Allenfalls über Fördergeld sollen noch Pflanzungen möglich sein.
FinanzmisereStadt pflanzt keine Straßenbäume mehr in Leverkusen nach

Baum-Nachpflanzungen in Leverkusen: Es ist kein Geld mehr da, um Bäume nachzupflanzen. Dieser Ahorn in der Hermann-von-Hemholtz-Straße fehlt schon seit Jahren.
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In Leverkusen wird es wohl in der nächsten Zeit kaum Nachpflanzungen von städtischen Bäumen geben. Grund ist der Sparzwang wegen der finanziellen Klemme der Stadt. Man wird also künftig wohl noch öfter tote Baumstümpfe in der Stadt sehen, statt neuer Bäume.
Auf Anfrage teilt ein Sprecher mit: „Aufgrund der vorläufigen Haushaltsführung für das Jahr 2025 durften nur Maßnahmen gemäß Paragraf 82 Gemeindeordnung ausgeführt werden. Ersatzbaumpflanzungen oder Baumneupflanzungen wurden demnach nicht freigegeben.“ Paragraf 82 der Gemeindeordnung besagt, dass Städte unter Sparzwang nur Aufgaben erfüllen können, zu denen sie rechtlich verpflichtet sind, etwa Schulen zu bauen, Katastrophenschutz oder Straßen verkehrssicher zu erhalten. Nachpflanzungen von Bäumen gehören der Leverkusener Stadtverwaltung nach nicht zu diesen Pflichtaufgaben, ebenso wie der Betrieb von Museen, Beratungsstellen oder Freibädern.
Stadt Leverkusen: Baumpflanzungen sind essenziell
Der Verwaltung ist aber offenbar auch klar, dass Realität und Notwendigkeit sich ändern können: „Vor dem Hintergrund des Klimawandels sind Baumpflanzungen im Stadtgebiet als essenziell einzuschätzen“, schreibt der Sprecher, „daher werden auch zukünftig Förderprogramme durch das Fördermittelmanagement daraufhin geprüft und die dafür erforderlichen politischen Beschlüsse beantragt“. Man will also wenigstens versuchen, an das Geld des Landes zu kommen, um etwas Grün in die Stadt zu bekommen.
Die Entsiegelung der Musikschule falle in diese Kategorie, so der Sprecher. Der Umbau des Parkplatzes der Musikschule in Wiesdorf soll über 800.000 Euro kosten, der Eigenanteil liegt bei 180.000 Euro.
Das sind einigermaßen trübe Aussichten, zumal im Stadtbild zuletzt häufiger abgestorbene jüngere Bäume auffallen, die nachgepflanzt werden müssten. Außerdem empfinden es viele so, dass man beim Bäume fällen manchmal zu schnell dabei ist.
Leverkusen: Artenvielfalt soll vergrößert werden
Im vergangenen Jahr gab es noch einen Etat für Ersatzpflanzungen durch das Grünflächenamt. 2024 wurden laut Verwaltung 97 Bäume von 33 Sorten gepflanzt, hauptsächlich Ahorne, Ulmen und Zelkoven, auch eine Ulmenart. 60 Prozent davon wurden als Straßenbäume gesetzt, die anderen 40 Prozent verteilten sich auf Parkanlagen oder Schulhöfe.
Mit den verschiedenen Baumarten und Sorten will das Grünflächenamt Wert auf eine Vergrößerung des Artenspektrums legen, um durch die Erhöhung der Artenvielfalt besser gewappnet gegen Pflanzenkrankheiten zu sein.
Unabhängig von der Haushaltsmisere seien für die kommenden Winter Baumpflanzungen im Stadtgebiet geplant, für die die Stadt Leverkusen im Rahmen des Förderprogramms „Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz“ einen Bewilligungsbescheid erhalten habe. Die ersten Baumpflanzungen daraus seien für Anfang 2026 geplant, lässt der Sprecher wissen.
Kosten sind nicht einheitlich zu beziffern
Die wahren Kosten eines Stadtbaums zu beziffern, sei nicht einheitlich möglich. Sie hängen stark vom Standort ab. Einen Baum an einer Hauptverkehrsachse in einer Baumscheibe zu setzen, ist wesentlich aufwendiger als in einem Park. Als durchschnittlichen Preis fürs Pflanzen eines halbwegs großen Baums gibt der Sprecher 2000 Euro an. 150 bis 200 Bäume müsste man jährlich ersetzen, so der Sprecher. Das kostet 400.000 Euro. Das Gießen in der ersten Zeit ist in der Regel im Preis eingerechnet.
Köln ist zwar nicht ganz so arm wie Leverkusen, hat aber eine äußerst rührige Grünstiftung, die viel erreicht hat. Immer, wenn ein grüner Dreibock als Stütze um einen jungen Baum steht und ein Schild den Spender ausweist, wurde der Baum privat über die Grünstiftung gespendet. Der Deal dort: 1200 Euro zahlt der Spender, 1500 das Grünflächenamt. Die Aktion der Grünstiftung „1000 Bäume für Köln“ wurde ausgezeichnet und scheint sich auf ihr Ziel zuzubewegen. 907 Bäume sind schon gesetzt worden, in fast allen Stadtteilen. Spender können sich vakante Pflanzplätze aus einer langen Liste vakanter Baumstandorte aussuchen. Bald beginnt die neue Pflanzzeit.
Berlin hat gerade den politischen Entschluss gefasst, bis 2040 500.000 Bäume zu pflanzen, um im Klimawandel zu bestehen. Bezweifelt wird, ob man das auch nur annähernd schaffen kann. Auf die Leverkusener Einwohnerzahl umgerechnet, wären das 21.500 Bäume. Man erinnere sich: Der Leverkusener Rat hatte auf Antrag der Bürgerliste 2019 den Beschluss gefasst, jährlich 1000 Bäume zu pflanzen, die Zahl ließ sich aber in keinem der folgenden Jahre erreichen.

