RhönradturnierArtistik, Akrobatik und ein ganz besonderer Sport in Leverkusen

Lesezeit 4 Minuten
Otto-Feick-Rhönradturnier in der Wolfgang-Obladen-Halle in Leverkusen (Manfort): Carola Löhmer im Spiral-Rhönrad.

Artistik, Akrobatik und Sport: Das Otto-Feick-Rhönradturnier fand in der Wolfgang-Obladen-Halle in Leverkusen statt, mit dabei war auch Turnerin Carola Löhmer in ihrem Spiral-Rhönrad.

Der Turnclub 72 Leverkusen hatte das Otto-Feick-Rhönradturnier organisiert.

Die Turnerinnen und Turner schwingen sich in einem Reifen, dem so genannten Cyr-Wheel, ästhetisch über den Hallenboden. Mal einhändig, mal kopfüber, mal mit beiden Beinen in der Luft. Ein Cyr-Wheel ist ein Akrobatikgerät ähnlich dem Rhönrad, hat allerdings nur einen einzigen Reifen. Was nach so viel Leichtigkeit aussieht, erfordert also hartes Training, Konzentration und vor allem Körperspannung.

Und all das ist an diesem Tag hier zu finden, denn: In der Wolfgang-Obladen-Halle in Manfort richtet der Turnclub 72 Leverkusen das diesjährige Otto-Feick-Rhönradturnier aus. Die Disziplinen, die dabei bewältigt werden müssen, umfassen das Cyr-Wheel und das klassische Rhönrad.

Lea Toran Jenner und ihr Lehrer Haucke beim Otto-Feick-Rhönradturnier in der Wolfgang-Obladen-Halle in Leverkusen (Manfort).

Lea Toran Jenner und ihr Lehrer Haucke Narten.

Artistin aus dem „Moulin Rouge“

Mit dabei ist Lea Toran Jenner, eine professionelle Zirkusartistin, die sich neben dem „akrobatischen Kronleuchter“ als Showeinlage im  Zirkuszelt eben auch auf das Cyr-Wheel spezialisiert hat. Der Otto-Feick-Wettkampf ist ihr erster Wettkampf. Davor habe sie nur Zirkusauftritte oder in Shows performt, sagt sie. „Für mich war es neu, eine Kür zusammenzustellen. Normalerweise achte ich bei Auftritten darauf, wie das Publikum reagiert und kann so meine Performance anpassen.“ Heute turne sie jedoch eine festgelegte Reihenfolge aus verschiedenen vorbereiteten Elementen.

Lea Toran Jenner hat die Zirkusdisziplin des Cyr-Wheels während ihrer Ausbildung 2011 an der National Circus School in Montreal entdeckt. Nach der Ausbildung, erklärt sie, sei sie im Rahmen der Show „Cirkopolis“ durch die Länder der Welt getourt und unter anderem in Tel Aviv, Sydney und London aufgetreten. Seit einigen Jahren arbeitet die Artistin im „Moulin Rouge“ in Paris.

Eingeladen nach Leverkusen wurde Lea Toran Jenner von Haucke Narten, einen mehrfachen Weltmeister im Cyr-Wheel vom VFB Fallersleben. Die beiden hatten sich zum ersten Mal bei einer Cyr-Wheel-Veranstaltung in Gronau getroffen. „Heute ist Haucke mein Lehrer. Er war mit einer der ersten, die das Cyr-Wheel in Deutschland populär gemacht haben“, sagt sie.

Lea Toran Jenner bei den Otto-Feick-Rhönradturnier in der Wolfgang-Obladen-Halle in Leverkusen (Manfort).

Lea Toran Jenner zeigte, was mit einem so genannten Cyr-Wheel alles möglich ist.

Otto-Feick-Rhönradturnier in Leverkusen

Dass das heutige Turnier den Namen Otto Feicks trägt, hat natürlich seinen Grund: „Das Rhönrad wurde 1925 in Deutschland von Otto Feick erfunden. Die Idee dazu kam ihm, als er 1921 im Gefängnis saß“ erklärt Stefan Krampf, Mitorganisator des Leverkusener Turniers. Feick wurde  1890 in der Pfalz geboren und soll schon als Kind dem Rhönrad ähnliche Eisenreifen zusammengebaut haben und damit den Berg hinuntergerollt sein. „Und 2025 können wir dann das große Jubiläum dieser Sportart, 100 Jahre Rhönrad, feiern“, sagt Krampf.

Die in Deutschland erfundene Disziplin sei heutzutage weltweit vertreten. Die Deutschen Turnerinnen und Turner würden dabei etwa 70 Prozent der Weltmeisterschaften gewinnen. Neben Deutschland seien sowohl Japan als auch die Schweiz weit vorn bei den jeweiligen Wettkämpfen. Was Krampf jedoch bedauert: Leider sei Rhönrad noch nicht olympisch, da es in zu wenigen Ländern eine anerkannte Sportart sei.

Lea Toran Jenner bei den Otto-Feick-Rhönradturnier in der Wolfgang-Obladen-Halle in Leverkusen (Manfort).

Lea Toran Jenner bei ihrer Wettkampf-Kür.

50 Turnende sind am Start

Insgesamt treten gut 50 Turnende im Alter von 25 bis 65 Jahren in Manfort an. Nur drei davon kommen aus dem ausrichtenden Turnclub 72 Leverkusen. Der Grund: Der Rest der Vereinsmitglieder ist noch unter 25 Jahren jung, sagt Krampf. Was er dabei betont: Auch im Alter sei es noch möglich, mit dem Rhönrad-Turnen zu beginnen. Denn: Rhönrad sei nicht nur eine „spaßige und ästhetische“ Sportart, sondern auch gut für Haltung und Rückenmuskulatur. „Für Menschen, die etwa an Skoliose leiden, gibt es spezielle Rhönradkurse, die die Beschwerden lindern sollen“, erklärt Krampf.

Rhönrad kann übrigens in verschiedenen Formen geturnt werden – auch das wird in der Wolfgang-Obladen-Halle deutlich: spiralförmig, gerade auf beiden Reifen und akrobatisch mit einem Sprungelement. Das Rhönrad bleibt immer das gleiche: Bestehend aus zwei verbundenen Reifen schwingen sich die Turnerinnen und Turner entweder in kreisenden Bewegungen umher oder bleiben stets mit beiden Reifen am Boden. Bei letzterer Turnform bleibt das Rad gerade und es werden Kunststücke gezeigt, während es sich dreht. Bei einer dritten Variante wird das Rhönrad schwungvoll gerollt, die Turnenden schwingen sich in die Höhe und beenden ihr Kunststück mit einem Salto auf eine Matte.

KStA abonnieren