Vorsorge vor AnsteckungLeverkusener Schneiderin näht Schutzmasken statt Brautkleider

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Schneiderin Inna Krispenz, die sonst vor allem festliche Brautkleider anfertigt, stellt nun, in Zeiten der Pandemie, Schutzmasken für das Klinikum her.

Leverkusen – Normalerweise sorgt Inna Krispenz dafür, dass der schönste Tag im Leben perfekt wird. An ihrer Nähmaschine kreiert sie Mädchenträume in Weiß – normalerweise. Seit der Corona-Krise ist auch in ihrem Atelier in Bergisch Neukirchen alles anders. Das Standesamt hat die Trau-Termine im März abgesagt, bis auf Weiteres werden keine neuen vergeben. „Ich bekomme per Mail und Telefon nur noch Absagen“, berichtet Inna Krispenz. Die Corona-Krise entzieht der Schneiderin die Existenzgrundlage.

Die Nähmaschine rattert weiter

Die Leverkusenerin will aber nicht untätig bleiben. Ihre Nähmaschine rattert also weiter. Inna Krispenz näht nun statt Brautkleider im Akkord Schutzmasken. 100 Stück will sie zum Städtischen Klinikum Karlsruhe schicken. Die Leverkusener Schneiderin wurde nicht etwa von der Stadt Karlsruhe beauftragt. Es war eine befreundete Ärztin, die ihr in Tränen aufgelöst berichtet hatte, dass es auf ihrer Station keine einzige Schutzmaske mehr für das medizinische Personal gebe.

„Die Ärzte und Schwestern können sich nicht mehr vor dem Virus schützen. Das ist furchtbar“, sagt Inna Krispenz, die sich dazu entschloss, für eine kleine Aufwandsentschädigung ebenjene Masken zu nähen. Sie will helfen.

Daher hat sich Inna Krispenz auch an Oberbürgermeister Uwe Richrath mit demselben Vorschlag gewandt. „Ich weiß, dass Schutzmasken auch in Leverkusen knapp sind.“ Inna Krispenz arbeitet eifrig und konzentriert mit dem, was sie noch zur Verfügung hat.

Es muss Baumwolle sein

Die meisten Stoffe in ihrem Atelier, Polyester, Spitze, Tüll und Co., eignen sich nicht für Schutzmasken. „Es muss schon Baumwollstoff sein, durch den man auch gut atmen kann. Außerdem sollte er bei 60 bis 90 Grad waschbar sein“, sagt die Schneiderin.

Solange die Stoffgeschäfte geschlossen sind, ist es schwer, an Nachschub zu kommen. Für 100 Schutzmasken hat die Schneiderin zwei Tage gebraucht. Zuschneiden, bügeln und nähen – das alles ist machbar, sagt sie. „Das ist aber nicht meins, ich würde lieber Brautkleider nähen.“ An ihrer eigentlichen Arbeit schätzt sie, so nah die freudigen Emotionen der Bräute mitzuerleben, wenn sie zum ersten Mal ihr Traumkleid sehen.

Heute ist es anders. „Viele weinen jetzt vor Enttäuschung, wenn sie ihr Kleid abholen. Weil sie nicht wissen, wann sie denn jetzt heiraten können“, sagt die Schneiderin, die nur schwer mit diesen emotionalen Ausbrüchen umgehen kann. „Einige Hochzeiten wurden auch komplett abgesagt, weil Beziehungen unter der Quarantäne zerbrochen sind.“

Kundschaft bricht weg

Für Inna Krispenz ist es auch keine leichte Situation. Normalerweise ist der April ein sehr guter Monat in Sachen Brautkleider. In der Hochzeitssaison, von März bis September, hat die Leverkusenerin sonst gut zu tun. „Es finden auch keine Kommunionen, Konfirmationen und Abibälle mehr statt. Das sind alles meine Kunden“, berichtet sie. „Es ist alles tot.“

Nun hofft sie darauf, dass man bald Anträge auf Hilfe vom Staat stellen kann, um die Umsatzeinbußen abzufedern. „Ich könnte mich für diese Zeit auch umspezialisieren, aber ich möchte die Situation auch nicht ausnutzen“, sagt Inna Krispenz mit Blick auf andere Anbieter, die teils horrende Summen für Schutzmasken aufrufen.

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In die Großproduktion will die Solo-Selbstständige mit ihren Masken nicht gehen. Gleichwohl wäre sie bereit, Masken für Privatleute nach Absprache anzufertigen. Helfen will sie aber vor allem Krankenhäusern. „Es ist schlimm, was da gerade passiert.“

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