Explosion bei CurrentaKölner Bezirksregierung bestätigt giftiges Löschwasser im Rhein

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So sah es einen Tag nach der Explosion aus. Mit dem Löschschaum gab es Probleme. Am Ende wurde Insektengift in den Rhein geleitet. 

Leverkusen – Am Morgen hat die Kölner Bezirksregierung zur Gift-Einleitung durch Currenta nach der Explosion in Bürrig Stellung genommen. Demzufolge wurde die Aufsichtsbehörde einen Tag nach der Katastrophe darüber informiert, dass der Krisenstab bei Currenta zur Gefahrenabwehr entschieden habe, Teile der beim Löschen aufgefangenen Wassermengen unter Zudosierung von Aktivkohle in die reguläre Abwasserbehandlung einzuleiten. Die Begründungen von Currenta seien „im Nachhinein nachvollziehbar“, heißt es von der Bezirksregierung.

Um das Abwasser am Ablauf des Klärwerks neben dem Sondermüll-Ofen zu kontrollieren, sei mit dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz ein Messprogramm abgestimmt worden. Dabei sei tatsächlich das in Deutschland verbotene Insektengift Clothianidin neun Tage lang mit einer maximalen Konzentration von 120 Mikrogramm pro Liter im Ablauf der Kläranlage gefunden worden.

Kein Grenzwert für Insektengift

Für Clothiniadin gibt es, anders als bei anderen Stoffen, keinen Grenzwert in Form einer Gewässerkonzentration im Rhein. Es gebe lediglich einen Orientierungswert von 0,08 Mikrogramm pro Liter, ab dem man etwas unternehmen muss. Das Umweltamt habe daraufhin eine Mischungsrechnung angestellt. Ergebnis: „Dieser Wert wurde im Rhein nicht erreicht.“ Wegen der erheblichen Verdünnung im Rhein habe das Amt eine Clothianidin-Konzentration von 0,035 Mikrogramm pro Liter im Rhein berechnet.

Damit seien auch die Schwellenwerte der Internationalen Kommission zum Schutze des Rheins (IKSR) unterschritten worden. Also sei auch kein Rheinalarm ausgelöst worden. Diese lägen für Pflanzenschutzmittel bei 0,3 Mikrogramm pro Liter und 15 Kilogramm pro Tag in der Einleitung. Die Ergebnisse der Untersuchungen seien zudem gemäß den Vorgaben des Umweltinformationsgesetzes im Internet veröffentlicht worden: Sie sind unter https://www.elwasweb.nrw.de zu ermitteln. Allerdings muss man suchen.

Zur Ursache des Unglücks, bei dem sieben Menschen ihr Lebern verloren und 31 verletzt wurden gab es am Mittwoch einen Zwischenbericht aus Köln. Danach habe es nicht am Zustand der technischen Anlagen, sondern an den Eigenschaften des Abfalls und dem Umgang damit gelegen. Deshalb prüften die Sachverständigen auch Currentas Sicherheitsmanagement und die Regelungen zur Organisation der Abfallströme.

Jochum teilt Erkenntnisse

„Erst wenn diese Prüfungen abgeschlossen sind und Maßnahmen zur sicheren Verhinderung vergleichbarer Unfälle entwickelt worden sind, kann an eine Wiederinbetriebnahme gedacht werden“, heißt es. Zusätzlich sollten die bisher gewonnenen Erkenntnisse und alle weiteren Schritte vom Störfallexperten Christian Jochum bewertet werden. Das werde „unter größtmöglicher Beteiligung der Öffentlichkeit erfolgen“: Vertreter aus Leverkusen und den umliegenden, von der Umweltkatastrophe betroffenen Städten, Lokalpolitiker, Umweltschutzorganisationen und Anwohner sollen in einem Begleitkreis an der Aufarbeitung teilhaben.

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„Außerdem wird damit die Möglichkeit eröffnet, die Belange des Begleitkreises direkt in das weitere Verfahren einfließen zu lassen“, so das Versprechen der Bezirksregierung.

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