auf, wenn das Leben neue Wege einschlägt: weiterführende Schule, Ausbildung oder Studium?

Spontan zur Zugspitze

Zahlreiche Leichtathletik-Wettkämpfe und Straßenläufe hatte er absolviert, bevor er zum Traillaufen kam. „Beim Laufen bekommt man einfach den Kopf frei“, fasst er seine Motivation in Worte. „Früher bin ich hauptsächlich die kürzeren Distanzen über fünf und zehn Kilometer gelaufen“, erinnert sich Ody schmunzelnd. Im Training sei er ab und zu auch mal „so ein bisschen über Stock und Stein“ gelaufen, mehr aber nicht“.

Da lag die Zugspitze noch in weiter Ferne. Erst 2018 absolvierte er dort einen seiner ersten Trailläufe. Der Zufall half nach. Ody urlaubte mit Freunden in den Alpen, als er die Ausschreibung zum Zugspitz Ultratrail entdeckte. Er entschied sich für den Basetrail: 25 Kilometer, 1535 Höhenmeter. „Darauf habe ich mich nicht explizit vorbereitet, sondern mich einfach spontan angemeldet. Und es hat auf Anhieb Spaß gemacht“, erinnert er sich.

Spontan handelte der Läufer während des Urlaubs in Orlando im Vorjahr. Es sollte ein Roadtrip durch die USA werden, doch das war Timm Ody nicht genug. Nach insgesamt 3000 zurückgelegten Automeilen wurde er in Orlando auf den traditionellen Fünf-Kilometer-Lauf um den Lake Nona aufmerksam. Der Läufer aus dem Team Voreifel schaffte es ohne große Vorbereitung durch die Sümpfe Floridas. Nach 20:05 Minuten war er im Ziel – und kurz danach als drittbester Nichtamerikaner in der Männerhauptklasse auf dem Siegertreppchen.

„Gefühl war unbeschreiblich“

Doch kein Vergleich zu den besagten 64 Kilometern ständigen Aufs und Abs beim Supertrail an der Zugspitze, den Ody einige Monate zuvor in 11:35:23 Stunden zurückgelegt hatte. Da geht es über asphaltierte Wege aus dem Ort Leutasch heraus, bevor nach zwei Kilometern der erste Anstieg folgt. Ody kletterte auf das 2084 Meter hohe Scharnitzjoch, um von dort den Verpflegungspunkt am Ferchensee bei Kilometer 30 anzupeilen.

Fiese Anstiege wechseln sich mit kurzen Downhills ab; Bergauf- und Bergabläufe, die die Oberschenkelmuskeln fordern. Nach 42 Kilometern begann für den Kreisstädter der Anstieg zur Alpsitzbahn, der zweite und letzte Gipfel des Laufes. Das technisch anspruchsvolle Profil verlangte ihm alles ab. „Zwischendurch fühlt es sich so an, als würde man am liebsten aufgeben“, gesteht er.

Ganz anders seine Gefühlslage nur kurze Zeit später: Auf dem Gipfel angekommen, lagen noch zehn Kilometer Downhill vor ihm. Obwohl der Abstieg sehr schwierig war, sei er plötzlich sehr euphorisch geworden. „Es ging nur noch bergab. Das Ziel war greifbar. Dieses Gefühl war unbeschreiblich“, berichtet der Trailläufer, den auch die Stimmung unter den Läufern begeistert: „Es ist nicht dieses nach Bestzeiten jagen wie beim Straßenlauf.“

Landschaft genießen

Vielmehr gehe es darum, überhaupt im Ziel anzukommen, die vielen Höhenmeter zu bezwingen und die Landschaft zu genießen. Hier kämpfe nicht jeder gegen jeden, sondern erstmal jeder mit sich selbst. Das mache die große Faszination aus. Viel spiele sich dabei im Kopf ab, wenn es gelte, sich der großen psychischen Herausforderung auf den langen Distanzen und den vielen Höhenmetern zu stellen. Das sei schon bei seinem ersten Marathon so gewesen. Den hatte er in 3:30 Stunden bewältigt.

Und so wird es wohl auch sein, wenn er planmäßig Ende Juni mit zwei Freunden beim Staffellauf im Rahmen der Infinite Trails im Salzburger Land teilnehmen wird. Hier laufen Top-Athleten und Amateure Seite an Seite in Dreier-Staffeln. Gemeinsam absolvieren die Läufer zwei Tage vorher den sogenannten Prolog, der über ihre Startposition im Staffelrennen entscheidet.

15 Kilometer mit 891 Höhenmeter müssen dabei zurückgelegt werden. Beim Hauptrennen muss dann jede Staffel eine Strecke von insgesamt 120 Kilometern und 7600 Höhenmetern bewältigen. Die Distanz ist in drei unterschiedliche Strecken aufgeteilt: 25, 40 und 60 Kilometer.

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Langfristig will Ody jedes Jahr einen Ultramarathon laufen. An sonstigen Leichtathletik-Wettkämpfen nehme er eigentlich gar nicht mehr teil. Als Übungsleiter des Teams Voreifel begleite er seine Schützlinge aber auf diverse Veranstaltungen.

Doch Ody wäre nicht Ody, hätte er nicht neue Ziele. Irgendwann, so erzählt er, will er beim Ultratrail du Mont-Blanc (UTMB) starten. Dieser Ultramarathon führt auf den Trails von Chamonix aus entgegen dem Uhrzeigersinn um die gesamte Mont-Blanc-Gruppe: 10 000 Höhenmeter verteilt auf 172 Kilometer . Das Ganze in einem Zeitrahmen von 46,5 Stunden.

Auch Menschen, die diese verdammten 42,195 Kilometer längst gemeistert haben, brauchen halt neue Herausforderungen.   

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