„Bleiben Sie kritisch und fair“Bürgermeisterin Anne Loth appelliert an Wipperfürther

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Anne Loth, hier bei einer früheren Rede.

Anne Loth, hier bei einer früheren Rede.

Wipperfürth – Der direkte Kontakt zu den Menschen sei ihr sehr wichtig, das hat Bürgermeisterin Anne Loth immer wieder betont. Doch wegen Corona ist das nur eingeschränkt möglich. Und so wählte Loth einen ungewöhnlichen Weg der Kommunikation: Im Haupt- und Finanzausschuss, der zur Zeit die Funktion des Rates übernimmt, wandte sie sich mit einer Ansprache direkt an die Wipperfürther. Die Ausschusssitzung wurde live im Internet übertragen, die Aufzeichnung ist abrufbar.

„Als Bürgermeisterin gehöre ich auch nach draußen, auf die Straßen und Plätze, unter die Menschen. Der Austausch mit Ihnen fehlt mir“, so Loth. Doch das sei nichts im Vergleich zu Menschen, die sich in Sorge oder Trauer um Familienangehörige befänden. Loth lobt die engagierten Frauen und Männer in Kliniken, Pflegeheimen, in der Kinder- und Jugendarbeit. Familien seien besonders gefordert, sie müssten Homeschooling und Homeoffice verbinden und auf Freunde, Sport und gemeinsame Freizeit verzichten.

Appell für eine Streitkultur

Der Verzicht auf Trauerfeiern, auf runde Geburtstage und Hochzeitstage, wiege schwer, so Loth. Jugendliche hätten ein besonderes Recht auf ausgelassenes Feiern, der 18. Geburtstag oder die Abschlussprüfungen, doch die könnten nicht gebührend gefeiert werden. Das gesellschaftliche Miteinander sei eingefroren, Vereinsleben, Veranstaltungen, kulturelle Inspiration würden fehlen, erst recht denen, die davon ihre Existenz bestreiten.

Umso dankbarer sei sie allen, die sich gegen die Widrigkeiten der Pandemie stellen. Loth erwähnt Ladeninhaber, die Drahtzieherei, Apotheker und Ärzte, lobt auch die Verwaltung und IT-Spezialisten, die digitale Ausweichmöglichkeiten schaffen würden. Ihr Dank gehe auch an Ordnungsamt und Polizei.

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Die Rede der Bürgermeisterin ist zugleich eine politische Standortbestimmung. Politik, so Loth, habe die Aufgabe, den unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten gerecht zu werden. „Das geht nicht mit Autorität, das funktioniert nicht mit Machtworten.“ Es brauche den gesellschaftlichen Diskurs, die Auseinandersetzung. Zum Schluss ihrer Rede appelliert die Bürgermeisterin eindringlich und macht Mut: „Bleiben Sie kritisch, bleiben Sie engagiert, aber bleiben Sie fair. Lassen Sie nicht zu, dass die Krise dazu führt, dass die Lauten mehr Recht bekommen als die Leisen.“ Eine Ende der Pandemie sei absehbar, dann könne es wieder einen Wipperfürther Musiksommer und einen Feierabendmarkt geben. (cor)

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