LeverkusenLuftsportler und Umweltschützer stemmen sich gegen Bayer-Neubau im Kurtekotten

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Viele Menschen im Tower des Luftsportclub.

Im Tower beim LSC Luftsportclub: Interessierte Politiker, Naturschützer und eine Nachbarin ließen sich alles über die Einflugschneise erklären.

Der Luftsportclub informierte, weshalb Bauten in der Einflugschneise aus Sicht des Vereins keine gute Idee sind.

Einmal vom Tower aus eine startende Maschine zu beobachten, dabei die  Funksprüche zwischen Flugleiter und Pilot zu hören, ist faszinierend. So ging es auch den Umweltschützern, den Politikern und Nachbarn, die die Einladung angenommen hatten, um sich beim Luftsportclub (LSC) über die neue Situation im Kurtekotten informieren zu lassen. Zwar führen beide Vereine, der Luftsportclub und die Bayer 04 Fußball GmbH den Namen „Bayer“ im Namen, dennoch haben sie vollkommen entgegengesetzte Ansichten in der Frage, ob in der Einflugschneise ein Wohnhaus für ein Sportinternat gebaut werden soll.

Konflikte zwischen Menschen und Flugzeugen

Piloten-Ausbilder Reinhard Sablowski und der Vereinspräsident Hermann Leucker erklärten den 15 Interessierten, die meisten davon Politiker, Umweltschützer und eine Nachbarin, weshalb sie die Bauten in der Einflugschneise kritisch sehen. Es sei nicht so, dass durch die Häuser im Ein- und Abflug der Betrieb eingestellt werden müsste, sagte Sablowski. Rein rechtlich gefährdeten die geplanten Bauten den Betrieb des Flugplatzes nicht. Jedenfalls dann nicht, solange sich die Gesetze nicht änderten. Probleme sieht er, wenn die Siedlung der Start- und Landebahn immer näher rückt. Menschen dort anzusiedeln, wo Flugzeuge starten und landen, führe sicher zu Konflikten, erklärte Präsident Leucker. „Alte Nachbarn“ seien nicht so sehr das Problem, aber neue Bewohner in der Einflugschneise hätten bis zu zehn Jahre Probleme mit an- und abfliegenden Maschinen.

Das Feld, das Bayer 04 bebauen will, sei für startende Flugzeuge eine Notlandefläche, erklärte Sablowski. Es sei keine amtlich ausgewiesene Ausweichfläche, aber eine gute Möglichkeit, etwa, wenn während des Starts der Motor schwächelt.

Auch in der fortlaufenden Debatte in den politischen Gremien in Leverkusen bestätigt sich ein streng geteiltes Meinungsbild. Nachdem der Bürger- und Umweltausschuss sowie der Ausschuss für Stadtentwicklung, Planen und Bauen der Aufstellung eines Bebauungsplanes mit den Stimmen von CDU und SPD sowie FDP und AfD zugestimmt hatten, stellen sich einige Stadtteilpolitiker in der Bezirksvertretung I jetzt überraschend dagegen.

Auch in ihrer Sitzung wurden Bedenken gegen eine Flächenversiegelung im Außenbereich vorgetragen. Hier vor allem vom Grünen-Vertreter Wolfgang Berg, der das Bauvorhaben als „aus ökologischer Sicht nicht akzeptabel“ engagiert ablehnte, während Uwe Bartels (FDP) keinerlei Einwände gegen die „sinnvolle Einrichtung zur Sportförderung“ hatte. Allein die Zuwegung erfolge über Flächen, die im Flächennutzungsplan bisher nicht als Bauland ausgewiesen seien. Da lasse sich im Planverfahren bestimmt noch ein Kompromiss finden.

An dieser Stelle haben wir Bauchschmerzen
Max Haake, SPD

Anders als in den Fachausschüssen zuvor stimmte die SPD hier nicht zu; ihre Bezirksvertreter enthielten sich. „Wir begrüßen das Bayer-Projekt zur Stärkung der Sportstadt Leverkusen“, erläuterte ihr Fraktionsvorsitzender Max Haacke. „Aber an dieser Stelle haben wir Bauchschmerzen.“ Besser sollten alternative Standorte für ein solches Sportlerheim gefunden werden.

Am Ende gab es vier Ja-Stimmen zur Bebauungsplan-Aufstellung von CDU und FDP, vier Nein-Stimmen von Grünen, Bürgerliste und Linke sowie vier Enthaltungen von SPD und AfD. Damit hat die Bezirksvertretung das Planverfahren bei Stimmengleichheit abgelehnt. Nun ist das Verfahren vorübergehend gestoppt. Der Bauausschuss muss sich mit dieser Ablehnung erneut befassen.

Die Front der Befürworter bröckelt also. Ein weiteres Problem für die Argumentation der Bauherren könnte in einer Stadt-eigenen Publikation von 2020 schlummern: Das vom Rat beschlossene Klimaanpassungskonzept schreibt dem Land am Kurtekotten eine „sehr hohe thermische Ausgleichsfunktion“ zu, die zweithöchste von fünf Einstufungen, die eine Grünfläche der sie umgebenden Stadt bieten kann.

Dass der Luftsportclub als Bayer-Verein die Pläne von Bayer 04 öffentlich ablehnt, erklärt sich, weil Bayer schon seit Jahren die Unterstützung des LSC eingestellt hat: Die Einflussmöglichkeiten des Konzerns auf die Flieger sind damit Vergangenheit.

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