Abo

Nur der Bav macht weiterDRK, Caritas und Awo geben ihre Altkleidercontainer in Oberberg auf

4 min
Nur noch bis Ende des Jahres stehen die Container von DRK und Awo. Künftig sammelt nur noch der Bav Altkleider per Container ein.

Nur noch bis Ende des Jahres stehen die Container von DRK und Awo. Künftig sammelt nur noch der Bav Altkleider per Container ein.

Altkleidercontainer wird es künftig in Oberberg deutlich weniger geben. Bis auf den Bav haben sich die anderen Betreiben zurückgezogen.

Die Arbeiterwohlfahrt (Awo) Oberberg hat in einer Mitteilung angekündigt, zum Ende dieses Jahres die Altkleidersammlung mittels Containern einzustellen. In den Secondhand-Läden der Awo würden die Kleidungsstücke aber nach wie vor wiederverwertet, so die Organisation. Auch das Deutsche Rote Kreuz wird seine Altkleidersammlung zum Jahresende einstellen, in Wipperfürth sind die Container schon vor einigen Monaten abtransportiert worden. Das berichtet Martin Skorupski, Geschäftsführer des DRK Oberberg, auf Anfrage.

Die Caritas Oberberg hat ebenfalls keine Altkleidercontainer mehr. Der bisherige Dienstleister sei in Konkurs gegangen und habe die Container abgebaut, informiert Vorsitzender Andreas Rostalski. Man habe gar nicht erst nach einem anderen Anbieter gesucht. Auch deshalb nicht, weil der Verdienst aus der Sammlung per Textilcontainer in den ersten drei Monaten dieses Jahres im niedrigeren dreistelligen Bereich gelegen habe. „Das Geschäftsmodell Altkleidercontainer hat ausgedient, damit ist kein Geld mehr zu verdienen“, so sein Fazit. In den Containern sei kaum noch brauchbare Kleidung zu finden gewesen. Die Caritas überlege, eine andere Strategie zu entwickeln, denn das Thema Nachhaltigkeit sei ihr wichtig. Gute gebrauchte Kleidung nehme das Sozialkaufhaus in Gummersbach entgegen und bei der persönlichen Abgabe sei die Qualität der Kleidung sehr viel höher und damit auch die Weiterverwendung möglich, schildert Rostalski.

Entscheidung ist nicht leicht gefallen

Mit der Entscheidung zum Abbau habe sich das DRK nicht leicht getan, sagt Skorupski. Man habe lange darüber nachgedacht, aber es lohne sich einfach nicht mehr. Je nach Standort sei der Inhalt der Container eine Katastrophe und eine Zumutung für jeden Mitarbeiter gewesen. Auch der Zustand rund um die Container habe immer wieder zurecht für Verärgerung bei Anwohnern gesorgt. Sie seien oft als Müllabladeplatz missbraucht worden.

Zudem seien die Container, insbesondere die Containerbrücken, in denen die Altkleider zum Transport per Lastwagen gelagert wurden, häufiger aufgebrochen worden. Die guten Sachen seien gestohlen, der Rest sei durchwühlt und teils auf die Straße geworfen worden, sodass vieles unbrauchbar war. Rund 100 Container der Caritas werden bis zum Ende des Jahres abgebaut, betroffen sind Standorte in Bergneustadt, Derschlag, Engelskirchen, Gummersbach, Hückeswagen, Marienheide, Morsbach, Nümbrecht, Waldbröl und Wiehl. „Es tut uns leid, denn wir haben mit der Altkleidersammlung eine lange Tradition, aber es geht einfach nicht anders“, so Skorupski. Der Markt für die Altkleider sei zusammengebrochen, einige Unternehmen in dieser Branche bereits in der Insolvenz.

Kleiderkammern nehmen nach wie vor Altkleidung an

Der jetzige Rückzug bedeute allerdings nicht, dass sich das Rote Kreuz nie mehr mit dem Thema beschäftigen werde. Die Idee bleibe gut, der Bedarf an Secondhand-Kleidung sei nach wie vor vorhanden. Eventuell sei eine andere Form der Sammlung sinnvoll, so der Geschäftsführer. Die Kleiderkammern sind in seinen Augen nach wie vor eine wichtige Einrichtung und auch die richtige Anlaufstelle, um gebrauchte Kleidung abzugeben.

Das Geschäftsmodell Altkleidercontainer hat ausgedient, damit lässt sich kein Geld mehr verdienen.
Andreas Rostalski, Vorsitzender Caritas Oberberg

„Die Belastungen, die Altkleidersammlungen seit langem für unsere gemeinnützige Arbeit mit sich bringen, sind immens und viel größer als ihr Nutzen“, sagt Evelyn Timm, Vorsitzende des Awo-Kreisverbandes Rhein-Oberberg. Vor allem der aufgrund zunehmender Fast-Fashion gesättigte Altkleidermarkt sowie ein oft Vandalismus ähnlicher Umgang mit den Containern hätten den Kreisverband nun zur Aufgabe gezwungen.

Die Awo engagiere sich jedoch weiterhin für die nachhaltige Verwertung von Kleidung in ihren Secondhand-Läden. So gibt es seit mehr als 40 Jahren bereits die „Fundgrube“ des Ortsvereins Engelskirchen-Overath. Die rund 20 Ehrenamtlichen sortieren dort die abgegebenen Kleidungsstücke und bieten sie im Geschäft gegen ein geringes Entgelt an. Doch   auch hier werde die Arbeit durch verschmutzte und beschädigte Ware erschwert. „Derzeit sind weit mehr als drei Viertel der abgegebenen Kleidungsstücke nicht zur Weitergabe geeignet“, sagt Beate Ruland, Vorsitzende des Ortsvereins.

Künftig ist der Bergische Abfallwirtschaftsverband (Bav) die einzige Einrichtung, die noch Altkleidercontainer betreibt. Rund 200 sind es im Kreisgebiet. Christoph Rösgen, Leiter der Abfallwirtschaft, bestätigt, dass der Absatzmarkt komplett zusammengebrochen und mit Altkleidern kein Geschäft mehr zu machen sei. Die Qualität in den Containern sei immer schlechter geworden. Einige Standorte seien noch okay, aber etliche auch zur Müllabladestelle verkommen. Alternative Methode der Industrie zur Verwertung der Altkleider, etwa große Reißanlagen, gebe es nicht. Er geht davon aus, dass es durch die Rücknahmepflicht der Hersteller ab 2028 eine Besserung geben werde.