Clan im HintergrundFalscher Polizist zu Bewährungsstrafe verurteilt

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Prozessauftakt in Bonn. (Symbolbild).

Prozessauftakt in Bonn. (Symbolbild).

Leverkusen – Jonas F. (Name geändert) wusste, dass er Seniorinnen um ihr Geld betrügt. Und seine Rolle in der Bande war essenziell, um den Betrug überhaupt durchführen zu können. Am Freitag ist Jonas F. vor dem Kölner Landgericht dafür verurteilt worden. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass er Abholer für eine Bande war, die sich von der Türkei aus als Polizeibeamten am Telefon ausgibt, in diesen Fällen als „Herr Krambach vom Raubdezernat K4“. Überführt wurde er durch eine 88-jährige Leverkusenerin mit ihrem Nachbarn, einem echten Polizeibeamten.

Das Landgericht legte dem 30-Jährigen eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren und zehn Monaten auf, setzte jedoch den Haftbefehl außer Vollzug. Letzteren Beschluss bekam F. erst zu Ende der Urteilsverkündung zu hören, was ihn sichtlich erleichterte.

Im Hauptverfahren wirkte er trotz seiner begangenen Fehler vernünftig und zeigte Reue, Schuldansicht und Bedauern. „Es tut mir leid, was passiert ist. Ich bin bereit, die Strafe anzutreten und ich will meinen Sohn endlich wieder sehen“, waren seine finalen Worte vor der Urteilsentscheidung gewesen. Bis Juli sitzt er noch in Haft, danach ist er unter Auflagen frei.

Einige Dinge sprachen gegen den Verurteilten: Er hatte der Gruppe angeboten, als Fahrer zu arbeiten, obwohl seine Fahrerlaubnis entzogen war, und auch der Umstand, dass er jene Betrugstaten unter Bewährung stehend ausübte, sprach nicht für ihn.

Gab Informationen weiter

Doch seine weitreichende Aufklärungshilfe gegen ein Mitglied des Miri-Clans, Drahtzieher hinter der Gruppierung, lieferte wertvolle Informationen für ein geplantes Rechtshilfeersuchen, dass demnächst an die Türkei übergeben werden soll. Dort hält sich der Chef der Operation auf, seitdem er vor ungefähr sechs Jahren vor diversen Haftbefehlen aus Deutschland floh.

Den Vorwurf der Amtsanmaßung, also dass sich Jonas F. als Polizist ausgab, trifft nur in einem Betrugsfall zu. Dabei war er auch in Leverkusen verhaftet worden. Er hatte sich gegenüber der 88-Jährigen durch die Nennung des Kennworts „Rose“ als verdeckter Ermittler ausgegeben. Obgleich nicht unbedingt von Anfang an, wusste der 30-Jährige doch über die Masche der falschen Polizeibeamten am Telefon Bescheid, hieß es am Freitag vor Gericht. Die 31 000 Euro, die der Verurteilte für einen Anteil von je 400 Euro plus Spritgeld von den Seniorinnen in den ersten beiden Taten abgeholt hatte, muss er zurückzahlen. Jonas F. ist somit als Mittäter und nicht etwa wegen Beihilfe zum Betrug verurteilt worden.

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