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Manforter LappenclownsNeue Karnevalsgesellschaft mit 49 Jahren Tradition steht allen offen

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Leverkusen NeugründungManforter Lappenclowns. Prinzenburg Brauhaus Janes mit Prinz und Gefolge.
Foto: Michael Wand
Foto: Michael Wand

Die Manforter Lappenclowns, hier mit grün-bunten Narrenkappen, feierten am Wochenende mit Prinz Marijo I. dessen Einzug in die Prinzenburg im Brauhaus Janes.

Frauen dürfen keine Mitglieder in der Karnevalsgesellschaft werden? Das wollten die Manforter Lappenclowns nicht länger gelten lassen.

Karneval ist Männersache. Bei diesem Satz würden viele wohl den Kopf schütteln. Dennoch gibt es sie noch: Karnevalsgesellschaften, die allein Männer als Mitglieder aufnehmen. Zu ihnen zählen unter anderem „Karnevalsfreunde Manfort 1930 e.V.“. Lange lief die freie Fußgruppe „Manforter Lappenclowns“, bestehend aus zahlreichen Frauen, Kindern und auch Männern, unter dem Dach der Karnevalsfreunde beim Wiesdorfer Zug mit. Nach rund 49 Jahren entschieden die Jeckinnen und Jecken, sich zu emanzipieren.

Manforter Lappenclowns: Seit Mai 2022 eingetragener Verein

Seit Mai vergangenen Jahres sind sie offiziell als unabhängiger Verein eingetragen und starten mit 23 Mitgliedern voller Erwartungen und neuer Möglichkeiten in die Session. Die erste Vorsitzende Klaudia Schmidt, die seit 25 Jahren in der Fußgruppe mitläuft, berichtet über die Vorteile und Ziele der Neugründung.

Sie ist froh, Frauen mit im Verein zu haben, denn die 51-Jährige weiß: Lange standen die Karnevalistinnen außen vor, zumindest was die Mitgliedschaft anging. Das ließ bei einigen Jeckinnen der freien Fußgruppe das Gefühl aufkommen: „Da gehöre ich nicht hin“. Die „antiquierten Strukturen“ lehnt Schmidt ab: „Wir sind alle moderne Frauen, gehen arbeiten und dürfen da kein Mitglied sein?“ Mit ihrem rein weiblichen Vorstand setzen sie nun ein Zeichen. Denn die Lappenclowns brennen für einen Karneval für die ganze Familie und seien schon seit jeher eine Familiengruppe.

Vor allem aus finanzieller Sicht eröffnet die Anmeldung als Verein neue Möglichkeiten: Eigene Sponsoren können angeworben und Spendenquittungen ausgestellt werden. Sechs Sponsoren, auch Senatoren genannt, konnten sie bereits für sich gewinnen. Ihr Ziel: Das Mitgehen beim Zug muss für Familien trotz der steigenden Preise weiterhin bezahlbar bleiben. Erwachsene Mitglieder zahlen 60 Euro plus Kosten für Wurfmaterial. Für Familien können preisliche Staffelpakete erstellt werden. Doch zum Mitlaufen muss man bei den „Manforter Lappenclowns“ kein Mitglied sein. Gäste sind seit Beginn der freien Fußgruppe immer willkommen, in diesem Jahr sind es sieben.

Beim Wurfmaterial legen die Karnevalisten Wert auf Qualität. „Lieber gutes Zeug, dafür weniger“, resümiert die erste Vorsitzende. Man wolle, dass die Kamelle aufgehoben, statt von Kehrmaschinen am Ende aufgekehrt wird.

Auch bei den Kostümen unterstützen die Mitglieder die Neuankömmlinge. Im ersten Jahr können noch Anzüge aus einem kleinen Fundus an Leihkostümen entliehen werden, „und danach muss genäht werden.“ Schmidt weiß aus Erfahrung: „Das ist echte Fleißarbeit.“

Mützen im Lappenstil als neues Markenzeichen

Neu in diesem Jahr ist auch ihr Markenzeichen. Von den roten Perücken verabschieden sie sich. Grund dafür: Auf dem Markt seien nur noch solche der Sorte „Billigschiene“ zu finden. Das neue Markenzeichen sollen Mützen im Lappenstil aus Handarbeit sein. Die bunten Lappenclown-Kostüme bleiben natürlich auch.

Da sie als neu angemeldeter Verein im vergangenen Jahr viel zu organisieren hatten, konnten sie noch keine eigenen öffentlichen Veranstaltungen auf die Beine stellen, erläutert die Vorsitzende. Planungen für nächstes Jahr seien bereits in vollem Gange.

Der Umschwung sei kein Bruch mit den „Karnevalsfreunden Manfort“ betont Schmidt: „Wir trennen uns nicht im Zorn von den Karnevalsfreunden.“ Die Lappenclowns werden weiterhin an Sitzungen und Veranstaltungen der Karnevalsgesellschaft, in der ihr Mann auch weiterhin Mitglied ist, teilnehmen. Und auch nach dem Zug führt sie ihr jeckes Treiben in die gleiche Vereinskneipe zum Feiern wie seit Jahren. Doch auf dem Wiesdorfer Umzug gehen sie nun stolz ihren eigenen Weg.

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