BergneustadtChristian Baumhof verkauft nach 35 Jahren seine Buchhandlung

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Christian Baumhof in seinem Reich.

Christian Baumhof in seinem Reich.

Bergneustadt – Wäre er 2014 in der Stichwahl Bergneustädter Bürgermeister geworden, hätte er sein Geschäft damals schon abgegeben. Jetzt aber ist es tatsächlich soweit: Nach 35 Jahren hat Christian Baumhof seine Buchhandlung verkauft. Ende dieser Woche ist Schluss. Dann kommt er nur noch als Kunde oder als Aushilfe.

Keine Übernahme durch große Buchhandelskette

Übernommen haben das Geschäft drei Mitglieder von „Anabel“, einer Einkaufsgenossenschaft kleinerer Buchhandlungen, die es sich als b.service GmbH zur Aufgabe gemacht haben, kleinere Buchgeschäfts vor der Übernahme durch eine der großen Buchhandelsketten zu bewahren. Das war Baumhof wichtig. So kann er sicher sein, dass seine vier Mitarbeiterinnen übernommen werden und das Geschäft so bleibt, wie er es aufgebaut und eingerichtet hat, seit er vor elf Jahren von der Hauptstraße am Fuße der Altstadt mitten ins Stadtzentrum wechselte und die Verkaufsfläche dabei auf 180 Quadratmeter nahezu verdoppelte.

Bevor er Geschäftsmann wurde, hatte Baumhof auch schon mit Büchern zu tun – mit Sparbüchern. 15 Jahre war er Kundenberater bei der Sparkasse im Ort. 1985 dann erlitt der passionierte Fußballer einen schweren Sportunfall. Acht Monate lag er im Krankenhaus, hatte viel Zeit zum Lesen – und zum Nachdenken. Nach seiner Genesung stand der Entschluss fest, etwas Neues anzufangen. Und als Hubertus Dan seinen Buchladen an der Hauptstraße, über dem Baumhof damals wohnte, zugunsten einer Stelle in der städtischen Bücherei aufgeben wollte, griff Baumhof zu. „Den sicheren Job in der Sparkasse aufgeben für einen Buchladen – verstanden hat das damals keiner“, erinnert sich Baumhof, „aber die Hauptsache war ja, dass ich es verstand.“ Der Buchladen, das stellte sich rasch heraus, war genau sein Ding.

Pro Woche liest Baumhof bis zu fünf Bücher

Er lernte unzählige neue Menschen kennen: „Im Buchhandel arbeitest Du nur mit tollen Kunden zusammen, und es war mir eine Ehre, mit ihnen arbeiten zu dürfen.“ Es wurde ein Geschäft auf Gegenseitigkeit: Er empfahl seinen Kunden Bücher und wurde anhand von deren Bestellungen auf Bücher und Autoren aufmerksam wurde, die er bis dahin noch nicht kannte.

20 000 Bücher stehen in Baumhofs Laden, von 80 Prozent kann er sofort sagen, ob er sie vorrätig hat, weil er das Einräumen in die Regale oft selbst übernimmt. Und weil er natürlich viel liest. In der Woche schafft er an die fünf Bücher, dazu Rezensionen etwa in der Tageszeitung und die vielen Buchkataloge, in denen Verlage ihre Neuerscheinungen bewerben. Je besser er Kunden im Laufe der Jahre kennengelernt hat, desto treffsicherer sind seine Empfehlungen.

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Ein Gutteil des Geschäfts läuft heute via Internet, die Hälfte von Baumhofs Kunden wohnt außerhalb Bergneustadts und Oberbergs. In Zeiten der E-Books kann es vorkommen, dass Stammkunden Bücher in ihrem Posteingang finden, die sie gar nicht bestellt haben. Kurz darauf folgt dann sein Anruf: „Ich hab Dir was geschickt, das ist der Hammer! Das musst Du lesen!“ Fast immer liegt er richtig damit.

Baumhof steigt aus in einer Zeit, da sich der Buchhandel stark verändert. Die Pandemie hat großen Schaden angerichtet. „Das war anstrengend und verlustreich.“ Und so freut sich der Pensionär auf eine Zeit, in der im Urlaub nicht mehr spätestens ab dem dritten Tag ans Geschäft denken muss. Konkrete Pläne hat er nicht, aber Ideen. Ein halbes Jahr eine Almhütte bewirtschaften, das könnte ihm gefallen. „Ich komme von einem Bauernhof, das traue ich mir zu.“ Für Bergneustadt möchte er sich gerne weiter einsetzen als Vorsitzender des Vereins Stadtmarketing.

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