Ehrenbürgerschaft nicht möglichZülpicher Ladenbesitzerin bekommt Erinnerungssstein

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Vor dem Geschäft pflegte Stenzel zeitlebens ein Blumenbeet. 

Zülpich – In der Debatte über eine Ehrenbürgerschaft für die beliebte Geschäftsfrau Claudia Stenzel hat die Stadt Zülpich mit den Vorsitzenden der Ratsfraktionen eine Lösung gefunden, um Stenzel zu ehren. Die UWV hatte ursprünglich beantragt, sie zur Ehrenbürgerin zu ernennen. Da aber nur lebende Personen die Ehrenbürgerschaft erhalten dürfen, scheidet diese Möglichkeit aus. So zog die UWV den Antrag in der jüngsten Stadtratssitzung zurück.

Stattdessen soll jetzt in dem Beet vor dem „Kreativa“-Bastelladen in Zülpich ein Erinnerungsstein platziert werden. „Das Beet und den Baum hat Claudia Stenzel immer liebevoll gepflegt“, berichtete Bürgermeister Ulf Hürtgen. Über Gestaltung und Inschrift des Steins entscheidet die Familie. Für die Finanzierung sollen Sponsoren gesucht werden. „Da gibt es genug“, so Hürtgen.

Ihr Wirken soll nicht in Vergessenheit geraten

„Sie war die Warmherzigkeit in Person“, sagt Detlef Krings über Claudia Stenzel, Inhaberin des „Kreativa“-Bastelladens in der Zülpicher Innenstadt. Mit 58 Jahren verstarb die Zülpicherin kürzlich an Krebs. Doch Krings und die städtische Unabhängige Wähler-Vereinigung (UWV) wollen nicht, dass ihr Wirken in Vergessenheit gerät. Deshalb entstand vor einigen Wochen der Plan, in der nächsten Ratssitzung zu beantragen, dass Stenzel zur Ehrenbürgerin ernannt werde. Das teilte Krings in Sozialen Netzwerken und auf Anfrage dieser Zeitung mit.

Das Vorhaben war jedoch mit einigen Hürden verbunden: Anders als bei anderen Trägern der Auszeichnung sei bei Stenzel nicht konkret festzumachen, weshalb sie Ehrenbürgerin werden soll. Krings: „Sie war immer für jeden da. Wer ein Problem hatte, konnte zu ihr kommen.“

Stenzel sei in ganz Zülpich für ihre Offenherzigkeit bekannt gewesen. „Sie war sehr beliebt. Ihr Tod hat viele Menschen in Zülpich getroffen. Das hat man auch an den ganzen Kommentaren auf Facebook gesehen, als das bekannt wurde“, so Krings.

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In ihren Bastelladen seien die Menschen auch gekommen, um mit der Inhaberin Claudia Stenzel zu plaudern. 

Aktuell gibt es Stadtsprecher Torsten Beulen zufolge nur zwei amtierende Ehrenbürger Zülpichs: den ehemaligen Bürgermeister Josef Carl Rhiem und den ehemaligen Bürgermeister der Partnerstadt Blaye, Jean-Jacques Chaillot. Letzteren habe die Stadt etwa für seine besonderen Verdienste für die deutsch-französische Städtepartnerschaft geehrt. Mit Stenzels Ehrung will Krings eigenen Aussagen zufolge zeigen, dass auch zwischenmenschliche Leistung wertgeschätzt werden sollte.

Auszeichnung nur zu Lebzeiten

Krings ließ sich zunächst auch von dem Einwand nicht abhalten, dass nur lebenden Personen die Ehrenbürgerschaft erteilt werden kann. Er hatte sich an das Innenministerium des Landes gewandt: „Weiterhin habe ich Herrn NRW-Innenminister Reul angeschrieben und um Genehmigung der Ehrung an Frau Claudia Stenzel gebeten.“ Denn Krings zufolge gebe es durchaus Ausnahmen, in denen die Ehrenbürgerschaft post mortem vergeben wurde.

Rat entscheidet

Damit sich jemand Ehrenbürger nennen kann, muss im Land NRW der betreffende Gemeinderat mit einer Zweidrittel-Mehrheit dafür stimmen. Die Abstimmung kann eine Partei beantragen.

Ehrenbürger kann werden, wer sich für die Gemeinde oder die Stadt „besonders verdient gemacht“ hat, wie es in der Gemeindeordnung heißt.

Die Stadt Zülpich hat laut Pressesprecher Torsten Beulen insgesamt 16 Ehrenbürger ernannt. Zwei davon leben noch und tragen die Bezeichnung aktuell. (enp)

„Hier berufe ich mich auf einen Fall aus dem Jahr 2017 in Thüringen“, erläutert er. In dem genannten Fall sei der Geehrte allerdings ein „Kriegsheld“ gewesen. „Dennoch hoffe ich, dass auch der klar erkennbare Wille der Bevölkerung und eine ganz besondere Menschlichkeit Gehör finden“, so Krings weiter.

Tiefe Verbundenheit zur Stadt

Stenzel habe die Stadt geliebt, bestätigt auch ihre Schwester, Sonja Drenk. „Claudia war wegen der Krankheit bereits im Krankenhaus, da saß sie noch vor mir und meinte: ’Da haben Kunden Ballons bestellt. Wer kümmert sich jetzt darum, dass die ihre Ballons bekommen?’“, erinnert sie sich.

Doch Stenzels Bastelladen können weder ihre Schwester noch ihre Tochter weiterführen. Deshalb veranstalten die beiden an diesem Samstag ab 9 Uhr einen Ausverkauf. Aus dem gleichen Grund besuchten bereits am Freitag zahlreiche Bekannte und Freunde den „Kreativa“-Laden.

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„Wir hatten so viele Anmeldungen von Leuten, die meine Schwester kannten“, erzählt Drenk: „Allerdings müssen wir natürlich die Corona-Regeln einhalten. Das macht die Planung noch einmal komplizierter.“

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