JahresberichtMehr Leverkusenerinnen suchen Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt auf

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Im März 2023 hatte das Team des Frauennotrufs die Ausstellung „What are you wearing“ om doe Stadtbibliothek geholt.

Im März 2023 hatte das Team des Frauennotrufs die Ausstellung „What are you wearing“ in die Stadtbibliothek geholt.

Der Frauennotruf Leverkusen gibt Zahlen zu seinen Beratungen im vergangenen Jahr heraus. Die Einrichtung ist immer stärker gefragt.

Mehr und mehr Frauen suchen den Frauennotruf Leverkusen mit seiner Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt auf. Wie es im Jahresbericht der Einrichtung heißt, habe sich im Jahr 2023 „ein deutlicher Anstieg von Beratungsfragen im Vergleich zum Vorjahr“ gezeigt. Heißt das, es gibt mehr Gewalttaten oder finden Betroffene eher Zugang zu Hilfsangeboten?

„Wir erleben deutlich, dass das Thema endlich weniger tabuisiert ist, dass die gesellschaftliche Relevanz in allen Lebensbereichen sichtbarer wird und deshalb Unterstützungsangebote sichtbarer werden“, schreibt das Team der Beratungsstelle dazu im Vorwort.

Mehr als 500 Einzelberatungen hat der Frauennotruf Leverkusen im vergangenen Jahr vorgenommen. Das geht aus den Zahlen im Jahresbericht hervor. Diese insgesamt 527 Beratungen betrafen 143 Frauen und Mädchen. Insgesamt viermal haben man die Frauen und Mädchen zu Ärzten, Therapeuten und Rechtsanwälten begleitet. 95 Beratungsfälle wurden im vergangenen Jahr beendet, zwölf Personen wurden an andere Beratungseinrichtungen oder Therapeuten weitergeleitet. 

Leverkusen: 93 Prozent der Täter waren männlich

Die meisten der Frauen, die zur Beratung kamen, waren zwischen 18 und 25 Jahren alt (27 Prozent). 18 Prozent waren zwischen 26 und 40 Jahren alt, zehn Prozent zwischen 41 und 50. Ebenso zehn Prozent zwischen 14 und 17, sechs Prozent zwischen 51 und 60, vier Prozent unter 14 und drei Prozent über 60 Jahre. Über das Alter von 22 Prozent der Hilfesuchenden gibt es im Jahresbericht keine Angaben.

Die meisten, 53 Prozent, der Frauen waren Deutsche ohne Zuwanderungsgeschichte, zehn Prozent waren Staatsbürgerinnen mit Zuwanderungsgeschichten, acht hatten eine andere Staatsangehörigkeit und für 29 Prozent gibt es dazu keine Angaben.

Passend zur Altersstruktur der beratenen Frauen ist die Verteilung der Tätigkeiten. Die meisten, 25 Prozent, waren in der Ausbildung, in einer Umschulung oder im Studium. Vollzeit erwerbstätig waren 19 Prozent der beratenen Frauen. 20 Prozent lebten allein, 22 Prozent in einer Familie, elf in einer Partnerschaft mit Kind, sieben mit Kind, aber ohne Partner oder Partnerin, sechs in anderen Lebensformen, und bei 24 Prozent gibt es dazu keine Angaben.

Viele zurückliegende Missbrauchsfälle

98 Prozent der 143 beratenen Frauen und Mädchen gaben an, sexualisierte Gewalt erfahren zu haben, 42 Prozent hatten psychische oder psychosomatische Erkrankungen, 20 Prozent haben psychische und physische Gewalt erlebt und 24 Prozent Probleme mit dem Selbstwertgefühl.

In 30 Prozent der Fälle sexualisierter Gewalt kam der Täter oder die Täterin aus der Verwandtschaft, in 23 Prozent der Fälle war es der Lebensgefährte oder die Lebensgefährtin. Fremdtäter waren es in zwölf Prozent der Fälle. In 93 Prozent aller Fälle von Gewalt war der Täter ein Mann, in zwei Prozent eine Frau, in fünf Prozent eine Gruppe.

In 49 Prozent der Fälle sexualisierter Gewalt ging es um Vergewaltigung und sexuelle Nötigung, in 42 Prozent um einen zurückliegenden Missbrauch, um sexuelle Belästigung in 19 Prozent.

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