„Unsere Welt stirbt dann halt“Warum sich Kinder in Leichlingen als Müllsammler einsetzen

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Ein Kind mit einer abgebrochenen Radkappe in der Hand und weitere Müllsammler.

Fundstück Radkappe: Besonders den Kindern macht das Müllsammeln viel Spaß.

Mehrere Familien und Nachbarn zogen am Samstagnachmittag los, um den Ziegwebersberg in Leichlingen von achtlos weggeworfenem Abfall zu befreien. 

Die Liste der kuriosen Fundstücke aus den vergangenen Jahren einer Leichlinger Nachbarschaftsgruppe ist lang: Computer, Zaun und ein Stück Dach. Bei der vom Verkehrs- und Verschönerungsverein Witzhelden ausgerufenen Müllsammelaktion „Unser Dorf soll sauber bleiben“ finden sie in diesem Jahr finden sie schon nach wenigen Minuten eine Radkappe.

Zwölf Erwachsene und sieben Kinder treffen sich am frühen Samstagnachmittag vor dem Haus von Matthias Reintjes. Hier wird erst noch ein Kaffee getrunken, anschließend bewaffnen sich alle mit Gummihandschuhen und Müllsäcken. Fünf Zangen erhielten sie von der Stadt. „Es wäre aber wichtig, dass die Stadt noch mehr Equipment zur Verfügung stellt“, sagt eine Mutter, die mit ihren zwei Kindern an der Aktion teilnimmt. Schließlich gibt es für knapp 20 Sammler nur fünf Zangen und insbesondere den Kindern macht das Sammeln mit den interessanten Gerätschaften am meisten Spaß.

Siedlerverein zieht gemeinsam los

Der Siedlerverein rund um den Leichlinger Ziegwebersberg hatte zu der Aktion in der Nachbarschaft aufgerufen. „Dadurch bekommt man mehr Gespür dafür, was und wie viel Müll in der Landschaft herumliegt. Wobei eher die Menge erschreckend ist“, sagt Matthias Reintjes, Vorstandmitglied im Siedlerverein. Sein sechsjähriger Sohn und dessen Freund helfen begeistert mit. „Die beiden haben das ganze Jahr gefragt, wann wir wieder Müll sammeln“, so Reintjes. 

Dabei macht den beiden sowohl die körperliche Arbeit Spaß, als auch das Engagement für die Umwelt. „Es ist aber nicht so anstrengend, wir haben genug Energie dafür“, betonen Marlon und Levi. Am häufigsten fänden sie Zigaretten. Bei all der Freude an der Arbeit verlieren sie aber auch den Grund für die Aktion und ihre Aufgabe nicht aus den Augen.

Unsere Welt stirbt dann halt.
Levi, sechsjähriger Müllsammler

„Wenn Tiere das essen, dann sterben sie und das finden wir nicht gut“, sagt Marlon. Levi betont später noch einmal die Dringlichkeit der Aktion und hält fest, was passieren würde, wenn die Umwelt immer mehr verschmutzt: „Unsere Welt stirbt dann halt.“

Auch die anderen Kindern fischen euphorisiert Taschentücher und Coronamasken aus einem Grünstreifen neben der Hauptstraße und sie fühlen sich verantwortlich. Eine Mutter mutmaßt, woran das liegen könnte: „Die Kinder haben einfach Spaß daran, weil man ihnen schon von klein an beigebracht hat: ‚Das schmeißt man nicht in die Natur, das macht man nicht!‘ Sie haben schon ein Umweltbewusstsein. Mein Sohn hat zum Beispiel auch schon an Karneval selbstständig angefangen, Müll zu sammeln.“

Die dreizehnjährige Zoe hatte bei ihrer vorherigen Müllsammelaktion unter anderem Schallplatten gefunden, sie findet es spannend, zu sehen, was alles herumliegt. „Meine Klasse schmeißt relativ viel Müll auf den Schulhof“, sagt sie, sie bekäme also Umweltverschmutzung mehr oder weniger unmittelbar mit. Seit ihrer vorherigen Müllsammelaktion habe sich am Ziegwebersberg nichts getan, es sei alles wieder genau so verschmutzt wie damals. Einen Verbesserungsvorschlag hat die Achtklässlerin auch: „Hier fällt mir auf, dass an der Hauptstraße kaum Mülltonnen stehen, dadurch landet viel Müll am Wegesrand.“

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