Nach Haftbefehl gegen GründerLeverkusen rätselt über Aachener Department Store in Wiesdorf

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Arbeiter entfernen den Kaufhof-Schriftzug von der Fassade am Wiesdorfer Platz.

Arbeiter entfernen den Kaufhof-Schriftzug von der Fassade am Wiesdorfer Platz.

Der Gründer von „Aachener“ wird mit Haftbefehl gesucht.

Das kreischende Geräusch eines Winkelschleifers hallt am Montagmittag durch das westliche Ende der Fußgängerzone in Wiesdorf. Zwei Arbeiter auf einer Hubbühne sind damit beschäftigt, den Galeria-Kaufhof-Schriftzug an der der Nobelstraße zugewandten Seite des Gebäudes, abzumontieren. Mehrere der großen grünen Kaufhof-Buchstaben liegen bereits auf dem Straßenpflaster. Doch während die Arbeiten für die Vorbereitung der mehrfach verschobene Neueröffnung des Aachener Department Store am Wiesdorfer Platz offensichtlich weitergehen, wird die Nachricht vom Haftbefehl für Aachener-Gründer Friedrich-Wilhelm Göbel in der Stadt mit gemischten Gefühlen aufgenommen.

Von seiten der Stadtverwaltung hieß es am Montag: „Wir sind genauso von der Berichterstattung überrascht worden wie alle anderen. Die Stadtverwaltung wartet und hofft, dass der Aachener Department Store bald öffnet“, teilte die städtische Sprecherin Britta Meyer auf Anfrage mit. Frank Schönberger, Vorsitzender der Werbegemeinschaft City Leverkusen, ist optimistischer. Das Ganze sei „ärgerlich“. „Aber auf den ersten Blick beunruhigt mich das nicht.“

Leverkusen: Regelmäßiger Kontakt zu Geschäftsführer

Er habe regelmäßig Kontakt mit dem Geschäftsführer des künftigen Aachener Department Store. Dieser habe ihm mitgeteilt, dass er bereits jede Menge Ware im Lager für die Eröffnung habe. „Ich gehe weiterhin davon aus, dass der Aachener Department Store irgendwann in diesem Herbst in Wiesdorf seine Neueröffnung feiert“, so Schönberger.

Bereits abmontierte Buchstaben des Kaufhof-Schriftzuges lehnen an der Wand der Filiale.

Bereits abmontierte Buchstaben des Kaufhof-Schriftzuges lehnen an der Wand der Filiale.

Göbel hatte sich Montag weiterhin nicht bei den Hagener Behörden gemeldet, wie Christian Dembowski, Sprecher des Amtsgerichts in der Stadt, auf Anfrage mitteilte. Das Gericht hatte am vergangenen Donnerstag einen Haftbefehl gegen den 60-jährigen Göbel erteilt, weil dieser nicht zu einem Gerichtstermin erschienen war. In dem Verfahren geht es um den Vorwurf der falschen Versicherung an Eides statt in zwei Fällen. Göbels Anwalt, der Düsseldorfer Jurist Philipp Grabensee, wollte sich auf Anfrage zu dem gesamten Vorgang nicht äußern. 

Der Hagener Richter Dembowski verdeutlichte zur Erläuterung, dass es sich nicht um einen Vorführbefehl handele, sondern um einen Haftbefehl. Sollte Göbel sich stellen oder von der Polizei festgenommen werden, komme er in jedem Fall zunächst in Untersuchungshaft, erst dann werde in dem anhängigen Verfahren ein neuer Termin festgelegt.

Gegen Göbel liegen mehrere Urteile vor

Zudem liegen gegen den Unternehmer der Staatsanwaltschaft in Hagen zufolge zwei inzwischen rechtskräftige Urteile vor, eines davon aus dem Januar 2020. Damals verurteilte ihn das Amtsgericht Hagen wegen falscher eidesstattlicher Versicherung zu sechs Monaten Haft ohne Bewährung. Dazu sei auch eine Ladung zum Strafantritt an Göbel ergangen, die vierwöchige Frist zum Strafantritt sei aber noch nicht ganz verstrichen, so Oberstaatsanwalt Gerhard Pauli.

Des Weiteren verurteilte ihn das Amtsgericht in Helmstedt ebenfalls zu sechs Monaten Haft ohne Bewährung wegen Fahrens ohne Führerschein. Warum er die Haftstrafe aus diesem Urteil vom Mai 2021 noch nicht abgesessen hat, dazu wollte sich die zuständige Staatsanwaltschaft in Braunschweig nicht äußern.

Und schließlich verurteilte ihn auch das Amtsgericht Hagen ebenfalls im Mai 2021 bereits einmal wegen Fahrens ohne Führerschein. Die Haftstrafe von sechs Monaten wurde in diesem Fall zunächst zur Bewährung ausgesetzt. Das widerrief das Gericht jedoch später. Nur ist dieser Widerruf noch nichts rechtskräftig.

Von Göbel ist persönlich also einstweilen keine Spur, allerdings soll er sich am Montag in einer E-Mail an Führungskräfte der Kaufhauskette gewandt haben. Das berichtet das Fachmagazin Textilwirtschaft und zitiert aus der Mail, dass sich Göbel für die „zusätzlichen Belastungen“ entschuldige, aber auch klarmache, dass es mit „Aachener“ weitergehen soll. In der Region hatte der Kaufhausketten-Gründer 2022 bereits ein Geschäft eröffnet. Er machte aus einer ehemaligen Sinn-Filiale ein Aachener Modehaus. 

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