Baudezernat und WGLJetzt geht es um die Posten an Leverkusens Stadtspitze

Lesezeit 4 Minuten
leverkusen-denkmal--ALF_4381

Baudezernentin Andrea Deppe und die Schule Im Hederichsfeld.

Leverkusen – Soll die Leverkusener Baudezernentin Andrea Deppe gehen oder bleiben? Sie ist eine Wahlbeamtin, das heißt, sie wurde 2013 auf Betreiben der Grünen vom Stadtrat für acht Jahre in ihr Amt eingesetzt, bald steht die Wiederwahl an – oder eine Neubesetzung. Daraus wird wohl eine größere Personalrochade in der Stadtverwaltung.

Im kleinen Kreis wird verhandelt 

Aktuell verhandelt eine Kommission aus Fraktions- und Parteispitzen von den Grünen, der CDU und der SPD und dem Oberbürgermeister als Beobachter die Besetzung mehrerer Posten. Die Stelle des 63-jährigen WGL-Geschäftsführers Wolfgang Mues soll dazugehören, dessen Vertrag auf Antrag von Opladen plus nicht mehr verlängert werden soll, auch über den Stadtdirektor und Kämmerer Markus Märtens wird angeblich gesprochen. Angeblich – weil das unter Ausschluss der Öffentlichkeit läuft.

Die Grünen bleiben hart

Mehr oder weniger offen wird zur Zeit in der Stadt aber nur über die Baudezernentin geredet. Insider wissen: Die Grünen bestehen dem Vernehmen nach auf der Verlängerung von Deppes Vertrag und lassen anscheinend nicht mit sich verhandeln. Angeblich will Oberbürgermeister Uwe Richrath keinen Ärger, scheut womöglich die Personalsuche auf einem leer gefegten Fachkräfte-Markt. Er will jetzt die Baudezernentin demnach auch behalten.

Amtsleiter schreiben: "Als Chefin gut"

Für die einen ist sie eine gute Chefin, alle ihr untergebenen Amtsleiter und der Leiter der Technischen Betriebe (TBL) lobten ihre Arbeit und vermittelnde Art in einem offenen Brief an den Stadtrat. Amtsleiter ihres Dezernats und Deppes Büroleiterin plädieren darin für ihre Wiederwahl. Sie urteilen aus Sicht der Untergebenen, nicht als Bürger, denn einige leben nicht in Leverkusen.

Wie andere urteilen

Im Hintergrund rumort es, denn nicht jeder findet, dass sie ihren Job gut gemacht hat. Der Landtagsabgeordnete Rüdiger Scholz ließ selten ein gutes Haar an ihrer Arbeit. Der zu teure Busbahnhof in Wiesdorf war etwa so ein Punkt oder ihr Agieren beim Manforter Moschee-Bau.

leverkusen-busbahnhof-ALF_4083

Der neue Wiesdorfer Busbahnhof am Tag der Eröffnung.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die enorme Kostensteigerung beim Projekt Hauptschule Im Hederichsfeld wegen angeblich oberflächlicher Planung. Rüdiger Scholz und Fraktionsvorsitzender Stefan Hebbel sitzen für die CDU in der kleinen Verhandlungskommission. Frank Schönberger, der als CDU-Kreisvorsitzender eigentlich gesetzt wäre, ist übrigens nicht dabei. Er und Andrea Deppe sind ein Paar.

Beim Radverkehr sieht es mau aus

Auch wenn ihre Amtsleiter ihre Arbeit rundherum loben, es gibt Leute, die ihr eine katastrophale Bilanz attestieren, etwa mancher Radfahrer wegen ihres Mobilitätskonzepts. Während in Nachbarstädten inzwischen Fahrspuren auf großen Straßen gegen große Widerstände für den Radverkehr frei geräumt werden, sieht es in Leverkusen sehr mau aus. Von einer Rad-Pendler-Route oder einem Rad-Schnellweg sind noch nicht einmal Teilstrecken verwirklicht. Wenig wurde an den Radwegen getan.

Das könnte Sie auch interessieren:

Andererseits hört man resigniertes: „Sie kann bleiben. Egal, wer da neu käme, die Bauverwaltung hätte der oder die auch nicht im Griff.“ Andrea Deppe kam zwar auf Vorschlag der Grünen ins Amt, dennoch hängt ihr in Kreisen von Umweltschützern der Ruf einer aus deren Sicht sehr uninspirierten Amtsführung an. Bis heute warten sie auf neuartige Baukonzepte, etwa mit Wohnungen überbaute Supermarktparkplätze. Stattdessen ärgern sich viele über immer gleich gestrickte Baugebiete. Dazu kam die Frage auf, weshalb sie ausgerechnet in eine Wohnung ziehen musste, die die in Leverkusen sehr aktive Baufirma Paeschke gebaut hatte.

Intransparente Entscheidungen

Mit Vorschlägen für große  Baugebiete, die intransparent in Zusammenarbeit mit der Immobilienwirtschaft zustande kam (Wohnungsbauprogramm 2030+), machte sie sich unter „Ökos“ keine Freunde.

Dieses Land gehört schon zum Leimbachtal. Es galt immer als wertvolle Kaltluftschneise, die Verwaltung sieht dort und an vielen anderen Stellen jetzt aber potenzielles Bauland.

Dieses Land gehört schon zum Leimbachtal. Es galt immer als wertvolle Kaltluftschneise, die Verwaltung sieht dort und an vielen anderen Stellen jetzt aber potenzielles Bauland.

Zuletzt scheiterte ein Bauprojekt: Auf der Grünen Wiese sollte  am Bohofsweg  eine Luxus-Siedlung entstehen.

Nichtöffentlich

Die Personalentscheidungen werden die drei Parteien unter sich ausmachen. In der SPD soll man sich inzwischen des Zwangs entledigt zu haben, die Posten nach Parteizugehörigkeit zu besetzen. Zum Thema gibt es auch einen Bürgerantrag von Brigitte von Bonin. Der zielt letztlich auf die Entlassung von Andrea Deppe, denn darin wird gefordert, dass die Stelle bundesweit neu und offen ausgeschrieben werden soll. Der Antrag wird am 21. Januar im Ausschuss für Bürgereingaben und Umwelt verhandelt. Nichtöffentlich.

KStA abonnieren