Kidical MassKinder demonstrieren für ein fahrradfreundlicheres Leverkusen

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Kinder und Erwachsene auf Fahrrädern in der Schlebuscher Fußgängerzone

Start der Kidical Mass Demo in der Schlebuscher Fußgängerzone

Rund 200 radfahrende Kinder und Erwachsene kamen zur ersten Fahrraddemo für Kinder in Leverkusen.

Mutter und Tochter haben ziemlich unterschiedliche Ansichten, was den Schulweg der Kinder betrifft. „Der ist eigentlich ganz gut, da gibt’s keine gefährlichen Stellen“, sagt Adria. Sie besucht die Schlebuscher Waldschule. Das zeigt, dass selbst routinierten jungen Radfahrerinnen wie der Neunjährigen die Gefahren im Straßenverkehr nicht richtig bewusst sind. „Wir sind heute hier, weil dein Schulweg eine Katastrophe ist!“, korrigiert Nadine Ballsieper ihre Tochter. Die ganze Bensberger Straße sei sehr gefährlich für Kinder zum Radfahren.

Und überhaupt stellt die Mutter den Leverkusener Radwegen ein schlechtes Zeugnis aus: „Die meisten sind eng, schlecht und dreckig.“ Wenn es überhaupt Radwege gibt. Sonst müssen die Kinder auf dem Gehweg fahren, was zu häufigen Konflikten mit Fußgängern führe. 

Mutter mit zwei Kindern auf dem Fahrrad

Kidical Mass Demo Leverkusen: Nadine Ballsieper mit ihren Kindern Adria (9) und Abby (7)

„Sicherer Schulwege für Kinder, das ist unserer Hauptforderung“, sagt auch Arne Theis, der die erste Leverkusener „Kidical Mass“-Demonstration organisiert hat. „Es wird Zeit, dass sich in der Stadt endlich etwas tut.“ Wie bei der bereits weltweit etablierten „Critical Mass“ Demonstration geht es auch bei der Veranstaltung mit Kindern darum, mehr Raum für nicht motorisierte Verkehrsteilnehmer – vor allem Radfahrer – zu beanspruchen.

Die Leverkusener Fahrraddemo ist ein Teil der deutschlandweiten Aktionstage, die von Freitag bis Sonntag an 440 Orten im ganzen Bundesgebiet stattfanden. Das Motto: Straßen sind für alle da. „Kinder haben ein Recht darauf, sich sicher, selbstständig und geschützt zu bewegen“, sagt Simone Kraus vom Aktionsbündnis. Sie müssten in den Fokus der Verkehrspolitik gesetzt werden.

Arne Theis mit Lastenrad

Organisator Arne Theis führt den Zug im Lastenrad an

200 bis 250 Teilnehmende hat Arne Theis bei der Anmeldung der Demonstration angegeben – fast so viele kamen auch tatsächlich zum Start an St. Andreas in Schlebusch. „Heute dürft ihr sogar über rote Ampeln fahre“, erklärt Theis den Kindern. Nämlich dann, wenn der Beginn des Demonstrationszuges die Kreuzung bereits bei Grün überquert hat. „Keine Angst, die passen auf“, sagt ein Vater zu seinem kleinen Sohn, als neben ihnen ein Polizeimotorrad startet. 

Die Polizei ist auch gefragt, als der Demonstrationszug an der Kreuzung Konrad-Adenauer-Platz Halt macht und diese für etwa zehn Minuten blockiert, um die Straße mit Kreide zu bemalen und so seinen Raum im Straßenverkehr zu beanspruchen. Am Ziel vor dem Wiesdorfer Rathaus werden die Teilnehmer von Umweltdezernent Alexander Lünenbach empfangen.

Adria und ihre siebenjährige Schwester Abby sind Fahrradprofis. Und als solche entsprechend ausgestattet: Wie Papa haben sie Funkgeräte mit Ohrstecker dabei. So können sie bei Radtouren besser in Kontakt bleiben. „Sonst brüllt man ja immer quer durch die halbe Stadt, wenn die Kinder abbiegen sollen“, sagt Mutter Nadine. Sie hat ihr Funkgerät am Sonntag zu Hause gelassen. „Heute fahren alle in die gleiche Richtung, das werden die Kinder schon finden.“

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