TMD-Friction-Deal mit VWDie Bremse für den ID.3 kommt aus Leverkusen

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Das Lager in Hitdorf ist inzwischen der größte Stützpunkt der früheren Textar in Leverkusen. Über diese Drehscheibe werden auch die Bremsbeläge für den VW ID.3 versandt.

Das Lager in Hitdorf ist inzwischen der größte Stützpunkt der früheren Textar in Leverkusen. Über diese Drehscheibe werden auch die Bremsbeläge für den VW ID.3 versandt.

Leverkusen – Was ist denn das? Volkswagen kommt mit seinem ID.3, und das erste vollelektrische Modell des größten Autokonzerns der Welt hat Trommelbremsen, zumindest an der Hinterachse. Alte Technik, die mit der Leistung von Scheibenbremsen kaum mithalten kann. So sagt man seit vielen Jahren. Trotzdem hat sich VW so entschieden, und das ist gut für TMD Friction. Denn die frühere Textar liefert die Bremsbeläge für den ID.3, mit dem Volkswagen ins E-Auto-Zeitalter durchstarten will.

Unter Umweltgesichtspunkten sei der Einsatz der Trommelbremse nur konsequent, heißt es am Leverkusener Hauptstandort von TMD in Hitdorf: Weil sich die Bremse in einem geschlossenen Gehäuse befindet, trete sehr viel weniger Bremsstaub direkt in die Umwelt aus. Und um solche Emissionen geht es in der nächsten Umwelt-Norm Euro 7. Dass die TMD-Beläge kein Kupfer enthalten, sei selbstverständlich.

Starke Bremsen sind nicht mehr so wichtig

Dazu kommt ein Aspekt, auf den auch der ehemalige TMD-Friction-Manager Roman Milczarek setzt, der mit seinem Manforter Start-up Liqfric Beläge entwickelt, die auf flüssiger Basis hergestellt und nicht mehr gebacken werden: Weil Elektroautos zur Schonung der Akkus so viel Bremsenergie wie möglich in ihre Stromspeicher zurück leiten, brauchen sie weniger starke Bremsen. Denn die Beläge „überhitzen meist nicht durch Einzelbremsungen, sondern eher durch Dauerbremsungen wie beispielsweise bei Bergabfahrten oder sich ständig wiederholenden Folgebremsungen“, erläuterte am Dienstag Vincenzo Di Caro von TMD Friction.

„Doch die thermischen Belastungen bei dieser Art von Abbremsungen reduzieren sich durch die Unterstützung der Rekuperation bei E-Fahrzeugen stark. Das eröffnet neue Möglichkeiten für den Einsatz der Trommelbremse.“

Vor diesem Hintergrund denkt Roman Milczarek einfach über kleinere Scheibenbremsen nach und baut in Sachen Umwelt auf weniger Staub wegen des herstellungsbedingt etwas weicheren Liqfric-Belagmaterials.

Wie einst beim Käfer

Der etablierte Hersteller TMD-Friction beschreitet den konventionellen Weg. Aber auch dort spielt außerdem die Frage eine Rolle, wie schwer das Bremssystem insgesamt ist. Im VW ID.3 werden die hinteren Trommeln auch die Funktion der Handbremse haben. Dafür seien sie konstruktionsbedingt besser geeignet als Scheiben, heißt es. Für den E-Volkswagen seien sie also die „ideale Lösung“, erklärte Di Caro weiter. Das gelte umso mehr, als der ID.3 nicht den bei Volkswagen sonst üblichen Vorderrad-Antrieb hat. Die Leistung kommt wie einst beim Käfer über die Hinterräder auf die Straße. Das ermöglicht höheren Bremsdruck.

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Insgesamt ermögliche die Elektrifizierung des Autos als eine Renaissance der guten alten Trommelbremse. Das ist jedenfalls der Schluss, den man bei TMD-Friction zieht. Bei Liqfric sieht das ganz anders aus.

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