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„Silent Reading Party“Leverkusener lesen in stiller Gemeinschaft

4 min
Silent reading Party in der Stadtbibliothek Leverkusen

Gemütlichkeit und Ruhe: Silent Reading Party in der Stadtbibliothek Leverkusen

Zum Tag der Bibliotheken gab es in Leverkusen eine ganz besondere Party

Die Pforte zur Gemütlichkeit liegt mitten in der Rathaus-Galerie. Es braucht nur einen Schritt, um das grelle Licht, die Schaufenster und die Sonderangebote hinter sich zu lassen. Am Freitagabend bot die Stadtbibliothek Leverkusen all denjenigen eine Zuflucht, die Ruhe statt Schnäppchen suchten.

Zum Tag der Bibliotheken am 24. Oktober hatte das Team der Bücherei zu einer „Silent Reading Party“ eingeladen. Das Motto: „Handy aus, Buch an.“ Drei Stunden lang konnten Interessierte dort „zum stillen, aber gemeinsamen Lesen in entspannter Atmosphäre“ zusammenkommen, hieß es in der Ankündigung.

Kleine Lampen statt große Strahler

Und so geht dort pünktlich um 18 Uhr das große Licht aus – und viele kleine Lampen an. Auf Sofas und Sesseln sitzen zu Beginn fünf Leute. Manche versunken in Büchern, andere in den Bildschirmen ihrer E-Book-Reader. Eine von ihnen ist Anne Preußner aus Leverkusen. Sie sei im Internet durch Zufall auf die Silent Reading Party gestoßen. „Ich wollte eigentlich wissen, was am Freitagabend in Leverkusen so los ist.“ Die zweifache Mutter ist oft in der Bibliothek. Meistens mit ihren Kindern. Die Silent Reading Party kommt ihr gelegen, denn „im Alltag ist es oft schwer, nach 18 Uhr noch in Ruhe zu lesen.“ Heute hat sie Glück: Ihr Mann passt auf die Kinder auf. So kann sich Preußner ganz auf ihren Roman konzentrieren. Sie liest „Spell Shop: Vom Zauber der kleinen Dinge“, geschrieben von Sarah Beth Durst. Es geht um eine Bibliothekarin, die sich mit einer sprechenden Pflanze auf einer Insel ein neues Leben aufbaut. „So richtig zum Träumen“, sagt Preußner. Das Genre: Cozy Fantasy, also „gemütliche Fantasieliteratur“.

Großbrand verhindert Premiere

Während Preußner und die anderen in ihren Büchern versinken, knipst Cassandra Hennes von der Stadtbibliothek kleine Lampen an und setzt heißes Wasser für Tee auf. Sie freue sich, dass die Silent Reading Party endlich stattfinden kann, sagt sie. Die war nämlich schon für letztes Jahr geplant. Doch an dem Tag kam der Großbrand beim Chemiewerk Dynamit Nobel dazwischen und die Leverkusener sollten zu Hause bleiben. „Das war einfach Pech“, sagt Hennes. Davon bleibt das Team der Stadtbibliothek am Freitag verschont.

Wie die Idee für die Party entstanden ist? „Wir wollten zum Tag der Bibliotheken etwas Besonderes anbieten“, sagt Hennes. „Und was passt da besser als ein paar Stunden, in denen es ganz bewusst nur ums Lesen geht?“ Dafür fehle oft die Ruhe. Besonders praktisch: In diesem Jahr kam der Bayer 04-Hilfstag in die Stadtbibliothek. Das Team des Fußballvereins hat Wände gestrichen und einen Sitzbereich aufgebaut „Seitdem ist es hier richtig wohnlich“, sagt Hennes. „Das passt für den Abend natürlich gut.“

Lesen in stummer Gemeinschaft

Auf einem Sofa im neuen Sitzbereich haben Sandra Ausborn und ihr Mann Momme einen Platz gefunden. Sie liest „Gefährliche Aussicht“, einen französischen Krimi von Julie Dubois. Das Genre nennt sich „Cozy Crime“, also „gemütlicher Krimi“. Es ist schon das fünfte Buch, das die Leverkusenerin von der Autorin liest. „Langsam wird es spannend“, sagt sie. Ihr gefalle die Atmosphäre bei der Silent Reading Party. „Es ist richtig schön hier.“ Es sei auch gut, herauszukommen und gemeinsam mit anderen zu lesen. „Sonst lesen wir nur zu Hause, heute eben hier.“

Ihr Mann Momme blickt von seinem E-Book-Reader auf, wo er „Limit“ von Frank Schätzing geöffnet hat. „So wie heute habe ich die Bibliothek noch nie gesehen“, sagt er. „Es ist einfach gemütlich.“ Dass um kurz vor 19 Uhr noch nicht so viele Leute da sind, sei schade. „Aber vielleicht wird das ja noch.“

Und tatsächlich: Bis zum Ende der Party finden noch einige Leute ihren Weg in die Stadtbibliothek. Das freut Cassandra Hennes. „Es wurde in den Regalen gestöbert, Neues entdeckt und bei Interesse ausgeliehen.“ Auch den Besuchern habe der Abend gefallen. Manche haben nach einer Wiederholung der Silent Reading Party gefragt, berichtet Hennes. „Wir werden überlegen, wie sich diese oder eine ähnliche Veranstaltung in das Programm der Stadtbibliothek einbinden lässt.“ Und so könnte sich die Pforte der Gemütlichkeit schon bald wieder öffnen.