ProbierwerkIn dieser Werkstatt können sich Leverkusener Bastler kreativ ausleben

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Werkstatt Ausbesserungswert Leverkusen im Probierwerk Opladen

Micha Rees (27) arbeitetet jeden donnerstags an seinem Ethanol-Brenntisch in Form einer Kirschbaum-Scheibe.

Micha Rees arbeitetet aktuell an Ethanol-Brenntisch in Form einer Kirschbaum-Scheibe.

Im Probierwerk in Opladen treffen sich Tüftler, Kreative und Neugierige, um gemeinsam voneinander zu profitieren und eigene Projekte umzusetzen.

Basteln, werkeln, kreativ sein – das reizt junge und alte Menschen. Doch an der Umsetzung scheitern viele, sei es aufgrund von Platzmangel, fehlendem Werkzeug oder begrenztem Wissen. „Viele wissen gar nicht, was man alles machen kann“, vermutet Thomas Trauner, zweiter Vorsitzender des „Ausbesserungswert Leverkusen e.V.“ Denn es gibt einen Zufluchtsort für technisch und handwerklich Interessierte in Leverkusen. In der Werkstatt des Probierwerks in Opladen finden Hobby-Bastler Raum zum Austoben und Umsetzen ihrer kleinen und großen Ideen sowie Kurse für interessierte Neulinge jeden Alters. Der Vorstand des Vereins und Katharina Baarhs vom Bildungsbüro der Stadt Leverkusen haben das Angebot jetzt vorgestellt.

Ausbesserungswert Leverkusen: Jeden Donnerstag wird gewerkelt

Die Jugend für Handwerk und Technik zu begeistern, das haben sich die Verantwortlichen auf die Fahne geschrieben. 2019 fanden „Ausbesserungswert“ und das Bildungsbüro der Stadt in gemeinsamer Kooperation mit der Wirtschaftsförderung Leverkusen dafür die perfekten Räumlichkeiten im neu entstandenen Probierwerk in der Stauffenbergstraße 14-20. Seither lädt der Tüftlerverein „Ausbesserungswert“ donnerstags von 17 bis 19 Uhr zur offenen Werkstatt nach Opladen ein, um an Projekten aller Art zu arbeiten.

Micha Rees (27) arbeitetet jeden donnerstags an seinem Ethanol-Brenntisch in Form einer Kirschbaum-Scheibe.

Micha Rees ist ausgebildeter Verkehrspilot und hat in der Werkstatt schon mehrere Tische gebaut.

So verschlug es auch Micha Rees vor einem halben Jahr in die Werkstatt. Seitdem hat der 27-Jährige mehrere Tische gebaut, nun werkelt er an einer Scheibe eines Kirschbaumstamms. Sein Ziel: Ein Ethanol-Brenntisch. Bei der Entwicklung seines Projekts stehen ihm die anderen Vereinsmitglieder mit Rat und Tat zur Seite. „Hier trifft man Leute, die sich mit den Materialien auskennen“, sagt der ausgebildete Verkehrspilot.

Benjamin Jürgens (40) ist Experte im Umgang mit dem Lasercutter. Auf dem Bild sitzt er vor einem Laptop am Schreibtisch und hält ein kleines, bearbeitetes Stück Holz in die Kamera.

Benjamin Jürgens ist Experte im Umgang mit dem Lasercutter.

Gleich neben der klassischen Werkstatt für Holzarbeiten tüftelt Benjamin Jürgens im Computerbereich am Lasercutter, einer Apparatur, mit der er Acrylglas in die gewünschte Form zuschneidet. Auch Pappe, Holz, Leder, und bestimmte Kunststoffe lassen sich mit dem Gerät schneiden. Seine Fertigkeiten im Umgang mit dem Laser nutzte der Leverkusener für das Design eines Logos für den Tisch seines Bastelkollegen Rees. Die Arbeit in der Werkstatt lebt vom Austausch, die Mitglieder arbeiten Hand in Hand. „Hier gibt es immer irgendwen, der weiß, was man nicht weiß“, sagt Jürgens.

Vier 3-D-Drucker gehören zum Inventar

Neben dem Lasercutter gehören vier 3-D-Drucker zum Inventar. Die nächsten Kurse zum Umgang mit 3-D-Druck für Kinder finden am 18. März statt für 7,80 Euro. Moderne Technik trifft in der Werkstatt auf altes Handwerk genauso wie die Generationen. Peter Seiffert ist mit 87 Jahren das älteste Vereinsmitglied und als gelernter Zimmermann Experte in Sachen Holz.

Micha Rees (27) tauscht sich mit Peter Seiffert (87) über das passende Werkzeug aus.

Micha Rees tauscht sich mit Peter Seiffert,mit 87 Jahren das älteste Vereinsmitglied, über das passende Werkzeug aus.

Zum weiteren Angebot gehört das Repair-Café, das bereits 2015 ins Leben gerufen wurde. Jeden letzten Samstag im Monat von 11 bis 15 Uhr „wird es rappelvoll“, wissen die Vorsitzenden des „Ausbesserungswert“, Lorenz Becker und Thomas Trauner. 15 bis 20 ehrenamtliche Helfer unterstützen die Besucher bei Problemen mit dem Fahrrad, defekten Toaster, der kaputten Hose und Co. Er betont jedoch: „Wir sind kein reiner Dienstleister. Wir versuchen, die Besucher einzubinden, soweit es geht.“ Ab dem nächsten Termin wird das Café wie bereits vor einigen Jahren wieder durch die Stadtteile ziehen.

Mint-Kurse speziell für Kinder und Jugendliche

Speziell für Kinder und Jugendliche bietet das Bildungsbüro im Rahmen des Landesprogramm „Zukunft durch Innovationen“ Mint-Kurse in den Ferien an, bei denen Schüler der Klasse 7 bis Q2 sich mit verschiedenen naturwissenschaftlichen und technischen Themen praxisorientiert auseinandersetzen können. Katharina Baarhs vom Bildungsbüro sagt: „Wir bieten diese Kurse an, damit sie in diese Berufe reinschnuppern können, um zu zeigen, was man mit Technik heute machen kann.“ Dabei verbinden sie in ihren Angeboten Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik teils mit Sport, Musik und Kunst. Dazu gehörten in der Vergangenheit ein Kurs zum Bau eines Longboards und ein Programm zur Erstellung eines Schraubenziehers durch Schmieden und 3D-Druck. Aktuelle Kurse für die Osterferien findet man unter www.clever-zdi.de.

Die Ausstattung der Werkstatt wurde durch die Teilhabe des Bildungsbüros mit Mitteln der Europäischen Union unterstützt sowie durch Spenden und Anschaffungen des Vereins  „Ausbesserungswert Leverkusen“. Die Mitgliedsbeiträge belaufen sich für Erwerbstätige auf 3 Euro im Monat. Die Kooperation der beiden Parteien zahlt sich nicht nur durch die gemeinsame Nutzung der Geräte aus. Der Verein vermittelt Personen als Leiter für mögliche Kurse an das Bildungsbüro, dieses verweist auf Angebote der offenen Werkstatt. Die Infrastruktur für eine technikaffine Jugend ist schon mal geschaffen, jetzt muss sie nur noch ihren Weg in die Probierwerkstatt finden.

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