Prozess gegen psychisch kranken LeichlingerMesser steckte im Hals der Mutter

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Im März wurde eine alte Frau nach Tagen in ihrem Haus gefunden. Erstochen. Seit heute wird die Tat vor dem Kölner Landgericht aufgearbeitet. 

Leichlingen – Für den Staatsanwalt ist die Sache klar: Klaus F. Ist „für die Allgemeinheit gefährlich“. Der 46 Jahre alte Leichlinger hat eine „schwere Psychose“, und die soll auch die Ursache dafür sein, dass er am Abend des 15. März seine Mutter erstochen hat. In einem Fachwerkhaus kam die 73 Jahre alte, frühere Angestellte der Stadtverwaltung Leichlingen zu Tode.

Gefunden wurde sie am Dienstag drauf: Die Tochter machte sich Sorgen, nachdem sie tagelang nichts von ihrer Mutter gehört hatte. Als sie nicht in die Wohnung kam, weil der Schlüssel von innen steckte, rief sie die Polizei. Auch Feuerwehr und Rettung eilten in den Ortskern, verschafften sich Zugang und fanden die Frau im Wohnzimmer in einer Blutlache. In ihrem Hals steckte ein Messer bis zum Heft, ein weiteres Messer lag neben ihr.

Die Mordkommission übernimmt

An Lichtschaltern in der Wohnung wurde Blut gefunden, aber keine Spuren von der Leiche dort hin. Grund genug, für die Beamten der Burscheider Wache, die Kripo zu rufen. Zwei Stunden später war dann die Mordkommission zur Stelle, die Ermittlungen nahmen ihren Lauf. Handys wurden ausgewertet, ein Rechtsmediziner obduzierte die Leiche. Die Todesursache war eindeutig Fremdverschulden.

Ein paar Tage später wurde der Sohn im Kölner Polizeipräsidium vernommen; Klaus F. verwickelte sich aus Sicht der Ermittler in Widersprüche, am zweiten Messer wurden sein Blut und seine DNA gefunden. Parallel dazu erfuhren die Polizisten, dass der Mann schwere psychische Probleme hat. Deshalb wurde er in eine Klinik nach Essen gebracht. Von dort wurde er am Dienstag ins Kölner Landgericht gebracht.

„Ich habe nichts gemacht“

Seine ersten Worte: „Ich habe nichts gemacht. Ich habe keine Ahnung, wie das hier zustande kommt.“ Ein Blackout angesichts der unfasslichen Tat? Dazu wird Konstanze Jankowski noch einiges zu sagen haben. Mit einer ersten Aussage zeichnete sie das Bild eines Mannes, der offenbar aus regelmäßigem Cannabis-Konsum erhebliche psychische Schäden davongetragen hat. Seit er 15 war, hat Klaus F. täglich um die zwei Gramm konsumiert. Das sei so eineinhalb Jahrzehnte gegangen, bestätigte er. Später kamen gelegentlich Amphetamine hinzu.

Das habe sein Leben schwierig gemacht - sagte er und sagte auch die Psychiaterin. Über Jahre lebte er auf der Straße; zwischendurch gab es immer wieder Aufenthalte in Kliniken. Einen Knacks bekam der ursprünglich gute Schüler offenbar an seinem 18. Geburtstag: Seine Eltern setzten ihn vor die Tür. Aus Gründen, die er nicht nachvollziehen konnte. Abitur habe er trotzdem gemacht, auch wenn es in der Oberstufe am Landrat-Lucas-Gymnasium nicht mehr so lief.

Studium an der Kunstakademie

Danach sei erst mal nicht viel passiert, sagte er. Ein halbes Jahr habe er hart bei der Agfa geschuftet, eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann brach er ab: „Das war mir zu unmoralisch.“ Besser vereinbar mit seinen Lebensidealen erschien zunächst das Studium an der Kunstakademie in Münster. Dort habe er auch mit einer jungen Frau zusammengelebt - aber „die hat mich nach Strich und Faden beschissen“. Sein Verhältnis zur eineinhalb Jahre jüngeren Schwester war auch nicht gut.

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Und das zur Mutter? „Ambivalent“, sagte der eloquente Mann vor Gericht. Weil er nur 300 Meter weiter in einer Wohngruppe eine Bleibe fand, sei er öfter zum Mittagessen gekommen. Nach Anmeldung, und einen Schlüssel zu der Erdgeschosswohnung habe er auch nicht gehabt. Was dann an jenem März-Abend genau geschah, an dem der Vermieter irgendwann ein Gepolter hörte, muss noch aufgearbeitet werden.

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