Müllerhof wird PferdegestütNeue Nutzung für ewige Baustelle an der Wupper in Sicht

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Immer wieder stehen Passanten an der Wupper bei Ziegwebersberg staunend vor dem unvollendeten Müllerhof.

Immer wieder stehen Passanten an der Wupper bei Ziegwebersberg staunend vor dem unvollendeten Müllerhof.

Leichlingen – Für den Müllerhof, die ewige Baustelle an der Wupper bei Ziegwebersberg, scheint es endlich eine Perspektive zu geben. Aus dem immer noch nicht ganz fertigen, schlossähnlichen Anwesen soll ein hochwertiges Pferdegestüt werden. 

Das ist der neue Plan des Düsseldorfer Projektentwicklers  Rainer Kohl. Seine auf exklusive Objekte spezialisierte LO-Projects GmbH ist von der Familie des vor einem Jahr verstorbenen Bauherrn Otto Kunze mit der Fertigstellung und Vermarktung der Anlage beauftragt worden.

GmbH gegründet

Nach vielen Jahren der Ungewissheit zeichnet sich somit nun erstmals eine realistische Nutzung für den hochherrschaftlich anmutenden Landsitz ab – als Pferdehof.  Es steht noch kein Tier im Stall. Bau- und Nutzungsgenehmigungen gibt es noch nicht. Weitere Um- und Ausbauarbeiten sind erforderlich. Aber der einstige Bauernhof ist mittlerweile eine GmbH, hat  einen neuen Namen bekommen und ein edles Wappen, auf dem schon ein Ross zu sehen ist.

Ein Gutshof nach schlesischem Vorbild

Im April 2018 wusste man noch nicht, was  nach dem Tod des Düsseldorfer Schreinermeisters  Otto Kunze aus dessen Lebenstraum, einem Gutshof nach dem Vorbild seiner oberschlesischen Heimat, werden sollte.

Die vier Töchter des Mannes, der den verfallenen Leichlinger Bauernhof 1987 gekauft und seitdem in langwieriger Handarbeit neu errichtet hat, wollten den Landsitz nicht  für Privatzwecke nutzen.

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Das neu entworfene Wappen für Gut Müllerhof.

Inzwischen zeichnet sich für den brachliegenden und unbewohnten Rohbau aber eine Zukunft ziemlich klar ab. Im Handelsregister ist das „Gestüt Gut Müllerhof zur Motte“ als  GmbH & Co. KG eingetragen worden.

Pferdehaltung und Futteranbau

Der Gegenstand des Unternehmens ist hier bereits sehr anschaulich beschrieben: „Die Haltung, Zucht, Ausbildung und Dressur von Pferden und Ponys, die Reha  von Sport-, Dressur-, Turnier-, Renn- und Distanzpferden, die Bereitstellung von Pensionsboxen insbesondere für Tourismus, die Ausrichtung von Pferde-Fachseminaren, die Erzeugung von Futterheu, Saftfutter, der Obstanbau, die Fischzucht in eigenen Anlagen, der Betrieb einer Bienenzucht/Imkerei für die Renaturierung eigener Weiden, sowie der Pferdetransport national/international mit eigenen Fahrzeugen für Klienten des Gestüts“.

Ein Mekka der Reiterszene

Pferde-Zucht also. Eine Idee, die  sehr naheliegt. Nah an der renommierten Pferdeklinik am Further Weg. Und nah am Reitsport-Fachmarkt Krämer an der Reusrather Straße, einem Mekka der Reiterszene.

„Leichlingen ist eine Pferdestadt“, ist Rainer Kohl sicher, dass ein Gestüt auf dem Müllerhof hervorragend in die Landschaft und zur örtlichen Wirtschaft  passt. Pferdehaltung  ist allerdings auch deshalb sehr naheliegend, weil es wohl fast die einzige  vorstellbare lukrative  Verwendungsmöglichkeit für das riesige Bauwerk ist.

Denn fast alles andere scheidet entweder aus baurechtlichen oder ökonomischen Gründen aus.

Als landwirtschaftlicher Betrieb nicht rentabel

Als landwirtschaftlicher Betrieb mit Ackerbau und Viehzucht, so wie sich das Otto Kunze vorgestellt hatte, könnten die 16 Hektar Weiden und fünf Hektar Wald nie und nimmer  rentabel betrieben werden, war Immobilienfachmann Kohl rasch klar.

Das mit Burg- und Palastarchitektur prunkende Märchenschloss, das Kunze quasi im Alleingang mit höchsten handwerklichen Ansprüchen an Material und Gestaltung aus dem Boden gestampft hatte, hielten viele  Beobachter von Anfang an für etwas größenwahnsinnig.

Bestandsschutz gilt nicht für Wohnzwecke

Und auch als exklusive Wohnanlage, Seniorenresidenz oder Hotel kann man den Bau nicht zweckentfremden. Denn der Bestandsschutz für den früheren, teils abgebrannten Bauernhof galt immer nur für einen privilegierten landwirtschaftlich genutzten Betrieb im Außenbereich.

Darauf haben Landschafts- und Baubehörden Kunze bei  etlichen Besprechungen  und Ortsbesichtigungen auf seiner ausufernden Baustelle mit ihren großzügigen Gartenanlagen  immer wieder hingewiesen.

Boxen für 26 Pferde

Der erstmals 1307 urkundlich erwähnte Hof ist nach wie vor in Familienbesitz der Kunzes. Rainer Kohl ist Geschäftsführer der neuen Gestüts-GmbH.

Von Boxen für 26 Pferde ist die Rede. Dafür müssen die vorhandenen Stallungen laut Kohl umgebaut, für Pächter und  Personal Wohnräume geschaffen werden. Dass auch Gästezimmer erforderlich werden – er hat für den Hof  auch einmal ein Resort-Hotel mit 100 Zimmern geplant, das noch auf der LO-Projektliste steht  – mag er derzeit nicht ausschließen.

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„Gut Müllerhof zur Motte“ heißt die Anlage jetzt. Das klingt werbewirksam adelig und verweist auf das  neben der neu  angelegten Zufahrtsstraße erhaltene Bodendenkmal eines Burghügels aus dem Mittelalter.

Löwe, Fisch und Motte

Das neue Wappen, das für Gut Müllerhof entworfen worden ist, vereint Historie und Zukunft des Anwesens. Es enthält den Bergischen Löwen und  einen Fisch  als Bezug zur Lage an der Wupper, einen Wehrturm als Verweis auf die Motte  der ehemaligen Burganlage und ein Pferd als Vorbote des geplanten Gestüts. Darüber steht der lateinische Spruch „quod credimus – quod damus“ (Was wir geben – was wir nehmen), mit dem die Initiatoren ihre Philosophie einer in Balance mit der Landschaft stehenden Betriebsweise umschreiben wollen.

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