Situation der AsylbewerberIn Leichlingen fehlen Unterkünfte

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Die Ankunft Geflüchteter aus der Ukraine vor zwei Jahren in Leichlingen.

Die Ankunft Geflüchteter aus der Ukraine vor zwei Jahren in Leichlingen. (Archivbild)

724 Asylbewerberinnen und Asylbewerber halten sich derzeit in Leichlingen auf.

425 Asylbewerberinnen und Asylbewerber, dazu 299 Migrantinnen und Migranten aus der Ukraine, halten sich derzeit in Leichlingen auf – also insgesamt 724 Menschen. Das hatte die Verwaltung zuletzt im Ausschuss für Soziales, Ordnung und bürgerschaftliche Beteiligung mitgeteilt. Damit ist die Zahl im Vergleich zu den vergangenen beiden Jahren sogar ganz leicht rückläufig, 744 Menschen hatten sich 2023 noch in der Blütenstadt aufgehalten, 2022 waren es 535. Davor, also bevor der Angriffskrieg auf die Ukraine im Februar 2022 begann, waren es 181 Personen.

Damit erfüllt die Stadt ihre Aufnahmequote allerdings nicht ganz, sie liegt bei knapp 92 Prozent, 37 Menschen müsste Leichlingen noch aufnehmen, um die Aufnahmeverpflichtung zu 100 Prozent zu erfüllen. Die Verwaltung präzisiert dazu: „Es ist anzumerken, dass privat zugereiste Personen aus der Ukraine in den Erfüllungsquoten zunächst nicht erscheinen.“ Derzeit würden Leichlingen auffallend viele Menschen aus Syrien, der Türkei und Nordmazedonien zugewiesen. Und auch wenn die Türkei und Nordmazedonien als „sichere Herkunftsländer“ eingestuft sind, sei die Verweildauer der Türken und Nordmazedonier in Leichlingen „exorbitant hoch“.

Leichlingen: Menschen kommen aus 29 Nationen

Sowohl für die Kommune als auch für die Asylbewerber aus diesen beiden Ländern wäre ein Verbleib in einer Erstaufnahmeeinrichtung zielführender, sagt die Stadt. 357 der 724 Asylbewerberinnen und Asylbewerber in Leichlingen haben eine Aufenthaltserlaubnis, 168 eine Aufenthaltsgestattung. Bei einer Aufenthaltsgestattung ist den Menschen der Aufenthalt in Deutschland für die Dauer des Asylverfahrens gestattet. Eine Aufenthaltserlaubnis bekommen Menschen zum Beispiel aus völkerrechtlichen, humanitären oder politischen Gründen oder um zu arbeiten oder eine Ausbildung zu machen.

95 Menschen haben eine Fiktionsbescheinigung, also einen Nachweis über ein vorläufiges Aufenthaltsrecht. Bei 26 Menschen ist laut Stadt der Status unbekannt. Die 724 Menschen haben insgesamt 29 unterschiedliche Nationalitäten.

Die Stadt hat neun Objekte zur Unterbringung der Geflüchteten angemietet, derzeit seien die mit 109 Personen belegt. Vermehrt benötigt würden Unterkünfte für Familien und Alleinreisende. Auch wenn einige Geflüchtete aus der Ukraine bereits einen eigenen Mietvertrag abgeschlossen hätten oder bei Freunden und Verwandten lebten, wohnten weiterhin viele Ukrainerinnen und Ukrainer und anerkannte Migranten aus anderen Herkunftsländern in den Mehrfachunterkünften.

Individuelle Betreuung nicht möglich

Die Unterkünfte sind weiterhin stark belegt, das liege auch an der Wohnungsknappheit in Leichlingen. 132 Menschen müsse die Stadt noch unterbringen. Und viele nicht-ukrainische Geflüchtete fühlten sich ungleich behandelt, führt die Verwaltung weiter aus. Individuell betreut werden könnten Geflüchtete derzeit nur in einzelnen Krisen, auch Sozialarbeiter könnten nur in größeren zeitlichen Abständen ihre Arbeit ausführen. Die Fallbelastung sei derzeit zu hoch. Und weil die einzelnen Menschen durch den Mangel an Unterkünften immer weniger Privatsphäre hätten, nähmen Auseinandersetzungen zu, so die Stadt.

Abhilfe schaffen soll eine neue Containeranlage für zweimal 36 Menschen in Oberschmitte 13-15. Die SPD hält diesen Standort allerdings „aus sozialen Gesichtspunkten“ für ungeeignet. Zu weit weg sei der Stadtkern, eine soziale Teilhabe nicht möglich. Tobias Rottwinkel, Sozialausschussvorsitzender, meint: „Der angedachte Ort erschwert jegliche Integrationsbemühungen.“ Als Alternative schlagen die Sozialdemokraten Flächen in der Balker Aue oder Am Schulbusch vor.

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